Bildende Kunst – Mitglieder

Carl von Grüneisen

Oberkonsistorialrat, Kunstschriftsteller

Am 17. Januar 1812 in Stuttgart geboren,
gestorben am 28. Februar 1878.
Von 1845 bis 1878 Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Künste, Berlin, Sektion für die Bildenden Künste.

Biographie

Carl von Grüneisen, Theolog, Dichter und Kunstschriftsteller wurde am 17. Januar 1802 zu Stuttgart als ein Sohn des als erster Herausgeber des Stuttgarter Morgenblattes bekannten Oberkonsistorialrath Carl Christian Heinrich Grüneisen (gest. 1839) geboren. Schon frühzeitig wurde in ihm die Liebe zur bildenden Kunst und zur Poesie geweckt; seine Freizeit verbrachte der Knabe am liebsten in der Werkstatt des der Familie innig befreundeten Dannecker. Aus innerer Neigung widmete er sich dem Studium der Theologie, zunächst auf dem evangelischen Stift der Universität Tübingen, dann in Berlin unter Schleiermacher, zu dessen eifrigsten Schülern er zählte. Nachdem er im Sommer 1824 seine Studien beendet hatte, bereiste er Deutschland und Italien, folgte 1825 einem Rufe als Hofgeistlicher der Schloßkirche nach Stuttgart, wurde 1835 Hofprediger daselbst und Oberconsistorialrath. Später wurd er zum Feldprobst und zum Prälaten ernannt. 1868 trat er in den Ruhestand und 1878 am 28. Februar verstarb er zu Stuttgart. Die Akademie der Künste zu Berlin wählte ihn in Anerkennung seiner Verdienste um die Kunst am 29. März 1855 zu ihrem Ehrenmitgliede. Seine dankbare Erinnerung an diese 'ihm Seitens der Akademie früher erwiesene ehrende Aufmerksamkeit' findet in der letztwilligen Verfügung Ausdruck, durch welche er der Akademie eine interessante Grundzeichnung von Manuel vermacht hat. Grüneisen, welcher bereits 1823 einen Band Bücher, von denen viele volkstümlich wurden, herausgegeben hatte, beteiligte sich bereits seit dem Jahre 1829 an der Redaction des 'Kunstblattes', dessen Leitung er im Jahre 1842 unter der Mitwirkung von Franz Kugler und Ernst Foerster übernahm und welches eine große Zal kunstkritischer und kunstgeschichtlicher, meist dem Gebiete der christlichen Kunst entlehnter Abhandlungen aus seiner Feder brachte. - Um für dieses weite Gebiet ein selbständiges Organ zu schaffen, gründete er 1858 im Verein mit dem ihm durch innige Freundschaft verbunden Schmaase und Schnorr von Carolsfeld - geb. 1794 gest. 1872 - das 'Christliche Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus'. Von seinen weiteren Schriften sollen hier noch erwähnt werden: 'Ueber Bedeutung und Geschichte des Todtentanzes'; 'Der salomonische Tempelbau'; 'Ueber den Kunstguß in den ersten drei Jahrhunderten der Kirche'; 'Ueber die bildliche Darstellung der Gottheit' (Stuttg. 1828); 'Ueber das Sittliche der bildenden Kunst bei den Griechen' (Leipzig 1833, nachdem dieser Aufsatz zunächst in der 'Zeitschrift für historische Theologie' erschienen war); 'Die altgriechische Bronze des Tuxschen Kabinets in Tübingen' (Stuttgart 1835); 'Nicolaus Manuel; Leben und Werke eines Malers, Dichters, Kriegers, Weltmannes und Reformators im 16. Jahrhundert' (ebenda 1837); 'Ulm's Kunstleben im Mittelalter' (mit Ed. Mauch, Ulm 1840); 'de protestantissimo artibus (...)'. Sein 'Christliches Handbuch in Gebeten und Liedern' (Stuttgart 1846 fand die weiteste Verbreitung.
(Auszug aus der Matrikel der Akademie der Künste)