Bildende Kunst – Mitglieder

Gustav Lüderitz

Kupferstecher

Am 15. Dezember 1803 in Berlin geboren,
gestorben am 13. Februar 1884.
Von 1839 bis 1884 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, Berlin, Sektion für die Bildenden Künste.

Biographie

Lüderitz, Karl Friedrich Gustav, Kupferstecher, wurde am 15ten December 1803 zu Berlin als ein Sohn des (...) C. G. Lüderitz geboren. Seiner früh mit Entschiedenheit zu Tage tretenden Neigung zur Kunst folgend, widmete er sich dieser, empfing von seinem Halbbruder Carl Hübner den ersten Unterricht und trat mit 16 Jahren - 1819 - in die Berliner Akademie der Künste und vorzüglich vorbereitet 1822 in das Atelier des Kupferstechers Professor Buchhorn, wo er sich bald derartig auszeichnete, daß er zum (...) Eleven ernannt wurde. Im Jahre 1827 erhielt er auf Antrag der Akademie eine königliche Pension, um eine mehrjährige Studienreise machen zu können. Er ging zu seiner weiteren Ausbildung nach Paris, wo er Schüler von Th. Richomme wurde und auf der Akademie fleißig nach dem lebenden Modelle und der Antike zeichnete. In Paris erlernte er auch die Technik der Schwarzkunst (...), welche er später besonders ausgebildet hat. Dort entstand auch u. a. die später von ihm unter Leitung Richomme's in Linienmanier gestochene Zeichnung nach Rafaehls Gemälde "Der Erzengel Michael" (im Louvre). Mit diesem Stiche beschickte er 1830 von Paris aus die Kunstausstellung der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin und führte sich mit diesem, wenn auch damals noch unvollendetem Werke, nicht unvorteilhaft in der Kunstwelt ein. - Zu der Kunstausstellung sandte er von London aus den inzwischen vollendeten Stich. Nach dem zuletzt genannten Orte hatte er sich im Frühjahr 1832 von Paris aus begeben, um hier unter Cousin's Leitung den Mezzotintostich und die verschiedenartige Behandlung der Holzplatte kennen zu lernen. Die erste Probe seiner Schabkunst gab er in dem Blatte "Prinzessin Marguerite als Kind nach Velasquez. - Nach fünfjähriger Abwesenheit kehrte er in demselben Jahr nach Berlin zurück, wo er nunmehr seinen dauernden Wohnsitz nahm und hier in mehr als fünfzigjähriger Tätigkeit eine Anzahl hervorragender Werke schuf und eine ersprießliche Tätigkeit als Lehrer entfaltete. In Berlin wurde er gleich nach seiner Rückkehr von dem Verein der Kunstfreunde mit der Ausführung einer großen Platte nach C. F. Lessings Bilde 'Das trauernde Paar' beauftragt, den er im Frühjahr 1938 vollendete. Ein Abzug desselben befand sich auf der Ausstellung der Berliner Akademie (...) und zälte er auf derselben mit zu den vortrefflichsten seines Faches. Neben diesem größeren Werke hatte er auch verschiedene kleinere Arbeiten insbesondere den Stich 'Die Söhne Eduards des IV.' nach Th. Hildebrand in Linienmanier für das Werk des Grafen A. Raczynski über neuere deutsche Kunst (1836 ausgestellt) vollendet. Es folgten 1840 u. a. die Bergpredigt nach Carl Begas in Linienmanier u. 'Romeo und Julia' nach einem Gemälde von Carl Sohn in Schwarzkunstmanier, die erste Platte, welche in dieser Manier in Deutschland erschien. Im Jahre 1839 trat er mit der Berliner Akademie in noch nähere Verbindung. Er wurde am 9. März zum ordentlichen Mitgliede derselben gewählt. Im Jahre 1846 erhielt er den Professortitel und die kleine goldene Medaille für Kunst, 1853 wurde er interimistisch als Lehrer für Schwarzkunstmanier an die Akademie berufen und April 1862 definitiv als solcher angestellt. Im Jahre 1860 war er von der Kaiserlichen Akademie der Künste zu St. Petersburg zum Ehrenmitgliede ernannt worden und 1861 ward ihm der rote Adler Orden 4. Kalasse verliehen. - Im Jahre 1870 erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Mitgliede des artistischen und 1876 des photographischen Sachverständigen Vereins, hierselbst als Lehrer wie als Künstler war er bis kurze Zeit vor seinem Lebensende unermüdlich tätig. Besonderes Zeugnis hiervon giebt die große Anzal seiner Werke, welche er teils in Linien=, teils in Schwarzkunstmanier außer den obengenannten noch gefertigt und mit denen er auch in Zukunft regelmäßig die Ausstellungen der Berliner Akademie beschickte. Gelten auch seine Stiche in Linienmanier als vorzüglich gelungen, so legte er in der Folge den Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit in die Ausübung der sogenannten schwarzen Kunst, mit deren Technik es ihm möglich war, besonders die Reize der Licht und Helldunkeleffecte in seinen Reproductionen nach Correggio, Carl Begas Carl Sohn, Meyer von Bremen, Riedel, Waldmüller u. a. zur Geltung zu bringen. Außer den oben genannten Stichen sind die bekanntesten: a. in Linienmanier: das Bildnis Königs Frierich II. nach dem 1739 gemalten und im Berliner Museum befindlichen Originalgemälde und das Portrait der Kronprinzessin Marie von Bayern nach Carl Begas (1844), beide hergestellt für die auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm IV. veranstaltete neue Herausgabe der Werke Friedrich des Großen; b. in Schwarzkunstmanier: das Portrait des Faust für das Gutenberg Album (1870), das Bildnis Thorwaldsens nach F. Krüger (1842), die Mohrenwäsche (?) nach Carl Begas (1848), Neapolitanische Fischerfamilie für die Kunstfreunde zu Halberstadt und Braunschweig nach dem Gemälde von Riedel (1848), das Antlitz des Heilandes auf dem Schweißtuche der heil. Veronica nach Correggio in Schwarzkunstmanier und das Bildnis des Dichters Mickiewicz in gleicher Manier nach A. Tepa (1858) (...) Ein langes, an Erfolgen reiches Leben war ihm vergönt, er starb im 81 Jahre seines Lebens am 13. Februar 1884 zu Berlin, wo er auf dem alten Sophienkirchhof beigesetzt wurd. Die Königliche Nationalgallerie in Berlin ehrte sein Andenken, indem sie eine Auswahl der Werke seiner Hand bei Gelegenheit ihrer 20. Sonderausstellung im Frühjahr 1885 (...) vorführte.
(Auszug aus der Matrikel der Akademie der Künste)