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Anton Hefft


Quelle: Archiv Künstlerhaus

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Auszeichnungen und Ämter
Mitgliedschaften
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 15.12.1815 - † 23.07.1900
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Sterbeort: Wien 23
damaliger Name: Mauer, NÖ
Land: Österreich
damaliger Name: Österreich-Ungarn
weitere Namen: Heft
Religionsbekenntnis: Evang.
Berufsbezeichnung: Architekt, Stadtbaumeister
Familiäres Umfeld: Vater: bürgerl. Tischlermeister
Schwester: Theresia
Ehe: mit Ludovika, geb. Hochfellner
Kinder: Ernestine Marie (*1854, verh. mit Robert Raschka, Architekt); Marie
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Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1830–1832Realschulklassen
1832–1833Polytechnikum Wien (Vorläufer der Technischen Hochschule bzw. Universität)
1833–1836Akademie der bildenden Künste Wien (Peter v.Nobile)
1835–1838Polytechnikum
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Auszeichnungen und Ämter
1834Gundelpreis
1836Rosenbaum-Preis
ab 1866wirkl. Mitglied der Akademie der bild. Künste Wien
1881Ritter d. Franz Josefs-Ordens
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Mitgliedschaften
ab 1846NÖ Gewerbeverein, Abt. Baukunst
ab 1861Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (1864 im Vorstand, 1871–1873 Vorstandstellvertreter)
ab 1864Österr. Ingenieur- und Architektenverein (1864 Schriftführer)
ab 1865Wr. Bauhütte
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Vita
Anton Hefft wurde als Sohn eines Tischlermeisters 1815 in Wien geboren. Nach den Pflichtschuljahren besuchte er zunächst zwei Jahre die Realschule und im Anschluss daran das Polytechnikum, den Vorläufer der Technischen Hochschule bzw. Universität. Nach einem Jahr wechselte er aber in die Akademie der bildenden Künste zum Architekturstudium und erhielt bereits im Jahr darauf den Gundelpreis. Im Abschlussjahr 1836 wurde er mit dem Rosenbaum-Preis für seinen Entwurf eines Mietwohngebäudes mit herrschaftlichen Wohnungen ausgezeichnet. Noch bevor er die Akademie abgeschlossen hatte, kehrte er nochmals ans Polytechnikum zurück, um seine Kenntnisse in der technischen Seite des Bauwesens zu vertiefen. Berichtet wird, dass er nach Absolvierung seiner Studien in der Walachei tätig war und erst 1853 nach Wien zurück kehrte.

Erste registrierte Arbeiten Anton Heffts waren Bauten für die Gebrüder Waisnix in Reichenau a.d.Rax, NÖ, (1856–1857) und Ausbauten der Schlosskapellen in der Weilburg und in Schloss Weikersdorf (1858–1860) in Baden, NÖ. Ab wann Hefft mit Erzherzog Albrecht, dem Besitzer der Weilburg und des Palais Albrecht (heute Albertina) in Verbindung trat, ist nicht bekannt, führte er doch in den nächsten Jahren einige Aufträge für den Erzherzog aus. Er errichtete ihm auf einem Teil des durch den Fall der Stadtmauern frei gewordenen Terrains vor dem Palais ein umfangreiches Administrationsgebäude mit Stallhof, Stallungen und einer Reitschule im großen Hof. Ebenso wurde nach einem Entwurf Anton Heffts die Fassade des Palais neu gestaltet und er baute die Villa des Erzherzogs in Arco am Gardasee um. Für den bei diesen Arbeiten als Baumeister beschäftigten Anton Ötzelt entwarf Architekt Hefft dann die Pläne für ein Wohn- und Geschäftshaus am Schubertring (Nr.7, 1865).

Anton Hefft war in den verschiedenen Standesvertretungen ein aktiv engagiertes Mitglied. Bei Wettbewerben agierte er als Juror, z.B. bei dem für den Kursalon (1863). Obwohl über seine spätere Bautätigkeit kaum etwas bekannt ist, muss er nach wie vor beschäftigt gewesen sein, denn 1881 erhielt er den Franz Josef-Orden in Anerkennung seiner Verdienste um den Bau des Justizpalastes.

Hefft hatte aus der Ehe mit seiner Frau Ludovika zwei Töchter. Die Ältere, Ernestine, war mit dem Architekten Robert Raschka verheiratet, mit dem Hefft auch zusammengearbeitet hatte. Im Alter lebte er im Haushalt der Tochter, war mittellos und wurde von ihr erhalten. Er starb mit 84 Jahren in Mauer bei Wien (Wien 23).
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Stellenwert
Der erste bekannte Bau von Anton Heffts Bautätigkeit in Österreich, die Rudolfsvilla in Reichenau, NÖ (1856–1857), ist noch ganz in der Formensprache des frühen Historismus gehalten. Sie wurde in dem für Villenbauten gern angewendeten „englisch-gothischen Styl“ erbaut, mit gotisierenden Elementen wie polygonalen Pfeilern, Rundbogenfriesen u.ä. Der kubische Baukörper der Villa ist kaum gegliedert, nur die Mitte wurde mit einem flachen Giebelrisalit, Rundbogenfenstern – im Gegensatz zu den Rechteckfenstern der Seiten – und einem Gitterbalkon deutlich akzentuiert. Der sparsame Dekor ist zart geschnitten und kleinteilig.

Für die Anfang der sechziger Jahre im Ringstraßenbereich errichteten Bauten waren andere stilistische Formen maßgeblich. Es war zu einer Bereicherung des Dekors gekommen, Dreieck- und Segmentgiebel wurden als Fensterverdachung gewählt. Die rahmenden und schmückenden Elemente gewannen an Plastizität und traten im Relief stärker hervor. Auch die Geschosse wurden nun stärker differenziert, der Reichtum an Dekor nahm nach oben hin ab. Bei den herrschaftlichen Bauten kam es zur Ausbildung einer Beletage, wie bei Operngasse 6 (Haus Maier v. Melnhof, 1862–1864). Die Fenster dieser Etage weisen eine Bekrönung mit gesprengten Segmentgiebeln und Skulpturenschmuck auf, und auch der durch die Wageneinfahrt breite, mittige Eingangsbereich wird von Skulpturen gerahmt. Ein konsolengestützter, über die beiden Hauptgeschosse reichender Erker setzt die Betonung der Mitte weiter fort. So ein über die Hauptgeschosse reichender Erker zeichnete auch gerne die nun häufig abgeschrägte Gebäudekante an Eckhäusern aus (Wien 1, Schubertring 7, 1865). Die sehr lange Front des erzherzoglichen Administrationsgebäudes (Wien 1, Goethegasse 1, 1862–1865) hatte Hefft rhythmisch mit Risaliten durchgegliedert und in einfachen Renaissanceformen instrumentiert, repräsentative Akzente setzen die steinernen Balusterbalkone und einst die Pavillondächer. Für Erzherzog Albrecht entwarf Anton Hefft auch die Neufassadierung seines Palais. Es wurden dafür Barockformen gewählt, ein Stil, der zu dieser Zeit wenig geschätzt war, an dem die kaiserliche Familie und der Hof aber festhielten.

Anton Hefft reagierte rasch auf stilistische Neuerungen bei der Fassadengestaltung. Versiert in den historischen Stilen wählte er jene Formen, die für die jeweilige Bauaufgabe am geeignetsten schienen oder den Wünschen des Auftragsgebers entsprachen.
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Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1856–1857Rudolfsvilla, Reichenau a.d.Rax, Thalhofstraße 6, NÖ
1857–1858Schlosskapelle der Weilburg, Baden, NÖ (abgerissen)
1859–1860Kapelle von Schloss Weikersdorf, Baden, NÖ (heute Hotel)
1862–1864Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Operngasse 4
1862–1863Administrationsgebäude d. ehem. Erzherzog Albrecht-Palais, Wien 1, Goethegasse 1 / Hanuschgasse 3 (früher Albrechtsgasse, Ausführung Anton Ötzelt)
1865-1866Wohn- u. Geschäftshaus, Wien 1, Schubertring 7 (Ausführung v. Bauherrn Anton Ötzelt)
1865-1867Fassadengestaltung des ehem. Palais Erzherzog Albrecht (Albertina), Wien 1, Albertinaplatz (im Zweiten Weltkrieg zerstört, reduzierter wieder aufgebaut)
1875Kapelle Villa Epstein (für Erzherzog Rainer), Baden, Rainerweg 1–3, NÖ
o.J.Umbau Villa Erzherzog Albrecht, Arco / Gardasee, I

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1852Nationaltheater Bukarest, RO (Ausführung nach Plänen von Orascu)
1866Kaltwasseranstalt „Rudolfsbad“, Reichenau a.d.Rax, NÖ (für Brüder Waisnix, 1969 abgetragen)
1870Landtagsgebäude, Brünn, Mähren / Brno, CZ (mit Robert Raschka)
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Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
Archiv Künstlerhaus; TUAW; WRA; ABK; WSt.LA (Verlassenschaft)
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Sekundärquellen

LITERATUR:
P.Kortz: Wien am Anfang d. 20.Jh.s. Ein Führer i. techn. u. künstler. Hinsicht. Bd.2, Wien. 1905
Landhaus und Villa i. N.Ö. 1840–1914. Hg. Österr.Ges. f. Denkmal- u. Ortsbildpflege. Wien–Köln–Graz 1982
M. Paul: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910
B. Nezval: Villen der Kaiserzeit. Sommerresidenzen i. Baden. Horn–Wien 1993, S.91
R. Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus 1861–1951. Wien 1951
K. Schöller: Die Architekturausbildung an der Akademie der bildenden Künste unter Peter Nobile (1818–1849). Diss. Wien 2006
E. Springer. Geschichte u. Kulturleben d. Wr. Ringstraße. Die Wr. Ringstraße Bd.2, Wiesbaden 1979
W. Wagner: Die Geschichte der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Wien 1967
R. Wagner-Rieger (Hg.): Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Das Kunstwerk im Bild. Bd.1, Teil 1 und 2, Wiesbaden 1969ff

HINWEISE AUF WERKE:
ABZ
29.1864, Bl.684 (Haus Maier-Melnhof, Wien 1, Operngasse 4)
30.1865, Bl.739 (ehem. Erzherzog Albrechtsche Nebengebäude und Stallungen, Wien 1, Goethegasse 1 / Hanuschgasse 3)

NACHSCHLAGEWERKE:
Dehio Wien/1 (I.Bez.); Dehio NÖ/Süd M–Z
L. Hirsch: Der kaiserl. österr. Franz Joseph Orden und seine Mitglieder. Wien 1912
S. Waetzoldt: Bibliographie zur Architektur im 19.Jh. Nendeln 1977

LEXIKA:
Czeike; Kosel; ÖBL; ThB
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Anmerkungen
Eingegeben von: Jutta Brandstetter
Eingegeben am: 01.03.2011
Zuletzt geändert: 23.05.2011
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