A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
Johann Ev. Adler

Persönliche Daten
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
Vita
Stellenwert
Werke
Primärquellen
Sekundärquellen
Anmerkungen
Persönliche Daten
* 26.06.1829 - † nach 1905
Geschlecht: m
Geburtsort: Wien
Land: Österreich
damaliger Name: Kaisertum Österreich
Titel: Ing.
Religionsbekenntnis: Röm. - Kath.
Berufsbezeichnung: Architekt
Familiäres Umfeld: Vater: Franz A., Goldarbeiter
Mutter: Barbara, geb. Nagl
Ehe (1868) mit Caroline Maria Johanna (Charlotte), geb. Gruber (*1841)
Kinder: Richard Heinrich Alexander (1865-1879); Maximilian Franz Xaver (*1866); Melanie Henriette Gabriele (*1867); August Wilhelm Heinrich (*1868); Carolina Friderika Maria (1869-1951); Heinrich Julius Viktor (1872-1879); Laura Wilhelmine Emilie (1874-1945); Josef Ludwig (*1881–?)
top
Ausbildung, Studienreisen, internationale Aufenthalte
1841-1843Realschule
1843-1848Polytechnisches Institut (die spätere Technische Hochschule)
top
Beruflicher Werdegang, Lehrtätigkeit
o.J.Befugnis zum Zivilingenieur
ab 1872Ingenieur der Wiener Bau-Gesellschaft
1874Abteilungsvorstand
1875-1883Chefingenieur der Wiener Bau-Gesellschaft
o.J.Bausachverständiger
top
Vita
Johann Ev. Adler wurde 1829 in Wien als Sohn eines Goldarbeiters geboren. Er besuchte die Realschule und anschließend ab dem Jahr 1843 das Polytechnische Institut, die spätere Technische Hochschule. Über seine ersten Tätigkeiten nach seinem Studienabschluss ist nichts bekannt. Erst im Jahr 1872 wird Adler als Ingenieur der Wiener Bau-Gesellschaft greifbar. Später wurde er in dieser Firma zum Abteilungsvorstand befördert und übte schließlich in den Jahren 1875-1883 sogar die Funktion des Chefingenieurs aus.

Als Architekt trat Adler erst ab dem Jahr 1886, als er bereits 57 Jahre alt war, in Erscheinung. Er plante einige Miethäuser in Wien, doch stellt seine bedeutendste Arbeit die Errichtung des so genannten „Dreiröserlhauses“ für die Ottakringer Brauerei dar, sein letztes bekanntes Werk.

Adler war verheiratet und hatte acht Kinder. Bemerkenswert ist, dass er fast jährlich seine Adresse in Wien wechselte. Im Jahr 1905 meldete sich Adler nach Pressbaum, NÖ, ab, wo sich alle Spuren verlieren.
top
Stellenwert
Die Miethäuser von Johann Ev. Adler zeigen durchwegs traditionelle Gestaltungskriterien. Die rasterförmig angelegten Fassaden sind durch Gesimsbänderungen streng gegliedert und nur durch verschieden gestaltete Fensterüberdachungen, wie Spitzgiebel (Wien 5, Kohlgasse 30 / Arbeitergasse 19, 1888) oder Segmentgiebel (5, Diehlgasse 30 / Arbeitergasse 35, 1886) akzentuiert. Sparsam eingesetzter barockisierender Dekor verleiht den Häusern eine gewisse, gleichfalls allgemein üblich gewordene Noblesse. Im Gegensatz zu diesen eher unprätentiösen Bauten erhielt das Miethaus in Wien 6, Linke Wienzeile 66 (1887) durch Dreiviertelsäulen, einen Balkon sowie reicherem Dekor eine plastisch bewegte Fassade und – wohl auf Wunsch des Bauherrn – einen palaisartigen Habitus.

Ganz anders präsentiert sich das sog. Dreiröserlhaus, das Adler im Jahr 1901 für die Ottakringer Brauerei errichtete. Das Gebäude beinhaltete neben einem Gasthaus auch die Braumeisterwohnung, Arbeitergarderoben sowie weitere Räume für die Belegschaft. Adler versah das vierstöckige Bauwerk mit einem hohen geschweiften Giebel, gliederte es durch Riesenpilaster und verzierte es reich mit neobarockem Dekor, wodurch sich ein auffällig fröhlich wirkendes Erscheinungsbild ergibt. Damit sollte wohl nicht zuletzt auf den Gasthausbetrieb hingewiesen werden, in dem auch Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen stattfanden. In der Erdgeschosszone weisen Rankenkartuschen mit drei Rosen auf die Bezeichnung des Gebäudes hin.

Gerade aus dem Gegensatz der schlichten Wohnhäuser zum schmuckreichen Dreiröserlhaus wird das spezifisch historistische Anliegen einer „architecture parlante“ deutlich: Schon im äußeren Erscheinungsbild soll das Dreiröserlhaus auf seinen Verwendungszweck als Vergnügungsstätte hinweisen und der spielerische Dekor soll die Unterhaltungsmöglichkeiten bzw. die Gelegenheit zur fröhlichen Ausgelassenheit assoziativ unterstreichen. Trotz der unterschiedlichen Formulierungsweisen zeigt sich Adler damit bei der Gestaltung der von ihm errichteten Miethäuser wie auch bei der Gestaltung des Dreiröserhauses gleichermaßen als tief im Historismus verwurzelter Architekt.
top
Werke

WOHN-/GESCHÄFTSBAUTEN:
1886Miethaus, Wien 5, Diehlgasse 30 / Arbeitergasse 35
1887Miethaus, Wien 6, Linke Wienzeile 66
1888Miethaus, Wien 5, Kohlgasse 30 / Arbeitergasse 19
1888Miethaus, Wien 5, Gießaufgasse 6 / Kohlgasse 45
1893Wohnhaus, Wien 3, Steingasse 9 (Dekor entfernt)

ÖFFENTLICHE BAUTEN:
1901 „Dreiröserlhaus“ der Ottakringer Brauerei, Wien 16, Ottakringerstraße 93 (Gasthaus, Braumeisterwohnung, Arbeitergardaroben)
top
Primärquellen

NACHLÄSSE UND ARCHIVE:
WStLA (Musterungskopfzettel des Sohnes August); Matrikenarchive der Pfarren St.Stephan Wien 1 und Währing Wien 18
top
Sekundärquellen

LITERATUR:
Kunsthist. Arbeitsgruppe GeVAG: Wiener Fassaden des 19.Jahrhunderts. Wien 1976
ÖKT 44: G. Hajos: Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Wien 1980

HINWEISE AUF WERKE:
WBIZ
19.1902, S.315f (Dreisröserlhaus, Wien 16, Ottakringerstr. 93)

NACHSCHLAGEWERKE:
Achl. III/2
Dehio Wien/3 (X.-XIX.u.XXI.-XXIII.Bez.)
top
Anmerkungen
In der WBIZ 1902 wird irrtümlich Franz Neumann als Autor des Dreisröserhauses angegeben.
Eingegeben von: Inge Scheidl
Eingegeben am: 29.01.2008
Zuletzt geändert: 14.05.2008
top
  A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | Z
 
© Architekturzentrum Wien
Mit freundlicher Unterstützung des FWF
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung