Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Theodor Ziehen

Theodor Ziehen

geboren: 12. November 1862 Frankfurt am Main
gestorben: 29. Dezember 1950 Wiesbaden
Konfession: evangelisch
Vater: Schriftsteller

Theodor Ziehen

Nach der abgelegten Reifeprüfung (1881) studierte Ziehen Medizin in Würzburg und Berlin, 1885 promovierte er zum Dr. med. und erhielt die Approbation. Danach war er Arzt an der Privat-Anstalt für Nerven- und Gemütskranke in Görlitz, später Assistenzarzt und Oberarzt an der Nervenklinik der Universität Jena. Dort habilitierte er sich 1887 für Psychiatrie und Nervenheilkunde, 1892 wurde Ziehen zum außerordentlichen Professor ernannt. Von 1900 bis 1903 war er ordentlicher Professor der Psychiatrie in Utrecht, 1903 Ordinarius der Psychiatrie und Neuropathologie in Halle, wo er das neue Gebiet der Psychologie lehrte. 1904 wurde Ziehen an die Universität Berlin berufen und wurde Direktor der Nervenklinik der Charité. 1912 bat er um seine Entlassung, um sich, wie er in einem Fragebogen angab, »ganz der Philosophie zu widmen.« Im Krieg war er wegen seiner Kenntnis des Flämischen in der Zivilverwaltung Brüssel und in Gent eingesetzt, hier war er mit Angelegenheiten der Universität beauftragt. 1917 erhielt Ziehen die Ernennung zum Ordinarius für Philosophie – insbesondere Psychologie – an der Universität Halle. Er baute das Psychologische Institut auf, war als Lehrer überaus erfolgreich und machte sich einen Namen mit »charakterologischen« Studien. 1930 wurde Ziehen emeritiert, jedoch 1944 als Arzt dienstverpflichtet. Da das ihm zustehende Ruhegehalt aus der SBZ nicht überwiesen wurde, praktizierte der Ausgebombte ab 1945 als Nervenarzt in Wiesbaden. 1947 stimmte Ziehen der Rückkehr nach Halle (als lehrender Emeritus) zu, erhielt jedoch zunächst keine Ausreisegenehmigung aus der amerikanischen Zone. 1948 erkrankte Ziehen, so dass eine Rückkehr nicht in Frage kam.

Organisationen: Angehöriger des Opferrings der SA der NSDAP, NSV, RLB, VDA.

Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 17439 (Ziehen); UAHW, Rep. 6, Nr. 1407; DBE Bd. 10, S. 657.

Autor: HE

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