Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Heinrich Brandt

Heinrich Brandt

geboren: 8. November 1886 Feudingen (Westfalen)
gestorben: 9. Oktober 1954 Halle
Konfession: evangelisch
Vater:Volksschulrektor

Heinrich Brandt

Heinrich Karl Theodor Brandt wurde am 08. November 1886 in Feudingen in Westfalen als Sohn eines Volkschullehrers und späteren Rektors Heinrich Brandt und dessen Frau Luise Brandt, geb. Weber, geboren. Er besuchte die Volkschule in Dahlhausen/Ruhr (heute Bochum) und 1903-1906 die Präparandenanstalt Holzwickede, sowie 1904-1906 das Lehrerseminar Herdecke/Ruhr. Nach 14monatiger Arbeit als Volkschullehrer 1907-08 besuchte er die Oberrealschule, wo er 1909 sein Abitur machte. Er studierte daraufhin Mathematik und Naturwissenschaften in Göttingen und Straßburg (1909-1913). 1912 promovierte er zum Dr. phil., war bis September 1913 als Assistent für Mathematik und Mechanik an der TH Karlsruhe tätig und legte im selben Jahr die Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen in Straßburg ab. Am 1. Oktober 1913 meldete er sich freiwillig für ein Jahr Kriegsdienst. Am 16. Oktober 1914 wurde er so stark verwundet, dass er nach langem Lazarettaufenthalt am 1. September 1916 als „dauernd untauglich“ entlassen wurde (beinamputiert). 1917 wurde er in Karlsruhe für die Fächer Mathematik und Mechanik. habilitiert. 1921-1930 arbeitete er als ordentlicher Professor für darstellende Geometrie und angewandte Mathematik an der TH Aachen. 1930 folgte er einem Ruf nach Halle, wo er zeitweise Direktor des mathematischen Seminars, Dekan sowie Prodekan war und bis zuletzt lehrte und forschte. Den Schwerpunkt seiner Forschung bildete die Zahlentheorie der quadratischen Formen und der hyperkomplexen Systeme. In ersten Abhandlungen widmete er sich den quaternären quadratischen Formen und den Gesetzen ihrer Komposition, wobei er den Grupoid-Begriff prägte. Nach dem Krieg wurde er der erste Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät nach 1945. Von 1952 bis 1954 war er Vizepräsident der Leopoldina (Mitglied seit 1932), nach dem Rücktritt des Präsidenten Otto Schlüter aus Altersgründen Ende 1953 trug Brandt die Verantwortung für die Akademie bis zur Wahl von Kurt Mothes 1954.

Heinrich Brandt gehörte dem NSV und NSKOV (1935-1945) an und war Förderndes Mitglied der SS, aber nicht der NSDAP. Ein Mitarbeiter der Landesregierung vermerkte 1948, Brandt habe sich vor 1945 „von der NSDAP und deren Gliederungen“ ferngegehalten und sei auch „heute [...] nicht politisch organisiert“. Er sei „unpolitisch eingestellt“, es lasse sich auch „nicht Nachteiliges“ über ihn sagen, er lege „den heutigen Bestrebungen“ zwar „keine Hemmungen in den Weg“, als „bürgerlich gesinnter Mann“ könne er zu „einer aktiven Förderung aber „nicht beitragen“.
In der DDR setzte er sich für Universitätsangehörige ein, die aus politischen Gründen verfolgt worden sind.

Mit seiner Ehefrau Eva-Maria Brandt, geb. Gerhardt, hatte Heinrich Brandt sieben Kinder. Er litt durch seine Kriegsverletzung an einer schweren Gehbehinderung. 1950 wurde er emeritiert. Er verstarb am 9. Oktober 1954.

Quellen: UAHW, Rep. 11, PA 4853 (Brandt); UAHW, Rep. 6, Nr. 1407; DBE Bd. 2, S. 69; LHA Rep. K MVb Nr. 173

Auswahl weiterer Literatur: ​Eberle, Henrik: Die MLU… in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945; Halle 2002, S. 407.

Hoehnke, Hans-Jürgen: Sonderheft zum 100. Geburtstag von Heinrich Brandt, Halle-Wittenberg 1987.

Richter, Karin: Erinnerungen an Heinrich Brandt (1886-1954), in: Georg-Cantor-Heft. - Halle, Saale: Georg-Cantor-Vereinigung der Freunde und Förderer von Mathematik und Informatik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Bd. 6. 2004, S. 13-22.

Bild: UAHW

Autor: AK

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