Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Helmut Hasse

geboren: 25. August 1898 Kassel
gestorben: 26. Dezember 1979 Ahrensburg bei Hamburg
Konfession: evangelisch
Vater: Richter

Helmut Hasse

Um am Krieg teilnehmen zu können, legte Hasse 1915 das »Notabitur« ab. Er meldete sich zur Marine, schied jedoch 1917 aus und begann Mathematik, Philosophie und Sport zu studieren. Er besuchte die Universitäten Kiel, Göttingen und Marburg, dort promovierte er 1921 mit einer Arbeit zur Theorie der quadratischen Formen »insbesondere ihrer Darstellbarkeitseigenschaften im Bereich der rationalen Zahlen und ihrer Einteilung in Geschlechter«. 1922 habilitierte er sich in Marburg ging aber noch im selben Jahr als Privatdozent an die Universität Kiel. 1925 nahm er den Ruf auf ein Ordinariat an der Universität Halle. 1930 wechselte er nach Marburg. Da die Mathematik an der Universität Göttingen durch die nationalsozialistischen Säuberungen praktisch alle bedeutenden Köpfe verlor, erging 1934 ein Ruf an Hasse, der sein »nationales« Empfinden herausstellte und versicherte, schon 1931 NSDAP gewählt zu haben. Politisch rechtfertigte er den Vertrauensbeweis des Regimes nicht, wohl aber wissenschaftlich. Zwar bezog er öffentlich Stellung im Sinne der Partei, agierte jedoch an der Universität anders. So beschaffte er für Emmy Noether – laut Norbert Schappacher »die größte Mathematikerin, die bis heute gelebt hat«, 14 Gutachten, die ihre wissenschaftliche Bedeutung heraushoben und ihr Bleiben in Göttingen einforderten. Die Jüdin und Sozialistin wurde allerdings trotzdem auf Grund § 3 des Berufsbeamtengesetzes entlassen. Immerhin gelang es Hasse, die Vertreter der »Deutschen Mathematik«, etwa Erhard Tornier, nach Berlin abzudrängen und wissenschaftliche Standards zu sichern. Hasse, der als einer der wichtigsten Mathematiker des 20. Jahrhunderts gilt, veröffentlichte zur Algebra Bücher (»Höhere Algebra, 1931, fünfte Auflage 1963) und zahlreiche Aufsätze, die auch noch nach 1933 in amerikanischen Zeitschriften publiziert wurden. Substantielle Beiträge leistete er zur Zahlentheorie und begründete die Klassenkörpertheorie. Außerdem war er Herausgeber des Journals für die reine und angewandte Mathematik. Während des Zweiten Weltkrieges leitete Hasse ein Forschungsinstitut des Reichsmarineamtes und befasste sich mit ballistischen Problemen. Im September 1945 wurde er von der britischen Militärregierung aus dem Staatsdienst entlassen, 1948 jedoch als »nicht betroffen« entnazifiziert. Bereits seit 1946 arbeitete er als Direktor des Forschungsinstituts für Mathematik an der Akademie der Wissenschaften Berlin. 1949 erhielt er wieder ein Ordinariat, zunächst an der Humboldt-Universität in Ostberlin. 1950 wechselte er nach Hamburg. Interessant erscheint vor diesem biographischen Hintergrund das 1952 von Hasse veröffentlichte Buch »Mathematik als Wissenschaft, Kunst und Macht«.

Organisationen: In den Entnazifizierungakten ist laut Schappacher vermerkt, dass Hasse der NSDAP ab 1938 angehört hätte. Wegen einer jüdischen Urgroßmutter war Hasse jedoch nicht Mitglied der Partei. So vermerkt es auch die Dozentenkartei des Reichswissenschaftsministeriums. Die Kerblochkartei der Naturwissenschaftler im Bestand des Reichswissenschaftsministeriums führt ihn als Mitglied der NSDAP seit 1. März 1932.

Quellen: Norbert Schappacher, Das Mathematische Institut der Universität Göttingen 1929–1950. In: Becker u. a., v. a. S. 354–359; Lexikon bedeutender Mathematiker, S. 191 f.; BA R 4901/13282 und 13265.

Autor: HE

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