Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Johannes Leipoldt

geboren: 20. Dezember 1880 Dresden
gestorben: 22. Februar 1965 Ahrendshoop
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Gymnasialprofessor

Johannes Leipoldt

Die Abiturprüfung legte Leipoldt am Königlichen Gymnasium in Dresden ab, 1899 begann er Theologie und Orientalistik in Berlin zu studieren. Noch im gleichen Jahr wechselte er an die Universität Leipzig, wo er sein Studium 1903 mit einer Dissertation über Schenute von Atripe abschloss. Dem koptischen Christentum war auch seine theologische Dissertation gewidmet. 1905 habilitierte er sich an der Universität Leipzig mit einer Studie über Didymus den Blinden von Alexandria. 1906 habilitierte er sich nach Halle um. 1909 erhielt er einen Ruf nach Kiel auf das Ordinariat für Neues Testament. 1914 wechselte er an die neu gegründete Theologische Fakultät in Münster. Nur kurze Zeit später – 1916 – folgte er dem Ruf nach Leipzig auf das Ordinariat seines akademischen Lehrers. Hier lehrte er aber zugleich auch vergleichende Religionsgeschichte lehrte. Leipoldt profilierte sich als Exeget und mit Studien zum nachtestamentlichen Zeitalter, bearbeitete jedoch auch archäologische und aktuelle Themen. Zu seinen Verdiensten gehört, so Bautz’ Theologenlexikon, das Thomas-Evangelium der Wissenschaft zugänglich gemacht zu haben. In der Zeit des Nationalsozialismus trat er mit Arbeiten über den »Antisemistismus in der alten Welt« (1933), »Jesu Verhältnis zu Griechen und Juden« (1941) oder den »Tod bei Griechen und Juden« (1942) hervor. Die beiden letztgenannten erschienen als Veröffentlichen des Instituts zur Erforschung des jüdischen Einflusses auf das kirchliche Leben. 1935 erörterte Leipoldt die Frage »War Jesus Jude?« und publizierte über »artgemäßes Christentum«. Zugleich trat er jedoch 1936 mit der Schrift »Jesus und Paulus – Jesus oder Paulus? Ein Wort an Paulus Gegner« eindeutig nationalsozialistischen Positionen entgegen. Nach 1945 profilierte sich Leipoldt als »fortschrittlicher« Theologe im Sinne des SED-Staates, setzte sich jedoch für relegierte Studenten ein. Im Fall des Studentenpfarrers Siegfried Schmutzler taktierte er, stellte dem Verhafteten jedoch ein Leumundszeugnis aus. 1959 zog sich Leipoldt an die Ostsee zurück, lehrte allerdings an der Universität Rostock weiter. Innerhalb der Sächsischen Landeskirche wirkte Leipoldt als Domherr von Wurzen und Meißen. Von 1953 bis 1963 gehörte er der CDU-Fraktion in der Volkskammer der DDR an.

Quellen: Kürschner; www.bautz.de; Stengel, Theologische Fakultäten.

Autor: HE

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