Georg Cantor

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geboren: 3. März 1845 (19. Februar) St. Petersburg
gestorben: 6. Januar 1918 Halle
Konfession: evangelisch
Vater: Kaufmann



Cantor besuchte das Gymnasium in Wiesbaden, verschiedene Privatschulen, danach die Realschule und die höhere Gewerbeschule in Darmstadt. Er studierte Mathematik in Zürich, Göttingen und Berlin. 1867 promovierte er an der Universität Berlin mit einer Dissertation über unbestimmte Gleichungen 2. Grades zum Dr. phil. 1869 habilitierte er sich an der Universität Halle mit einer Arbeit über Transformationen von terniären quadratischen Formen. 1872 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt, ab 1873 erhielt er eine Besoldung, 1879 erhielt er eine ordentliche Professur in Halle. Als Schüler von Karl Weierstrass wandte sich Cantor, nach ersten Arbeiten zur Arithmetik, der Analysis zu. In einer Arbeit über trigonometrische Reihen gab er 1872 die heute mit seinem Namen verbundene exakte Einführung der reellen Zahlen durch Fundamentalfolgen und formulierte das nach ihm benannte Stetigkeitsaxiom. In der selben Arbeit definierte er Punktmengen und deren Ableitung und kam so zur Entdeckung transfiniter Ordinalzahlen. Um 1873 begann er, das Prinzip der eineindeutigen Zuordnung auf die Untersuchungen von Mengen anzuwenden und unternahm Versuche zu deren Klassifizierung. Cantor arbeitete weiter an der Entwicklung der Mengenlehre und betrachtete dabei verschiedene Dimensionen. Zwischen 1879 und 1884 veröffentlichte er sechs Teile seines Hauptwerkes »Über unendlicher Punktmannigfaltigkeiten«. Darin prägte er zahlreiche Begriffe der allgemeinen Mengenlehre, etwa »Teilmenge«, »Vereinigung«, »Durchschnitt«, »Mächtigkeit«, »Ordinalzahl«, »wohlgeordnete Menge« und konstruierte das nach im benannte Diskontinuum. Nicht zuletzt wegen der mit der Mengenlehre verknüpften Problematik des Unendlichen versuchte Cantor sein Werk philosophisch zu untermauern. Besondere Sorgfalt verwandte er auf die Widerlegung der aller Argumente, die seit Aristoteles gegen die Existenz des »aktual Unendlichen« vorgebracht worden waren. Seit 1884 litt Cantor an Depressionen, die ihn zu längeren Klinikaufenthalten zwangen. Bis 1908 konnte der Hochgeehrte (Ehrendoktorate der Universitäten Christiania und St. Andrews; Roter Adler-Orden 4. Klasse, Kronenorden 3. Klasse) die Lehre jedoch immer wieder fortsetzen. 1913 wurde er emeritiert. Cantor erwarb sich auch Verdienste auf organisatorischen Gebiet. Er war Gründer und erster Vorsitzender der deutschen Mathematikervereinigung (1890) und bemühte sich um die Einrichtung internationaler Mathematikerkongresse. Interessant scheint, dass Cantor sich auch mit literaturhistorischen Problemen beschäftigte. Er vertrat die – damals vieldiskutierte – These, dass Francis Bacon der wahre Autor der Shakespeareschen Dramen sei und veröffentlichte zu diesem Thema mehrere Arbeiten.

Quellen: UAH PA 5138 Cantor; Lexikon bedeutender Mathematiker, S. 86 ff.