Max(imilian) Duncker

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geboren: 15. Oktober 1811 Berlin
gestorben: 21. Juli 1886 Ansbach
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Buchhändler, Verleger



Duncker besuchte das Friedrich-Wilhelms-Gynasium in Berlin und studierte ab 1830 in Berlin und Bonn Philologie, Philosophie sowie Geschichte, u. a. bei August Boeckh und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. 1834 promovierte er an der Universität Bonn mit der Dissertation »De historia eiusque tractanda varia ratione« zum Dr. phil. Danach war er als Journalist bei der »Litterarischen Zeitung«, als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Becker’sche Weltgeschichte und als Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek in Berlin tätig. 1837 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der Burschenschaft zu sechs Jahren Festungshaft verurteilt. Einen Gnadengesuch erbrachte die Reduzierung der Strafe auf sechs Monate. Dunckers Absicht, sich zu habilitieren, lehnte das Preußische Kultusministerium zunächst ab, bewilligte das Gesuch dann aber mit der Auflage, an die Universität Halle zu gehen, um dort ein Gegengewicht zu dem konservativen Historiker Heinrich Leo zu schaffen. Richard Roepells und Wilhelm Voigtel stimmten zu, auch Leo hieß ihn an der Universität willkommen, obwohl ihn Duncker mehrfach massiv angegriffen hatten. Zur Habilitation für das Fach Geschichte diente die Schrift »Origines Germanicae Pars I«. Da Duncker sich jedoch um die väterliche Verlagsbuchhandlung kümmern musste, blieb sein Vorlesungserfolg gering. Trotzdem wurde er 1842 zum außerordentlichen Professor ernannt. Seit 1843 wirkte Duncker als Redakteur an der »Allgemeinen Litteraturzeitung« mit, zugleich engagierte er sich politisch für die konstitutionelle Bewegung (Aufbau von Parteistrukturen, sowie umfangreiche publizistische und Vortragstätigkeit u. a. bei den »Lichtfreunden«). Für die gemäßigten Liberalen wurde Duncker 1848 für den Wahlkreis Halle in das Frankfurter Parlament gewählt, wo er sich dem rechten Zentrum anschloss. Sein Politisches Credo umreißt ein Zitat aus dieser Zeit: »Alle Überspannung des Fortschritts ist der sicherste Weg zur Reaction, alle Reaction ist der Weg zur Revolution.« Über die Paulskirchenversammlung verfasste Dunkcker einen vielbeachteten Bericht (»Zur Geschichte der deutschen Reichsversammlung in Frankfurt«, 1849). Als Journalist für die »Constitutionelle Zeitung« und die »Preußischen Jahrbücher« knüpfte er enge Beziehungen zum preußischen Königshaus. Von 1849 bis 1852 gehörte er als Vertreter Halles der Preußischen Zweiten Kammer an, 1850 dem Erfurter Parlament. Da er notgedrungen seine Lehrverpflichtungen vernachlässigte, fiel es dem konservativen Universitätskurator Pernice leicht, die Beförderung Dunckers zum ordentlichen Professor zu blockieren. Einen Ruf an die Universität Basel lehnte er 1855 trotzdem ab, nahm jedoch 1857 den auf ein Ordinariat für Politische Geschichte, Völkerrecht und Theorie der Statistik an der Universität Tübingen an. Mit der Regentschaft des späteren Kaisers Wilhelm I. ergaben sich jedoch neue Chancen für die liberalen Aktivisten. Die Universität Halle trug Duncker 1859 den Lehrstuhl für Alte Geschichte an. Er entschied sich jedoch für eine Anstellung als Geheimer Regierungsrat in Berlin, wo er die Leitung der Zentralpressstelle im Preußischen Staatsministerium übernahm, also die offiziöse Presse des Staates anleitete. Ab 1861 war er als Vortragender Rat politischer Berater beim Kronprinzen, dem späteren Kaiser Friedrich III. Unter anderem verantwortete er die Redaktion von dessen Reden. Da sich Duncker der Politik Bismarcks annäherte, wurde seine Stellung unhaltbar und er wechselte 1866 als Zivilkommissar in das besetzte Kurhessen. Hier veranlasse er u. a. die Verhaftung des Kurfürsten. Im selben Jahr formulierte er, im Auftrag Bismarcks, einen Entwurf für die norddeutsche Bundesverfassung. 1867 wurde Duncker zum Direktor der Preußischen Staatsarchive ernannt. Er organisierte die Archivverwaltung, insbesondere in den angeschlossenen Gebieten, neu und initiierte gemeinsam mit Johann Gustav Droysen eine Edition der Akten Friedrich des Großen. Zugleich lehrte Duncker ab 1872 an der Berliner Kriegsakademie. Rufe an die Universitäten Bonn (1861), Heidelberg (1867), Tübingen (1872) und auf ein Ordinariat in Berlin (1884) lehnte Duncker ab. Er publizitierte vor allem hagiographische Schriften zur preußischen Geschichte und zur antiken griechischen Geschichte (Geschichte des Altertums, 9. Bde., auch französisch, englisch und italienisch). Dem konstituierenden Reichstag gehörte er als Vertreter des Wahlkreises Halle an. 1874 legte Duncker das Direktoramt des Preußischen Staatsarchivs nieder und widmete sich der jornalistischen – proborussischen – Tätigkeit. Außerdem unterstützte er, obwohl mütterlicherseits jüdischer Abstammung, die antisemitische Publizistik.

Organisationen: Burschenschaft Markomannia Bonn, in der Frankfurter Nationalversammlung Angehöriger der rechtsliberalen »Casino-Fraktion«, Mitglied der Zweiten Preußischen Kammer, dem Erfurter Unionsparlament (1850) und der Gotharer Versammlung (1849) sowie des konstituierenden Reichstags.

Bemerkung: Dunckers Vater Karl absolvierte eine Lehre als Drucker und Buchhändler. 1809 erwarb er eine Verlagsbuchhandlung in Berlin und baute sie mit seinem Geschäftspartner Peter Humblot schrittweise zu einem angesehenen Wissenschaftsverlag aus, in dem u. a. die Werke von Ranke und Hegel sowie historische und literarische Zeitschriften erschienen. 1866 wurde der Verlag verkauft. Karl Duncker war von 1824 bis 1866 Vorstandsmitglied, 1828 bis 1831 Vorsitzender des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Außerdem engagierte er sich als Stadtverordneter in Berlin für kommunalpolitische Fragen.

Quellen: Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft, S. 118 f.; NDB, Bd. 4, S. 195 f.; ADB im www.; Rudolf Haym, Das Leben Max Dunckers, 1891.