Eduard Meyer


geboren: 21. Januar 1855 Hamburg
gestorben: 31. August 1930 Berlin
Konfession: evangelisch
Vater: Gymnasiallehrer



Meyer besuchte das Gymnasium Johanneum in Hamburg, nach der Reifeprüfung studierte er Geschichte und Orientalistik an den Universitäten Bonn und Leipzig. 1875 promovierte er mit der Dissertation »Typhon: Eine religionsgeschichtliche Studie« an der Universität Leipzig zum Dr. phil. Danach trat er eine Stelle als Hauslehrer beim britischen Generalkonsul in Konstantinopel an. 1879 habilitierte er sich an der Universität Leipzig mit der Schrift »Geschichte des Königreiches Pontos«. 1884 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. 1885 erhielt er einen Ruf auf ein Ordinariat für Alte Geschichte an der Universität Breslau. 1889 wechselte er nach Halle, einen Ruf an die Universität München lehnte er ab. Den Ruf der Universität Berlin nahm er jedoch 1902 an. 1909/10 wirkte Meyer als Austauschprofessor (Kaiser-Wilhelm-Professur) in Harvard (USA), 1923 wurde er emeritiert. Meyer war ungemein produktiv. Er verfasste eine mehrbändige Geschichte des Altertums von der Geschichte Ägyptens bis zum vierten Jahrhundert. (1884–1902, Nachdruck der vierten Auflage 1981), drei Monographien über Judentum, Christentum und Mormonismus. Außerdem erschienen von ihm kleinere Schriften zur Alten Geschichte, Geschichtstheorie und Philosophie, unter anderem über Friedrich Nietzsche und Oswald Spenglers Werk »Untergang des Abendlandes« (4. Auflage 1925). Mehrere seiner Vorträge zur aktuellen Politik wurden gedruckt . Er gehörte der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts an und war Mitglied der preußischen und bayerischen Akademien der Wissenschaften, die Universität von Chicago verlieh ihm den Dr. h. c. Meyer zog zahlreiche Studenten aus Europa und den USA an. Zu seinen Schülern zählen mehrere spätere Professoren amerikanischer Universitäten. Sein wissenschaftliches Werk wird mittlerweile sehr kritisch betrachtet, da sich in ihm ein darwinistisches Weltbild und eine durchaus ideologische Vorstellung vom Primat des Staates vor allen anderen Institutionen widerspiegelt. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gab Meyer seine anglophile Haltung auf, da er England für den Ausbruch des Krieges verantwortlich machte. Politisch zählte er ab 1914 zu den vehementesten Vertretern annexionistischer Kriegsziele, er sprach Belgien rundheraus die Existenzberechtigung als Staat ab, plädierte für die Schaffung eines Mitteleuropa umfassenden großdeutschen Reiches und gehörte zu den Befürwortern eines uneingeschränkten U-Boot-Krieges. Während der Debatte um die mögliche Auslieferung des Kaisers initierte Meyer eine Erklärung der deutschen Hochschullehrer, die gegen eine solche »Demütigung« und »Schande« protestierte und zugleich die sozialdemokratischen »Machthaber« scharf angriff.

Organisationen: DNVP

Quellen: Weber, Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft, S. 383; Burkhard Meißner, Forschung, Lehre und Organisation des Lehrstuhles für Alte Geschichte der Universität Halle im 20. Jahrhundert: Profilsuche zwischen Orient und Abendland, Mangel und Fluktuation. In: Rupieper, Beiträge, S. 223–230; Hans Peter Bleuel, Deutschlands Bekenner: Professoren zwischen Kaiserreich und Diktatur, Bern u. a. 1968, S. 100 f.