Willibald Beyschlag


geboren: 5. September 1823 Frankfurt am Main
gestorben: 25. November 1900 Halle
Konfession: evangelisch-lutherisch
Vater: Bankbeamter



Beyschlag studierte Theologie an den Universitäten Bonn und Berlin. 1849 wirkte er als Hilfsprediger in Koblenz, 1850 als Pfarrer in Trier und ab 1851 als Religionslehrer an Gymnasien in Mainz. 1856 wurde er zum Hofprediger in Karlsruhe ernannt. Die Universität Königsberg ehrte ihn 1860 mit dem D. theol. h. c., im selben Jahr wurde Beyschlag zum ordentlichen Professor für Praktische Theologie und neutestamentliche Exegese an der Universität Halle ernannt. Beyschlags Forschungsgebiet war das Neue Testament (»Neutestamentliche Theologie«,1891, 5. Auflage 1895), vor allem aber engagierte er sich im kirchenpolitischen Gesehen seiner Zeit. So zählte er 1873 zu den Mitbegründern der »Evangelischen Vereinigung«, 1886/87 zu denen des »Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen«. Wie Zeitgenossen urteilten, war er ein »unbeugsamer Gegner Roms« und damit ein scharfer Kritiker des ultramontanen Katholizismus. Zugleich förderte er mit einer Kampfschrift altkatholische Bestrebungen. Innerhalb der evangelischen Kirche war er ein Verfechter des Unionsgedankens aller evangelischen Christen, er strebte eine Einheit von Christentum und Kultur um eine, wie Bautz Kirchenlexikon zurückhaltend urteilt, »das deutsche Geistesleben beherrschende Einheit zu schaffen«. Entsprechend waren auch seine Ansprachen im Preußischen Herrenhaus, in dem er die Universität vertrat, und als Universitätsprediger gehalten. Beyschlag publizierte diese Predigten, außerdem Gedichte und zahlreiche populäre, ideologisch geprägte Schriften u. a. »Das Leben Jesu« (1885, 5. Auflage 1912), »Christenlehre auf Grund des kleinen Lutherischen Katechismus« (1900, 4. Auflage 1917). Große Wirksamkeit hatte Beyschlag auch als Herausgeber der »Deutsch-evangelischen Blätter« (von ihm mitbegründet 1876 als Organ der Mittelpartei in der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union), die als Zeitschrift für den »gesamten Bereich des deutschen Protestantismus« angelegt waren. Wegen des polemischen Tones der Zeitschrift wurde Beyschlag auch einmal wegen Beleidigung verklagt. 1895 erstattete der auf Grund seiner konservativen und kämpferischen Haltung staatlicherseits hoch Angesehene (dekoriert mit dem Roten Adler-Orden III. Klasse) als Prorektor den Bericht zum 200-jährigen Jubiläum der Universität Halle.

Quellen: www.bautz.de, UAH PA 4495 Beyschlag.