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Hans Müller (Müller-Einigen)

Geb. am: 25. Oktober 1882
Fakultät: Philosophische Fakultät
Kategorie: Doktorgradaberkennung
Hans MÜLLER (MÜLLER-EINIGEN), geb. am 25. Oktober 1882 in Andreasberg/Böhmen [Ondrejov u Kaplice/Tschechische Republiken] (Brünn lt. Ausb.liste), gest. am 8. März 1950 in Einigen/Schweiz, war der Sohn von Josef Müller (Rechtsanwalt) und Johanna Wohlmuth. Nach der Reifeprüfung im Juli 1900 studierte er an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und erwarb 1904 den Grad eines Dr.jur., zwei Jahre später am 19. Juni 1906 außerdem an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien den Grad eines Dr. phil. in Geschichte erworben (Dissertation: 'Englands Stellung zu Österreich von 1740-1756').
Er besuchte auch die Universitäten von Grenoble und Leipzig und begann bereits während des Studiums eine enge Freundschaft mit seinem Studienkollegen Stefan Zweig. Der promovierte Staatswissenschafter und Historiker arbeitete – nach ersten Veröffentlichungen während der Studienzeit - als Schriftsteller zunächst in Wien, später in Berlin. Die Uraufführungen der frühen Werke fanden meist an Berliner oder Wiener Bühnen statt. Zu seinen erfolgreichsten Werken zählen seine literarischen Vorlagen zu Oscar Straus' "Ein Walzertraum" (1907), sein Stück "Die Flamme" (1920) sowie seine Mitautorenschaft bei Ralph Benatzkys Operette "Im weißen Rößl" (1930).
1927/28 arbeitete Hans Müller zum ersten Mal in Hollywood bei National Pictures an zwei Hörfunk-Produktionen, in den Folgejahren pendelte er als Drehbuchautor zwischen seinen Wohnsitzen in Berlin, wo er seit 1925 für die Filmfirma UFA arbeitete (u.a. "Der Kongrass tanzt", 1931; "Walzerkrieg", 1933), und Hollywood, wo die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer ebenfalls mehrere Filme nach seinen Drehbüchern verfilmte.
Ebenfalls bereits 1928 übersiedelte er teilweise in ein Häuschen in Einigen am Thunersee/Schweiz, das er 1932 kaufte. Dort lebte er zusammen mit seinem Lebenspartner Nikolaus Schwarz; den Ortsnamen machte er dann zu einem Bestandteil seines Künstlernamens und nannte sich 1938 bei der Publikation seines ersten autobiografischen Werks "Geliebte Erde" erstmals " Müller-Einigen". 1937 ließ er sich nach römisch-katholischem Ritus taufen. Mit Verlautbarung im Deutschen Reichsanzeiger vom 7. März 1941 wurde er aus dem Deutschen Reich zwangsausgebürgert, sein Vermögen wurde beschlagnahmt und er verlor seine Staatsangehörigkeit und wurde staatenlos.
Am 28. Februar 1942 wurden ihm die an der Universität Wien erworbenen Doktorgrade aus rassistischen Gründen aberkannt, da er im Nationalsozialismus "als Jude als eines akademischen Grades einer deutschen Hochschule unwürdig" galt. Noch 1945 publizierte Müller-Einigen den autobiografischen Roman "Jugend in Wien". Nach Kriegsende kehrte er, dessen Gesundheitszustand sich zunehmend verschlechterte, nur noch selten nach Wien zurück, wo am Volkstheater u.a. "Der Helfer Gottes" (1947) wurde. 1949 wurde Hans Müller-Einigen das Schweizer Bürgerrecht verliehen, ein Jahr später starb er in Einigen. Erst 13 Jahre nach der Aberkennung und lange nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde ihm der Doktorgrad  am 13. Mai 1955 (posthum) wieder zuerkannt, bzw. die Aberkennung für 'von Anfang an nichtig' erklärt.


Lit.: Archiv der Universität Wien/Promotionsprotokoll PHIL 1905-1913 Nr. 110, IUR 1904, Rektorat 1557 ex 1939/40/41, GZ 1695 ex 1939/40/41, GZ 561 ex 1944/45 ONr. 15; Deutscher Reichsanzeiger Nr. 56 vom 7. März 1941; ÖBL 1975; BOLBECHER/KAISER 2000, 493f.; BLUMESBERGER 2002, 954; POSCH 2009, 451; MAIBACH 2008; Nachlass im Österreichischen Theatermuseum Wien; Deutsche Biographie.


Katharina Kniefacz, Herbert Posch

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