Ossip Kalenter

Reisepass: Johannes Burkhardt, Reisepass des Deutschen Reichs 1939
Der Schriftsteller Ossip Kalenter auf einem Passbild von 1939
Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Schweizerische Nationalbibliothek, Nachlass Ossip Kalenter, mit freundlicher Genehmigung der Robert Walser-Stiftung Bern

Ossip Kalenter

1957 wurde er der Präsident des PEN-Zentrums der deutschsprachigen Schriftsteller im Ausland, und da er ein Individualist ist und ein Moralist, voll freundlicher Härte und unerbittlicher Liebenswürdigkeit, und da er ein echter Poet ist und ein Meister der deutschen Prosa (im Inland und im Ausland), ist er wie ausgewählt und gemacht, um Präsident von uns deutschen Schriftstellern im Ausland zu sein, von jenen, die um der Freiheit willen aus Deutschland fortgegangen sind oder um der guten Sitten willen oder um unzensuriert zu träumen und zu lieben oder um anderer Don-Quichotterien willen.

Hermann Kesten über Ossip Kalenter in einer Rezension von Olivenland, 1961

Geborenam 15. November 1900 in Dresden, Deutschland
Gestorbenam 14. Januar 1976 in Zürich, Schweiz
ExilTschechoslowakei, Schweiz
BerufSchriftsteller

Der aus Dresden stammende Schriftsteller Ossip Kalenter, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Johannes Burckhardt hieß, wie sein Deutscher Reisepass von 1939 verrät, trat erstmals 1920 mit dem Gedichtband Der seriöse Spaziergang als Lyriker in Erscheinung, erlangte indes in erster Linie als Zeitungsautor und Feuilletonist Bekanntheit, der, seit 1924 in Italien lebend, u.a. für die Frankfurter Zeitung, die Weltbühne, das Berliner Tagblatt oder die Neue Zürcher Zeitung schrieb. Aufgrund der politischen Entwicklungen im faschistischen Italien übersiedelte Kalenter 1934 nach Prag, wo er fester Redakteur des Prager Tagblatts wurde. Der Einmarsch der Nationalsozialisten in die Tschechoslowakei zwang ihn 1939 zur Flucht in die Schweiz nach Zürich. Wie für das Gros seiner Kollegen galt auch für Kalenter in der Schweiz ein langjähriges Arbeitsverbot, das er dank der Verwendung verschiedener Pseudonyme erfolgreich zu umgehen wusste. Ab 1945 schrieb er dann mit dem Segen der Fremdenpolizei für die bedeutende, in New York angesiedelte jüdische Exilzeitschrift Aufbau und wurde im selben Jahr Sekretär des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller im Ausland (SDS). Von 1957 bis 1967 amtierte Kalenter schließlich als Präsident des Exil-P.E.N bzw. des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Ossip Kalenter starb 1970 in Zürich.

Ausgewählte Werke:
Der seriöse Spaziergang (Gedichte, 1920)
Die Abetiner oder Glück und Glanz einer kleinen Mittelmeerstadt (Prosa, 1950)
Die Liebschaften der Colombina. 5 Kapitel aus dem Leben der berühmten süßen Dame nebst den Scherzen Arlecchinos und den Hörnern Pantalones (Prosa, 1957).
Olivenland. Italien Miniaturen (Prosa, 1960).

Weiterführende Literatur:
Weiß, Norbert (Hrsg.): Ossip Kalenter zum 100. Geburtstag. Der seriöse Spaziergänger. Arabesken. Dresden: Verlag Die Scheune 2000 (Signum. Sonderheft 2).

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