Georg Kaiser

Georg Kaiser, Schriftsteller
Der Schriftsteller Georg Kaiser, fotografiert von Karl Meuser in Engelberg 1938
Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Schweizerische Nationalbibliothek, Nachlass Georg Kaiser, © Stiftsarchiv Engelberg

Georg Kaiser

CAESAR, dieser Sturm wird vorübergehen und Deutschland von der Pest reinigen. Soll man vorher untergehen? Soll ich damals vertrauensvoll in die Schweiz gereist sein, um in der Schweiz von einem Felsen zu fallen? Denn ich würde in das Gebirge gehen, wenn man mich zur Rückkehr nach Deutschland zwingen wollte. Es darf nicht sein, CAESAR, helfen Sie mir. In einer Stunde fahre ich nach Engelberg – glauben Sie mir: auch das fällt mir nicht leicht.

Georg Kaiser in einem Brief an Caesar von Arx, Zürich, 7. September 1939

Geborenam 25. November 1878 in Magdeburg, Deutschland
Gestorbenam 4. Juni 1945 in Ascona, Schweiz
ExilSchweiz
BerufSchriftsteller

Georg Kaisers Gang ins Exil erfolgte vergleichsweise spät, zumal seine ablehnende Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus seit Jahren verbürgt und er schon im Mai 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen worden war. Nach Jahren der Zurückgezogenheit verließ Kaiser Grünheide, einer Hausdurchsuchung durch die Gestapo zuvorkommend, schließlich im Sommer 1938 mit dem Zug in Richtung Amsterdam und traf am 19. August in der Schweiz ein. Im selben Jahr erschienen mehrere seiner Dichtungen auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. In der Schweiz führte Kaiser im Vergleich zu anderen Exilautor*innen ein relativ privilegiertes Leben, wiewohl auch er in dauerhafte finanzielle Schwierigkeiten geriet. Insbesondere in dem Dramatiker Cäsar von Arx hatte er einen Freund und Unterstützer, der ihn sowohl gegenüber der Eidgenössischen Fremdenpolizei vertrat als auch den Aufenthalt im Parkhotel Sonnenberg in Engelberg ermöglichte. Daneben war Julius Marx ein enger Vertrauter, demgegenüber Kaiser früh bekannte: „Vor allen Dingen würde mir daran liegen in Hollywood tätig zu sein. In früheren Jahren bot mir Metro-Goldwyn-Meyer einen Vertrag an, doch da war mir Deutschland näher. Heute ist es mir siriusfern. Damals schickte ich einen Vertreter, heute käme ich selbst.“ Kaisers Bemühungen um eine Ausreise in die USA misslangen. Der Autor litt trotz ungebrochener Produktivität zunehmend unter den Bedingungen des Exils und dem eigenen Bedeutungsverlust. Zudem haderte er mit dem Exilland Schweiz, wo er kurz nach Kriegsende am 4. Juni 1945 in Ascona starb.

Georg Kaisers Teilnachlass im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern umfasst die Dokumente aus der Zeit seines Schweizer Exils. Der eigentliche Nachlass befindet sich im Literaturarchiv der Akademie der Künste in Berlin.

Ausgewählte Werke:
Von morgens bis mitternachts (Stück, 1912)
Die Bürger von Calais (Stück, 1912-13)
Gas (Stück, 1913)
Der Silbersee (Stück, 1933)
Der Soldat Tanaka (Stück, 1940)
Das Floss der Medusa (1940-43)

Weiterführende Literatur:
Mittenzwei, Werner: Exil in der Schweiz. Frankfurt am Main: Röderberg-Verlag 1979, S. 267-281.
Kunst und Leben. Georg Kaiser (1878–1945). Hg. von Sabine Wolf. Berlin: Akademie der Künste 2011.

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