Jakob Haringer

Jakob Haringer, Schriftsteller
Der Schriftsteller Jakob Haringer auf einem Passbild von 1944
Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Schweizerische Nationalbibliothek, Nachlass Jakob Haringer

Jakob Haringer

Ich befürchte, gar manche sehr angesehene Mitglieder des Schweizerischen Schriftstellervereins und sogar unserer Behörden würden, wenn sie jahrelang so leben müßten, wie es unter anderem ein Haringer in unserem Lande mußte, schließlich recht unverträgliche und sogar ‚gefährliche‘ Seiten hervorkehren, und ihre Akten würden recht unvorteilhaft lauten. […] Auf alle Fälle kann es uns nicht gleichgültig lassen – und darin werden Sie mir sicher zustimmen –, ob ein Mensch wie Haringer sinnlos zugrundegeht.

Hans Zbinden in einem Brief an die Behörden

Geborenam 16. März 1898 in Dresden, Deutschland
Gestorbenam 3. April 1948 in Zürich, Schweiz
ExilÖsterreich, Tschechoslowakei, Schweiz
BerufSchriftsteller

Während über Jakob Haringers Exilbiografie in den Jahren 1933-1935, abgesehen von einer Breslauer Deckadresse, nur wenig bekannt ist, eröffnet seine Exilwerk mit einem Paukenschlag. In der 1934 im Neuen Tage-Buch veröffentlichten „Deutschland-Ode“ schlägt Haringer einen für diese frühe Phase der antifaschistischen Exillyrik typischen Ton pathetisch-scharfer Empörung an, der auf die Deklassierung der neuen Machthaber abzielt: „Mit brauner Pest wardst todwüst du umnebelt, / Sie haben feige dich zum Lump geknebelt - / Mein schönstes Land.“ Es verwundert deshalb nicht, dass Haringer bald mit heftigen Anfeindungen regimetreuer Skribenten konfrontiert war, die ihn im Herbst 1936 etwa in den Nationalsozialistischen Monatsheften als „Schänder unserer deutschen Sprache, einer der übelsten Vertreter literarischen Unrats“ diffamierten. Kurz zuvor war Haringer bereits ausgebürgert worden. Der verschiedentlich als deutscher Nachfolger François Villons charakterisierte Dichter hielt sich bis zum „Anschluss“ Österreichs mehrheitlich in Salzburg auf, ehe er nach kurzem Aufenthalt in Prag im April 1938 in die Schweiz emigrierte, wo er rasch untertauchte und zunächst auch immer wieder die Grenze zu Frankreich überschritt. Es folgten jahrelange Versteckspiele des illegal Untergetauchten mit der Eidgenössischen Fremdenpolizei, Aufenthalte in Internierungslagern, Bettelbriefe an verschiedene Gönner und schließlich der Sonderstatus als „Privatinternierter“, der ab 1943 bei Freunden in Bern unterkommen konnte, die für ihn bürgten. 1946 übersiedelte er nach Köniz bei Bern. Im selben Jahr erschien im Pegasus-Verlag als Haringers bedeutendstes Werk der Gedichtband Das Fenster.

Ausgewählte Werke:
Hain des Vergessens (Gedichtband, 1917)
Dichtungen (Gedichtband, 1925)
Das Schnarchen Gottes (Gedichtband, 1931)
Das Fenster (Gedichtband, 1946)

Weiterführende Literatur:
Jakob Haringer. Aber des Herzens verbrannte Mühle tröstet ein Vers. Ausgewählte Lyrik, Prosa und Briefe. Hg. von Hildemar Holl. Mit einem Nachwort von Wulf Kirsten. Salzburg/Wien: Residenz Verlag 1988.
Jakob Haringer. Du bist für keinen Stern, kein Glück geborn! Leben, Prosa & Lyrik. Eingeleitet und ausgewählt von Dieter Braeg. Berlin: Die Buchmacherei 2018.

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