Ludwig Meidner

Ludwig Meidner, Maler, Zeichner und Schriftsteller
Ludwig Meidner, Selbstbildnis aus einem Skizzenbuch, 1941 im Internierungslager auf der Isle of Man
Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt, JMF1994-0007 IV/05-01, Foto: Ursula Seitz-Gray, © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

Ludwig Meidner

Hier hat die vulkanische Epoche ihren heißesten Krater, der wie in grimmigen Wehen der Inbrunst stoßweise und mit unwiderstehlicher Gewalt Lava der Gesichte ausspeit.

Wolfradt, Willi: Ludwig Meidner, 1920

Geborenam 18. April 1884 in Bernstadt, Schlesien
Gestorbenam 14. Mai 1966 in Darmstadt
ExilGroßbritannien (Vereinigtes Königreich)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufMaler

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Ludwig Meidner erlangte seinen künstlerischen Durchbruch im November 1912 durch die Ausstellung der Künstlergruppe Die Pathetiker in Herwarth Waldens Berliner Galerie Der Sturm. In der Folge war Meidner eng mit dem literarischen Expressionismus verbunden: Er schuf Illustrationen für alle namhaften expressionistischen Zeitschriften, publizierte eigene Texte und porträtierte zahllose Dichter. Viele seiner Gemälde zeigen Katastrophenszenarien, die sogenannten Apokalyptischen Landschaften, die er rückblickend als Vorahnungen des Ersten Weltkriegs interpretierte. Meidner wandte sich im Laufe des Krieges vom Expressionismus ab, dessen utopische Erwartungen er angesichts des Weltgemetzels als obsolet empfand. Stattdessen wandte er sich dem Judentum zu und richtete sein Alltagsleben gemäß den religiösen Vorschriften aus.

1935 verließ Meidner unter dem Druck zunehmender antisemitischer Repressionen Berlin und ging als Zeichenlehrer an eine jüdische Schule in Köln. In der Ausstellung Entartete Kunst, die ab 1937 gezeigt wurde, wurden auch einige Werke Meidners gezeigt. Im August 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach England, wo er 14 Jahre lang in äußerst dürftigen Verhältnissen lebte. Die Zeit seiner Internierung als "enemy alien" (1940/1941) empfand Meidner so beinahe als Befreiung: Er war der unmittelbaren materiellen Sorgen enthoben und fand Kontakt zu anderen Künstlern und Intellektuellen. Nach Meidners Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1953 fand sein Werk, das nach Jahren der Verfemung beinahe in Vergessenheit geraten war, allmählich wieder Anerkennung.

Auswahl wichtiger Werke:

Selbstbildnis, 1912, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Das Eckhaus, 1913, Museo Thyssen Bornemisza, Madrid
Apokalyptische Landschaft (Beim Bahnhof Halensee), 1913, Los Angeles County Museum of Art
Apokalyptische Stadt, 1913, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster
Der Jüngste Tag, 1916, Berlinische Galerie
Porträt Lotte Lenya, 1925, Stadtmuseum Berlin
Junge Frau in grünem Kleid (Ingrid Dennerlein), 1965, Jüdisches Museum Frankfurt

Weiterführende Literatur:

Breuer, Gerda und Wagemann, Ines (Hg.), Ludwig Meidner. Zeichner, Maler, Literat 1884-1966, 2 Bde, Ausstellungskatalog Darmstadt, Stuttgart 1991
Grochowiak, Thomas, Ludwig Meidner, Recklinghausen 1966
Heuberger, Georg (Hg.), Ludwig und Else Meidner Ausstellungskatalog Frankfurt und London, Frankfurt a. M. 2002
Presler, Gerd/Riedel, Erik, Ludwig Meidner. Werkverzeichnis der Skizzenbücher / Catalogue Raisonné of His Sketchbooks, München 2013

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