Heinz Liepman(Heinz Liepmann, Jens C. Nielsen )

Heinz Liepman, Schriftsteller und Journalist
Der Schriftsteller Heinz Liepman, Passfoto aus seinem deutschen Pass nach der Remigration, 1950er Jahre
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Heinz Liepman, EB 2011/147

Heinz Liepman(Heinz Liepmann, Jens C. Nielsen )

[…] ich habe Deutschland, in dem ich geboren wurde und mein Vater und Grossvater, ich weiss nicht wieviele Generationen zurück geboren wurden, – ich habe Deutschland, das Land, in dem ich verwurzelt bin, zum zweiten Mal verlassen. Ich bin emigriert, zum zweiten Mal.

Heinz Liepman: Müssen wir wieder emigrieren?, 1963

Geboren27.08.1905 in Osnabrück
Gestorben06.06.1966 in Agarone/Tessin, Schweiz
ExilFrankreich, Niederlande, Belgien, Großbritannien (Vereinigtes Königreich), Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
RemigrationBundesrepublik Deutschland
BerufSchriftsteller, Dramatiker, Journalist

Bereits als junger Mann war Heinz Liepman als Journalist, Dramatiker und Schriftsteller tätig. Einige seiner Romane wie Die Hilflosen oder Der Frieden brach aus, die beide 1930 erschienen, wurden ins Englische und Französische übersetzt und erlangten internationale Anerkennung. Dies bescherte ihm 1930 den Harper-Literatur- Preis und den literarischen Durchbruch in Deutschland. Ebenfalls 1930 begann Liepman für die Weltbühne zu schreiben. Wegen seiner öffentlichen Äußerungen gegen die Nationalsozialisten spätestens seit Juli 1932 und aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurden seine Arbeiten nach der Machterlangung der Nationalsozialisten verboten und verbrannt.

1933 floh er nach Frankreich und in die Niederlande und verfasste im selben Jahr einen der frühesten Exilromane überhaupt: Das Vaterland. Dies führte im Februar 1934 zur Anklage und Inhaftierung in den Niederlanden, da ihm vorgeworfen wurde, in dem Roman den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg beleidigt zu haben. Liepman wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt, ihm drohte zudem die Abschiebung nach Deutschland. Wahrscheinlich aufgrund zahlreicher öffentlicher Proteste wurde er einen Monat später aus dem Gefängnis entlassen und nach Belgien abgeschoben. Von 1935 bis 1937 lebte Liepman in London und ging von dort aus 1937 in die USA. Für die New York Times schrieb er Artikel über deutsche Exilautoren und -literatur.

1947 kehrte Heinz Liepman nach Deutschland zurück und veröffentlichte in diversen Zeitungen. Seit 1959 war er ständiger Mitarbeiter der Tageszeitung Die Welt. Dort hatte er die Möglichkeit, politische Artikel wie Müssen wir wieder emigrieren? zu veröffentlichen, die den Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Bundesrepublik behandeln. Die fehlende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit war ein wesentlicher Grund, warum er seinen Wohnsitz Ende 1961 in die Schweiz verlegte – seine "zweite Emigration". Nach der Rückkehr aus dem amerikanischen Exil lernte er 1947 seine zukünftige Frau Ruth Liepman-Lilienstein kennen. 1949 gründete er mit ihr eine Literaturagentur, die "Liepman AG", die seit 1961 ihren Sitz in Zürich hat. Bis zu seinem Tod beobachtete und beurteilte Liepman die politische und gesellschaftliche Situation in der Bundesrepublik.

Weiterführende Literatur:
Müller-Salget, Klaus: Zum Beispiel Heinz Liepmann. In: Exilforschung 3, 1985, S. 287-308.
Schneider, Thomas F.: "Müssen wir wieder emigrieren?" Heinz Liepman und die Emigration als Chiffre politisch- moralischen Handelns. In: Krieg und Nachkrieg. Konfiguration der deutschsprachigen Literatur (1940-1965), 2004, S. 65-76.
Weinke, Wilfried: "Ich werde vielleicht später einmal Einfluß zu gewinnen suchen…". Der Schriftsteller und Journalist Hein Liepman (1905-1966). In: Erich Maria Remarque Jahrbuch/Yearbook XVI (2006), S. 7-24. 

Ausgewählte Werke:
Nächte eines alten Kindes (Roman, 1929)
Die Hilflosen (Roman, 1930)
Das Vaterland. Ein Tatsachenroman aus dem heutigen Deutschland (Roman, 1933)
…wird mit dem Tode bestraft (Roman, 1935)
Ein deutscher Jude denkt über Deutschland nach (1961)

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