Paul Oscar Huldschinsky

Paul Oscar Huldschinsky, Innenarchitekt, Illustrator, Kunstsammler
Der Innenarchitekt Paul Huldschinsky, vermutlich Anfang der 1930er Jahre in Deutschland
Privatarchiv der Familie, mit freundlicher Genehmigung von Eva-Maria Herbertz

Paul Oscar Huldschinsky

Ich habe den Set nur so eingerichtet, wie wir zu Hause in Berlin gelebt haben.

Paul Huldschinsky in Thomas Blubacher: Oscar Huldschinsky und Ann Sommer, 2008

Geborenam 18. August 1889 in Berlin, Deutschland
Gestorbenam 1. Februar 1947 in Santa Monica, USA
ExilVereinigte Staaten von Amerika (USA)
BerufArchitekt, Illustrator, Sammler

Paul Huldschinsky war der Sohn des Industriellen Oscar Huldschinsky. Er arbeitete zunächst als Illustrator, machte sich in der Weimarer Republik aber vor allem als Innenarchitekt einen Namen. Huldschinsky, dem jene „Fabriks- oder Typenphantasie“ (Stefan Großmann) fehlte, die von den modernen Architekten seiner Zeit favorisiert wurde, war in der Berliner Kunst- und Kulturwelt bestens vernetzt und stattete vornehmlich Galerien und Villen aus. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde  er im November 1938 kurzzeitig im KZ Sachsenhausen interniert. Nach seiner Freilassung emigrierte Huldschinsky mit seiner Familie in die USA, wo er sich westlich von Los Angeles, in Santa Monica, niederließ und Teil der dortigen deutschsprachigen Exilgemeinde wurde. Wie viele Emigrantinnen und Emigranten konnte auch Huldschinsky in den USA zunächst nicht an seine beruflichen Erfolge anknüpfen und arbeitete als Bühnenbildner für Filmstudios und verkaufte Kunstwerke, die er aus Deutschland gerettet hatte. Die Bekanntschaft mit Thomas Mann sicherte ihm 1941 den Auftrag, das Haus der Familie Mann in Pacific Palisades einzurichten. Huldschinsky erhoffte sich davon einen Schub seiner Karriere als Inneneinrichter. Dazu kam es aber nicht. Stattdessen gelang ihm mit seinen traditionellen, an der großbürgerlichen Architektur und Ästhetik orientierten Entwürfen im Filmgeschäft der Durchbruch. Bis zu seinem Tod stattete er vor allem Historienfilme aus und erhielt 1945 für das Bühnenbild zum Film „Das Haus der Lady Alquist“ einen Oscar.

(Text: Francis Nenik)

Ausgewählte Werke:

Haus Hulle – München (1915)

Bibliothek des Kunsthändlers Paul Graupe in der Tiergartenstraße 4 in Berlin (1927)

Einrichtung des Thomas-Mann-Hauses in Pacific Palisades (1941/42)

Weiterführende Literatur:

Thomas Blubacher: Paradies in schwerer Zeit. Künstler und Denker im Exil in Pacific Palisades und Umgebung, München 2011, S. 82-83.

Thomas Blubacher: Oscar Huldschinsky und Ann Sommer, in: Melissa Müller / Monika Tatzkow: Verlorene Bilder – verlorene Leben. Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde, München 2008, S. 143-153.

Stefan Großmann: Einleitung, in: Paul Huldschinsky, Berlin/Leipzig/Wien 1930.

Francis Nenik / Sebastian Stumpf: Seven Palms. Das Thomas-Mann-Haus in Pacific Palisades, Los Angeles, Leipzig 2018.

Kuno Mittenzwey: Zum Haus Hulle – München, von den Architekten Paul Huldschinsky und Karl Joh. Mossner, in: Inndekoration, 26. Jahrgang, Heft 12, Dezember 1915, S. 426-450.