Sasha Marianna Salzmann

Sasha Marianna Salzmann, Schriftstellerin, Theaterautorin, Dramaturgin, Essayistin
Sasha Marianna Salzmann
© Heike Steinweg

Sasha Marianna Salzmann

Ich werde nie wissen, was es heißt, unsichtbar zu sein. […] Was es heißt, durch die Straßen zu streifen und nicht damit rechnen zu müssen, dass jemand im Vorbeigehen meine Haare zu berühren versucht. Wie es ist, sich nicht ständig in Selbstgesprächen zu beschwichtigen, wenn man mehrmals am Tag gefragt wird, ob man Deutsch verstehe. Mich in der Menge aufzulösen, ist keine Option für mich. Ich gehöre gleich mehreren Minderheiten an; das kaschieren zu wollen, birgt für mich größere Gefahren, als meine Positionen zu benennen.

Sasha Marianna Salzmann, Sichtbar, 2019

Geboren21. August 1985 in Wolgograd, Sowjetunion
ExilBundesrepublik Deutschland
BerufSchriftstellerin, Theaterautorin, Dramaturgin, Essayistin

Sasha Marianna Salzmann wurde in Wolgograd geboren, wuchs in Moskau auf und emigrierte 1995 mit ihrer Familie als so genannter jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland. „In der Schule fragten uns die Lehrer, wer wir sind, und wir sagten: Wolgadeutsche, Deutschrussen, Russen, Ukrainer, Juden. (Damals natürlich ohne Gendering, denn wir waren weit davon entfernt, von Gendering auch nur gehört zu haben.)“, schrieb Sasha Marianna Salzmann 2018 in einem Beitrag für die taz. „Die Lehrer selber nannten uns Kontingentflüchtlinge und Spätaussiedler. Unsere Mitschüler auf dem Schulhof nannten uns ‚Kontis‘.“

Zu oft mit der Frage nach ihrer Herkunft und ihrer Migrationsgeschichte konfrontiert, brach sie schließlich die Schule ab und fing beim Theater an. Sie begann, szenisches Schreiben in Berlin zu studieren, verfasste eigene Stücke, darunter Weißbrotmusik (Uraufführung 2010) und Wir Zöpfe (Uraufführung 2015). Für ihre Arbeiten erhielt sie Auszeichnungen und Stipendien wie den Exil-DramatikerInnenpreis der Wiener Wortstaetten und den Mara-Cassens-Preis. 2017 erschien ihr erster Roman Außer sich, der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand.

Lange konnte Salzmann die Frage nach ihrer Herkunft nicht ohne zu zögern beantworten. Inzwischen hat sie eine klare Antwort gefunden, wie sie bei einer Rede zum 10-jährigen Bestehen des Jungen Schauspielhaus Hannover erklärt: „Immer wenn man mich fragt, wo ich herkomme – und man fragt mich, man fragt mich immer noch – weiß ich, was ich sagen muss: Ich komme aus dem Theater.“ (Salzmann, Wo ich herkomme, 2018) 

Weiterführende Literatur:
Aydemir, Fatma u. Yaghoobifarah, Hengameh (Hg.): Eure Heimat Ist unser Albtraum. Berlin: Ullstein fünf 2019.
Salzmann, Sasha Marianna u. Czollek, Max (Hg.): Ein Kongress Zeitgenössischer Jüdischer Positionen: 6.-8. Mai 2016 Maxim Gorki Theater Studio Я = A Congress On Contemporary Jewish Positions : 6-8 May, 2016 Maxim Gorki Theater Studio Я. Bielefeld: Kerber 2017.

Ausgewählte Werke:
Außer sich (Roman, 2017)
Wir Zöpfe (Theaterstück, Uraufführung 2015)
Muttersprache Mameloschn (Theaterstück, Uraufführung 2012)
Weißbrotmusik (Theaterstück, Uraufführung 2010)

Galerie