Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit
an der Universität Hamburg herausgegeben
seit 2005 von Claudia Maurer Zenck und Peter Petersen
unter Mitarbeit von Sophie Fetthauer
seit Juli 2014 von Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen und Sophie Fetthauer
unter Mitarbeit von Nicole Ristow
https://www.lexm.uni-hamburg.de/

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Michael Gielen

geb. am 20. Juli 1927 in Dresden, Deutschland, gest. am 8. März 2019 in Mondsee, Österreich, Dirigent, Komponist.

Biographie


Bildnachweis

Michael Gielen wurde am 20. Juli 1927 in Dresden geboren. Sein Vater Josef Gielen arbeitete seit 1924 als Regisseur am dortigen Staatstheater und begann auch bald, an der Staatsoper zu inszenieren (so 1926 die Uraufführung von Georg Kaisers/Kurt Weills „Der Protagonist“). Die Mutter Rose Gielen, geb. Steuermann, die aus einer jüdischen Familie aus Sambor (Österreich-Ungarn/heute: Ukraine) stammte, hatte ihren Beruf als Schauspielerin nach der Geburt ihres ersten Kindes, Michael Gielens Schwester Carola, aufgegeben und trat nur noch sporadisch auf. So übernahm sie bei einer Aufführung von Arnold Schönbergs „Pierrot lunaire“ in Dresden in einigen Stücken den Sprechgesang, den sie 1919 mit ihrem Bruder Eduard Steuermann einstudiert hatte (StuckenschmidtHH 1974, S. 196); ab 1933 war ihr als Jüdin im „Dritten Reich“ auch das verwehrt. Der junge Michael Gielen wurde 1934 zuerst in einem reformpädagogischen Institut eingeschult und musste nach dessen Schließung durch die Nationalsozialisten auf eine normale Volksschule wechseln. Um der NS-Indoktrination entgegenzuwirken, ließen die Eltern beide Kinder 1935 katholisch taufen und erziehen (GielenM 2005, S. 28).

Nachdem Fritz Busch 1933 aus der Staatsoper Dresden verjagt worden war, kam es 1934 zu einer Hausdurchsuchung bei den Gielens. Clemens Krauss, der 1935 Nachfolger Wilhelm Furtwänglers an der Staatsoper Berlin geworden war, holte Gielens Vater 1936 an sein Theater, das nicht Joseph Goebbels, sondern Hermann Göring unterstand und daher etwas sicherer schien; auch kannten die Gielens Görings Frau Emmy Sonnemann. In Berlin ging Michael Gielen noch ein Jahr in die Volksschule, danach auf das Kaiserin-Augusta-Gymnasium. 1937 wurde Josef Gielen nach der Aufforderung Heinrich Himmlers an Göring, er solle aufhören, Kommunisten und Juden zu protegieren, denunziert (GielenM/RaphaelTP 2010, S. 10) und sein fester Vertrag aufgelöst (siehe die Ministervorlage Rainer Schlössers vom 29. Dez. 1937, in: PriebergFK 2004, S. 2214). Er erhielt mit Hilfe von Heinz Tietjen ein Engagement am Burgtheater in Wien, wohin seine Familie im Mai 1938 nachziehen konnte. Für Michael Gielen wurde die Schulzeit in Wien sehr schwierig, denn nach der Schließung des Schottengymnasiums, das er zuerst besuchte, war er auf dem Währinger Gymnasium zum ersten Mal dem handgreiflichen Antisemitismus von Mitschülern ausgesetzt. Neben der Schule erhielt er faszinierenden Klavierunterricht bei Olga Novakovic, einer Schülerin seines Onkels Eduard Steuermann – in Dresden hatte seine Mutter ihn zu unterrichten versucht, in Berlin war er zu einem Klavierlehrer gegangen, beide konnten sein Interesse nicht nachhaltig wecken –, und versuchte sich auf eigene Faust an Arnold Schönbergs „Klavierstücken“ op. 19. Aus dem Schönberg-Kreis stammte auch Gielens nächste anregende Klavierlehrerin, Rita Kurzmann. Zu ihr kam er, nachdem seine Mutter, seine Schwester und er im Januar 1940 unter Hinterlassung des größten Teils ihres Besitzes Wien verlassen hatten. Sein Vater, der im Sommer 1938 und 1939 am Teatro Colón in Buenos Aires inszeniert hatte, erhielt dort nach Kriegsbeginn für seine Familie Einwanderungspapiere für Argentinien. Rita Kurzmann und ihr Mann Erwin Leuchter, ehemals Assistent Anton Weberns bei den Arbeiter-Symphoniekonzerten, lebten bereits seit einigen Jahren in Buenos Aires.

Die schulische Laufbahn verlief für den Zwölfjährigen zunächst unglücklich, da er in Buenos Aires an der deutschen Goethe-Schule angemeldet wurde, in die auch sämtliche dort lebenden NS-Sympathisanten ihre Kinder schickten. Nach einem Jahr übersprang er eine Klasse und wechselte auf das Colegio Nacional Domingo Faustino Sarmiento, wo er erneut eine Klasse übersprang und bereits mit 17 Jahren 1944 Abitur machte. Er besuchte als Schüler viele Opernaufführungen im Teatro Colón, die Symphoniekonzerte unter der Leitung Fritz Buschs, Gastspiele (u. a. 1940 von Arturo Toscanini), hörte Rundfunkübertragungen mit Bruno Walter („Fidelio“ und „Die Toteninsel“ von Sergej Rachmaninov) und Kammermusik in Hauskonzerten des Architekten Martin Eisler. In der Kammerkonzert- und Kammeropern-Reihe der Asociación Amigos de la Música erlebte er Erich Kleiber bei Proben und der Aufführung von Bergs „Drei Sätzen aus der Lyrischen Suite“ und spielte dort selbst auch gelegentlich Klavier. Er hatte schon als 14-Jähriger mit Fritz Busch vierhändig gespielt, wobei ihm zugute kam, dass der Klavierunterricht bei Rita Kurzmann weniger seinen pianistischen Ehrgeiz angestachelt als sein Spielen „jetzt schon wie ein Kapellmeister“ (Kurzmann zit. n. GielenM 2005, S. 49) gefördert hatte. Als Kurzmann 1942 plötzlich starb und nach zwei vergeblichen Versuchen mit anderen Lehrern entschied sich Gielen dafür, selbstständig einstudierte Klavierwerke mit Erwin Leuchter zu analysieren und bei ihm Theorieunterricht zu nehmen. (Auch der drei Jahre jüngere Carlos Kleiber erhielt ab ca. 1949 Unterricht von Leuchter; mit ihm und seiner Schwester Veronica war Gielen seitdem eng befreundet.)

1945 schrieb sich Gielen an der Philosophischen Fakultät der Universität ein und schloss sich der antifaschistischen und anti-perónistischen Federación Universitaria de Buenos Aires an; dadurch geriet er sowohl in Konflikt mit der Polizei als auch in tätliche Auseinandersetzungen mit der nazistischen Alianza Nacionalista. Gielen gab das Studium nach drei Semestern auf und wandte sich endgültig der Musik zu. Er musizierte mit seinem Schwager, dem Geiger Ljerko Spiller, der 1935 von Frankreich nach Argentinien ins Exil gegangen war, und begleitete dessen Schüler. Vorbereitet durch den Theorieunterricht bei Erwin Leuchter, durch Selbststudium (von Ernst Kreneks gedruckter Vortragsreihe „Über neue Musik“) und später per Briefwechsel quasi moralisch unterstützt von seinem ebenfalls komponierenden Onkel Eduard Steuermann in New York – den Gielen erst 1952 bei dessen Klavierkursen an der Sommerakademie in Salzburg persönlich kennenlernte –, begann er mit 19 Jahren zu komponieren. Als erstes entstand eine Sonate für Geige und Klavier, in deren drittem Satz er sich gleich an eine Zwölftonreihe wagte. (Erwin Leuchter riet ihm damals von Experimenten mit rhythmischen Reihen ab, von denen Gielen aus Europa gehört hatte. Erst in Europa komponierte er mit variablen Metren („Musik 1954“)). Seine ersten Kompositionen wurden in der Agrupación Nueva Música des dodekaphonen Komponisten Juan Carlos Paz uraufgeführt, in der er mitwirkte und wo er u. a. den jungen Mauricio Kagel kennenlernte. Er spielte dort auch selbst, und zwar Klavierwerke der Wiener Schule – 1949 zu Schönbergs 75. Geburtstag sämtliche Klavierwerke des Meisters. (In Wien gab er 1952 sogar einen Klavierabend und konzertierte mit Hans Kann auf zwei Klavieren. Für eine Rundfunksendung spielte er 2002 im SWR Bachs cis-Moll-Präludium und Fuge aus dem ersten Teil des „Wohltemperierten Klaviers“ ein.)

1946 oder 1947 korrepetierte Michael Gielen erstmals in der Opernschule des Teatro Colón und assistierte 1947 Wilhelm Furtwängler beim Einstudieren der „Matthäus-Passion“. 1948 sprang er bei den Klavierproben zum Gastspiel von Kirsten Flagstadt in „Tristan und Isolde“ unter Erich Kleiber ein. Noch im selben Jahr wurde er am Teatro Colón als Korrepetitor angestellt. Er durfte bald die Rollen in Maurice Ravels „L’enfant et les sortilèges“ und in Igor Strawinskys „Nachtigall“ einstudieren. Er plante jedoch 1949, in New York bei Eduard Steuermann Komposition zu studieren. Dieser Plan zerschlug sich nach einjähriger Wartezeit, da er wegen seiner Aktivität in der linken Studentenbewegung kein Visum für die USA bekam. So verließ Michael Gielen Ende 1950 Buenos Aires, um nach Wien zu ziehen, wo inzwischen seine Eltern wieder lebten, da sein Vater 1948 Direktor des Burgtheaters geworden war. Schon ab 1. Jan. 1951 arbeitete Gielen als Korrepetitor an der Staatsoper, die bis zum Wiederaufbau 1955 im Theater an der Wien spielte. Dort lernte er die Sopranistin im Opern- und Akademie-Kammerchor Helga Augsten kennen, die er 1957 heiratete; im selben Jahr wurde ihre Tochter, 1959 ihr Sohn geboren.

Bei dem Schönberg-Schüler Josef Polnauer, der die NS-Zeit als „U-Boot“ überlebt hatte, nahm Gielen 1951-1953 Analyseunterricht, um seine kompositorischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. 1954 besuchte er zum ersten Mal die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik und hörte dort die Deutsche Erstaufführung seiner „Variationen für Streichquartett“ (und übernahm den Klavierpart in Anton Weberns Bearbeitung von Schönbergs 1. Kammersymphonie op. 9). Seine berufliche Haupttätigkeit wurde aber das Dirigieren. Während er schon 1951 bei seines Vaters Inszenierung von T. S. Eliots „Mord im Dom“ im Burgtheater die Schauspielmusik zusammenstellen und dirigieren durfte, 1952 für die Einspielung von vier Kantaten Johann Sebastian Bachs engagiert und 1953 als einer der Dirigenten des neu organisierten Kammerorchesters der Konzerthausgesellschaft genannt wurde (R. K.: Österreichische Chronik, Wien, ÖMZ 1953, S. 359), dirigierte er erst 1954 an der Staatsoper: Er sprang mit großem Erfolg für Clemens Krauss bei Arthur Honeggers „Jeanne d’Arc au bûcher“ ein, das er bereits vom Teatro Colón kannte; auch sein anschließendes Debut am Wiener Konzerthaus war erfolgreich. Danach bekam er weitere Dirigate an der Staatsoper übertragen (moderne Ballette, darunter Strawinskys „Agon“, Opern von Wolfgang Amadé Mozart, Giacomo Puccini und Friedrich von Flotow), dirigierte auch 1956 bei der Uraufführung von Frank Martins „Der Sturm“ den Chor auf der Hinterbühne; seine erste eigene Einstudierung war 1955 Gaetano Donizettis „Don Pasquale“. Bei den Salzburger Festspielen war er zum ersten Mal 1956 tätig, und zwar korrepetierte er für George Szell bei Rolf Liebermanns „Penelope“. 1959 assistierte der gerade zum Kapellmeister beförderte Gielen an der Wiener Staatsoper Dimitri Mitropoulos bei Giuseppe Verdis „Maskenball“ und übernahm die Oper nach der Abreise des Dirigenten. Mitropoulos wurde nach Erich Kleiber das zweite Vorbild für Gielen (GielenM 2005, S. 118).

Gielens großes Interesse für Neue Musik, das mit seiner kompositorischen Tätigkeit einherging, verschaffte ihm Gastdirigate bei den Tagen der Neuen Musik im WDR in Köln, beim neuen werk in Hamburg sowie im Hessischen Rundfunk, aber auch die Wahl zum Jurymitglied für das IGNM-Fest 1960 in Rom. Im selben Jahr trat er an der Königlichen Oper in Stockholm seine erste Stelle als Generalmusikdirektor an. Dort brachte er auch neue Opern und Ballette (von Karl-Birger Blomdahl und Lars Werle) auf die Bühne. Bei der Einstudierung von Igor Strawinskys „The Rake’s Progress“ führte Ingmar Bergmann Regie. Infolge von Schwierigkeiten nach einem Intendantenwechsel konzentrierte sich Gielen auf Gastspiele, bis sein Vertrag 1965 auslief. 1961-1963 und noch einmal 1967 dirigierte er beim Festival in Aix-en-Provence die drei Da-Ponte-Opern Mozarts und die „Zauberflöte“. In Kiel leitete er 1965 bzw. 1967 die Uraufführungen von Aribert Reimanns „Traumspiel“ nach August Strindberg und „Es lebe der König“, eine „Opernfarce in fünf Bildern“ von Renato de Grandis. Anfang 1965 hatte er bereits Bernd Alois Zimmermanns Oper „Die Soldaten“ in Köln zur spektakulären Uraufführung gebracht. In Köln konnte er anschließend zum ersten Mal Richard Wagners ganzen „Ring des Nibelungen“ dirigieren. Er arbeitete aber zunächst freiberuflich und dirigierte in dieser Zeit auch häufig in Italien, u. a. bei der RAI in Rom und Turin (hier Luigi Nonos Klavierkonzert) und beim Maggio Musicale Fiorentino, in Paris beim Orchestre National de l’ORTF viel Neue Musik sowie in der BBC London. An beiden Rundfunkanstalten leitete er u. a. die Erstaufführung von Schönbergs „Die glückliche Hand“; im Stockholmer Rundfunk dirigierte er 1968 Schönbergs „Jakobsleiter“. 1969-1973 nahm Gielen wieder ein festes Engagement an, weil er sich als Chefdirigent des Orchestre National de Belgique ein Konzertrepertoire erarbeiten konnte. Dafür entwickelte er „durchkomponierte“ Programme, in denen die einzelnen Werke miteinander strukturell zusammenhängen. Bevor das Orchester 1972 auf eine USA-Tournee ging, hatte Gielen 1971 bereits vier Wochen beim New York Philharmonic Orchestra Werke von Franz Liszt und Alban Berg dirigiert. Er wurde auch in den folgenden Jahren als Gast in die USA geholt – so zweimal von Georg Solti zum Chicago Symphony Orchestra (und Jahre später mehrmals von Daniel Barenboim) –, erhielt aber damals vermutlich infolge seiner Kompromisslosigkeit keine wiederholten längerfristigen Engagements.

Nach der Zeit in Brüssel arbeitete Gielen zunächst wieder freiberuflich, und zwar einerseits am Rundfunk Saarbrücken, wo auch zwei Kompositionen bei ihm in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurden, und danach vor allem im SDR Stuttgart im Bereich Neue Musik (als Gegengewicht zu Sergiu Celibidache). Außerdem studierte er bis 1975 (trotz des Titels Chefdirigent der Niederländischen Oper de facto als Gast) viele Opern in Amsterdam ein. Zwei Gastspiele 1975 und um 1977 führten ihn nach Tokyo zum NHK-Radio-Orchester. Eine Besonderheit stellte 1974 und 1996 die musikalische Leitung bei den Verfilmungen von Schönbergs Opern „Moses und Aron“ bzw. „Von heute auf morgen“ durch Jean-Marie Straub und Danièle Huillet (mit dem Chor und Orchester des ORF Wien und Günter Reich und Louis Devos in den Hauptrollen bzw. dem Orchester des Hessischen Rundfunks Frankfurt a. M., der erste Opernfilm ganz ohne Play-back) dar.

1977-1987 war er Direktor und Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt, wo er mit dem Dramaturgen Klaus Zehelein Werke der Moderne – so bereits 1978 die revidierte Fassung von Luigi Nonos „Al gran sole carico d’amore“ (Deutsche Erstaufführung), inszeniert von Jürgen Flimm, und 1979 die dreiaktige Fassung von Bergs „Lulu“ (Deutsche Erstaufführung), Regie: Harry Kupfer, aufs Programm setzte. Die „Ära Gielen/Zehelein“, in der die Oper Frankfurt zu einem der bedeutendsten Häuser Europas wurde, zeichnete sich durch avantgardistische Aufführungen aus: in Zusammenarbeit vor allem mit den Regisseuren Hans Neuenfels – bei Giuseppe Verdis „Aida“, Ferruccio Busonis „Doktor Faust“, Franz Schrekers „Die Gezeichneten“ – und Ruth Berghaus – bei Mozarts „Zauberflöte“ und „Die Entführung aus dem Serail“, Leoš Janáčeks „Die Sache Makropoulos“, Hector Berlioz’ „Die Trojaner“ und Richard Wagners „Parsifal“ und 1985-1987 „Der Ring des Nibelungen“. Dazu trug Gielens streng sachliches Musizieren als „getreuer Korrepetitor“ (nach Theodor W. Adorno, den Gielen sehr schätzt und auf dessen Buchtitel er sich in seiner Rede bei der Verleihung des Adorno-Preises bezog) wesentlich bei. In seiner Programmpolitik als Leiter der Frankfurter Museumskonzerte folgte Gielen wieder dem Prinzip der Montage (seit 1976 übrigens auch in seinen Kompositionen); so interpolierte er z. B. Schönbergs „Ein Überlebender aus Warschau“ in Ludwig van Beethovens 9. Symphonie und kombinierte Weberns op. 6 mit Franz Schuberts „Rosamunde“-Schauspielmusik (siehe Tonträgerverzeichnis in: GielenM 2005, S. 352, 354). Neben seiner Frankfurter Verpflichtung wirkte Gielen 1978-1981 zusätzlich als Erster Gastdirigent des BBC Symphony Orchestra London und 1980-1986 als Leiter des Cincinnati Symphony Orchestra, wo er sehr viel Musik des 20. Jahrhunderts aufs Programm setzte. 1986-1999 war Gielen Chefdirigent des SWF-Sinfonieorchesters Baden-Baden (seit 1996: SWR-Sinfornieorchester Baden-Baden und Freiburg), mit dem er auch Sendungen fürs Fernsehen machte. Auf Orchester-Gastspielreisen dirigierte er in ganz Europa Gustav Mahlers 8. Symphonie mit 400 Mitwirkenden und führte 1999 in New York Bernd Alois Zimmermanns „Requiem für einen jungen Dichter“, das er 1969 uraufgeführt hatte, mit 350 eingeflogenen Musikern, Solisten, Choristen und Technikern auf. Bei den Salzburger Festspielen studierte Gielen 1995 wieder Bergs „Lulu“ in der dreiaktigen Fassung ein (Regie: Peter Mußbach) und 1999 Mozarts „Idomeneo“ (Regie: Karl Ernst und Ursel Hermann). In Stuttgart leitete er während der Intendanz Klaus Zeheleins Janáčeks „Aus einem Totenhaus“ und führte mit Martin Kušej als Regisseur Beethovens „Fidelio“ auf. An der Staatsoper Berlin realisierte er 2001 mit Peter Mußbach Schrekers „Der ferne Klang“. Besonders erwähnenswert unter seinen zahlreichen Platten- bzw. CD-Aufnahmen sind die Gesamt-Einspielungen der Symphonien von Mahler und von Beethoven mit dem SWF- bzw. SWR-Sinfonieorchester (siehe Tonträgerverzeichnis in: GielenM 2005, S. 343 bzw. 348-349). Dem SWR-Sinfonieorchester blieb Gielen nach 1999 als ständiger Gastdirigent verbunden; er dirigierte in derselben Funktion gelegentlich auch das Deutsche Symphonieorchester Berlin, das NDR-Sinfonieorchester und das ORF-Sinfonieorchester Wien und war bis 2014 Erster Gastdirigent der Staatsoper in Berlin. Seit einem Sturz Anfang 2014 dirigiert Gielen nicht mehr.

Gielen betätigte sich zeitweise auch als Lehrer: Bei den von Mauricio Kagel und Karlheinz Stockhausen initiierten „Kölner Kursen“ an der Rheinischen Musikschule gab er ca. 1963 einen Dirigierkurs für junge Komponisten. 1976/1977 hatte er eine Professur für Orchesterleitung an der Musikakademie in Basel inne und 1987-1995 am Mozarteum Salzburg.

Um sich eine Heimat zu schaffen, kaufte Michael Gielen, der nach eigenen Worten unter dem „typischen Emigranten-Syndrom“(GielenM 2005, S. 149) litt – Deutschland war ihm keine Heimat mehr, das Exilland Argentinien war es nie geworden –, bereits 1963 ein Grundstück in der Heimat seiner Frau, am Mondsee in Oberösterreich.

Am 8. März 2019 starb Michael Gielen in Mondsee.

Hauptquellen: GielenM 2005, GielenM 2012

Empfohlene Zitierweise
Claudia Maurer Zenck: Michael Gielen, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen, Sophie Fetthauer (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2014 (https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003456).

Michael Gielen – Personendaten

Personendaten

Hauptname:Gielen, Michael
Geburtsname:Gielen, Michael Andreas
geboren:20. Juli 1927 Dresden, Deutschland
gestorben:8. März 2019 Mondsee, Österreich
Mutter:Rose (Rószia) Gielen, geb. Steuermann (geb. 20. Jan. 1891 Sambor (Österreich-Ungarn/heute: Ukraine), gest. 28. Febr. 1973 Wien), Schauspielerin, 1940 Exil in Argentinien, 1949 Remigration nach Österreich
Vater:Josef Gielen (geb. 20. Dez. 1890 Köln, gest. 19. Okt. 1968 Wien), Schauspieler, Regisseur, Opernregisseur, Theaterdirektor, 1937/1938 Exil in Österreich, 1939 Argentinien, 1948 Remigration nach Österreich
Geschwister:Carola Stella Gielen de Spiller (geb. 10. Sept. 1925 Dresden), 1940 Exil in Argentinien, ∞ 1945 Ljerko Spiller (geb. 21. Juli 1908 Crikvenica (Kroatien)/Österreich-Ungarn, gest. 9. Nov. 2008 Buenos Aires), Geiger, Geigenlehrer, Dirigent, 1935 Exil in Argentinien
Ehe/Partnerschaft:∞ Mai 1957 Helga Augsten (geb. 16. Mai 1925 in Wels, Österreich), Sopranistin (Chorsängerin)
Kinder:Claudia Rose Gielen (geb. 11. Okt. 1957) – Lucas Christian (geb. 2. Jan. 1959)
Verwandte:Neffen: Antonio Spiller, Geiger – Andrés Spiller, Oboist, Dirigent
Muttersprache:deutsch
Religionszugehörigkeit:zuerst agnostische Erziehung, 7. Apr. 1935 katholisch getauft, Ende der 1950er Jahre Austritt aus der Kirche, seit dem Tod seiner (jüdischen) Mutter 1973 Akzeptanz seiner jüdischen Identität
Staatsangehörigkeit:deutsch, 1949-1960 argentinisch, seit 1960 österreichisch
Aktueller Wohnsitz:Innerschwand (Mondsee), Österreich

Michael Gielen – Berufe/Tätigkeiten

Berufe/Tätigkeiten

Überblick:Dirigent, Komponist
Ausbildung/Studium:Dresden: ab 1934 Schulbesuch zunächst reformpädagogische Schule, nach deren Schließung Volksschule, Berlin: 1936 Volksschule, 1937-1938 Kaiserin-Augusta-Gymnasium, Wien: 1938 Schottengymnasium, 1938-1939 Währinger Gymnasium, Buenos Aires: 1940-1941 Goethe-Schule, danach Colegio Nacional Domingo Faustino Sarmiento, Abitur 1945. Klavierunterricht bei Rose Gielen, Berliner Klavierlehrer, Olga Novakovic (1938-1940), Rita Kurzmann (1940-1942); ab 1942 Theorieunterricht bei Erwin Leuchter. 1945-1946 (3 Semester) Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität in Buenos Aires. Wien: 1951-1953 Analyseunterricht bei Josef Polnauer.
Anstellung/Mitwirkung/Gründung:
Opernhäuser/Theater
Buenos Aires: Teatro Colón (1948-1950, Korrepetitor), Wien: Staatsoper (1951-1958 Korrepetitor, ab 1954 auch gelegentlich als Dirigent, 1959/1960 Kapellmeister und Musikvorstand), Stockholm: Königliche Oper (1960-1965 Generalmusikdirektor), Köln: Opernhaus (1964/1965 Gastdirigent), Stuttgart: Staatsoper (1964/1965 Gastdirigent), Amsterdam: Niederländische Oper (1973-1975 Chefdirigent), Frankfurt: Oper (1977-1987 künstlerischer Leiter)
Orchester
Brüssel: Orchestre National de Belgique (1969-1973 Chefdirigent), Frankfurt am Main: Museumskonzerte (1977-1987 Leitung), London: BBC Symphony Orchestra (1978-1981 Erster Gastdirigent), Cincinnati, USA: Cincinnati Symphony Orchestra (1980-1986 Chefdirigent), Baden-Baden (und Freiburg): SWF-(SWR-) Sinfonieorchester (1986-1999 Chefdirigent, danach ständiger Gastdirigent)
Festivals/Konzertreihen
Salzburger Festspiele, Bregenzer Festspiele, Festspiele Aix-en-Provence: jeweils Leitung von Opern; Donaueschinger Musiktage, Tage für Neue Musik Stuttgart, die Festivals für Neue Musik in Köln und Saarbrücken, „Zeitfluss“ Salzburg, „Nutida Musik“ Stockholm: Konzerte
Hochschulen
Köln: Musikhochschule (ca. 1963 Dirigierkurs), Basel: Musikakademie (1976/1977 Professur für Orchesterleitung), Salzburg: Mozarteum (1987-1995 Professur für Orchesterleitung)
Rundfunk/Fernsehen
zahlreiche Rundfunk-Aufnahmen am Saarländischen Rundfunk, beim NDR, WDR, ORTF, BBC und vor allem mit dem SWF-(SWR-)Sinfonieorchester; mehrere Sendereihen für das Fernsehen des SWR
Organisationen/Verbände
1945-1946 Federación Universitaria de Buenos Aires (Sympathisant), ca. 1946-1950 Agrupación Nueva Música (Mitwirkender), seit 1997 Mitglied der Akademie der Künste Berlin
Verschiedenes
1974 und 1996 Musikalische Leitung der Verfilmungen von Arnold Schönbergs Opern „Moses und Aron“ und „Von heute auf morgen“
Titel/Auszeichnungen:
Akademische Titel
Dr. h. c. Universität der Künste Berlin, 2000
Künstlerische Titel
1988 Ehrendirigent der BBC London und des Frankfurter Museumsorchesters, 2002 Ehrendirigent des SWR-Sinfonieorchesters
Auszeichnungen
Auswahl: 1956 Buenos Aires, Preis der „Amigos de la Musica“ für das Werk „Musik 1954“, 1985 Hessischer Staatspreis, 1986 Theodor-W.-Adorno-Preis der Stadt Frankfurt a. M., 1996 Preis der Stadt Wien für Musik, 1999 Frankfurter Musikpreis, Cannes Classical Lifetime Achievement Award 2002, 2007 Faust-Theaterpreis für sein Lebenswerk, 2010 Musikpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung, mehrere Orden (von Tunesien, Österreich und Deutschland)

Michael Gielen – Verfolgung/Exil

Verfolgung/Exil

Gründe:„rassische“ Verfolgung
Schlagwörter:Auswanderung, Flucht ins Ausland, Remigration
Exilland:Österreich, Argentinien
Stationen:
Mai 1938
Die Familie folgte dem 1937 von der Staatsoper Berlin entlassenen Vater nach Wien.
1938/1939
Antisemitische Anfeindungen durch Mitschüler
Januar 1940
Ausreise mit Mutter und Schwester, Fahrt von Triest nach Argentinien
Februar 1940
Ankunft in Buenos Aires
Remigration:
Dezember 1950
Rückkehr nach Wien, Berufstätigkeit

Michael Gielen – Werke

Werke

Kompositionen

  • Rezitative zu Mozarts L’oca del Cairo (1940er Jahre, für eine Aufführung in Buenos Aires).
  • Sonate für Violine und Klavier, 1946.
  • Psalm 121 für Sopran, kleinen Chor und 5 Instrumente, 1947, Frankfurt am Main: C. F. Peters, [ca. 1992], (UA: 2000).
  • Musik (Trio) für Klarinette, Viola und Fagott, 1948, Frankfurt am Main: Edition Peters, [ca. 1995], (UA: Buenos Aires 1948).
  • Der Einsame, Lied für Bass und Klavier, (2 Fragmente von Friedrich Nietzsche), 1948, Frankfurt am Main: Litolff/Edition Peters, [ca. 1997], (UA: Buenos Aires 1948).
  • Variationen für Streichquartett, 1949, Wien: Universal Edition [ca. 1997], (UA: Buenos Aires 1949).
  • Choralvariationen über Christus, der uns selig macht (nach Johann Sebastian Bach) für Klarinette, Bassklarinette, Violine, Viola und Violoncello, 1950, (UA: Buenos Aires 1950).
  • Sechs Lieder (auf Gedichte von Michelangelo, Rilke, Hölderlin und Eichendorff) für Bass und 3 Instrumente (Klavier, Viola/Violine und Bassklarinette/Klarinette), 1951-1954, Frankfurt am Main: Litolff/Edition Peters [ca. 1997], (UA: Wien 1957).
  • Musik 1954 (auf einen Text aus Paul Claudels Seidenem Schuh) für Bariton, Klavier, Posaune, Pauken und Streichorchester, 1954, Wien: Universal Edition, 1958, (UA: 1956 Buenos Aires).
  • Vier Gedichte (Stefan George, aus: Der stern des bundes) für gemischten Chor und 19 Instrumente 1955-1958, Wien: Universal Edition, [1989?] (UA: Köln, WDR 1959).
  • Variationen für 40 Instrumente, 1959, Wien: Universal Edition, [o. J.].
  • Un día sobresale/Ein Tag tritt hervor (Pablo Neruda) Pentaphonie für Klavier, 5 Soloinstrumente (Ondes Martenot, elektrische Gitarre, Harmonium, Marimbaphon, Vibraphon) und 5 Gruppen (Stimmen, Saiteninstrumente, Klarinetten, Holz- und Fellschlagzeug, Metallschlagzeug (darunter neu konstruierte Röhrencrotales)), 1960-1963 [MGG2 1961-], Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, [o. J.], (UA: Stockholm, Rundfunk 1965), 1987 CD mit dem SWR-Sinfonieorchester (siehe Tonträger).
  • die glocken sind auf falscher spur, (Texte von Hans Arp) Melodramen und Zwischenspiele für Sopran, Sprecher, Violoncello, Klavier, Schlagzeug, Gitarre und Tonband, Auftrag des SR, 1967-1969, Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, [1992], (UA: Saarbrücken 1970 beim SR-Festival Tage neuer Musik).
  • Mitbestimmungsmodell, für Bläser (ohne Trompeten), 3 Pauker und 3 Dirigenten, 1971, 1976 umbenannt in: Einige Schwierigkeiten bei der Überwindung der Angst, Wiesbaden: Breitkopf & Härtel [o. J.].
  • Un vieux souvenir, Streichquartett (mit Texten aus Baudelaires „Fleurs du Mal“), 1983, Auftrag des LaSalle Quartet, Frankfurt am Main: Litolff, Edition Peters, [ca. 1987], (UA: 1985), (CD 1987, siehe Tonträger).
  • Pflicht und Neigung für Ensemble (9 Holzbläser, 7 Blechbläser, 5 Schlagzeuger, 3 Spieler von Tasteninstrumenten), 1988, Auftrag des Festival d’automne Paris und des Ensemble InterContemporain, Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, [o. J.], (UA: Bremen 1989), 2001 CD mit dem SWR-Sinfonieorchester (siehe Tonträger).
  • Rückblick. Serenade für drei Violoncelli, 1990, Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, [ca. 1990], 1991 CD (siehe Tonträger).
  • Weitblick. Sonate für Violoncello solo, für Alfred Schlee, 1991, Wien: Universal Edition, [ca. 1991]
  • Recycling der Glocken, Klavierstück in sieben Sätzen (mit präpariertem Pianino, 5 japanischen Tempelglocken und Tonband), 2001, Frankfurt am Main: Edition Peters, [2003], (UA: 2003).

Schriften

  • Über die Ouvertüre, ungedruckter Aufsatz, 1945.
  • Ein getreuer Korrepetitor. Rede zur Verleihung des Adorno-Preises 1986, in: Nicht versöhnt: Musikästhetik nach Adorno, Hans-Klaus Jungheinrich (Hg.), Kassel: Bärenreiter, 1987, S. 111-126.
  • Beethoven im Gespräch. Die neun Sinfonien, Stuttgart: Metzler, 1995, (zus. mit Paul Fiebig).
  • Mahler im Gespräch. Die zehn Sinfonien, Stuttgart: Metzler, 2002, (zus. mit Paul Fiebig).
  • Unbedingt Musik. Erinnerungen, Frankfurt am Main u. a.: Insel, 2005.
  • Unbedingt Musik. Erinnerungen, 2. [korrigierte] Ausgabe, Frankfurt am Main u. a.: Insel, 2012.

Tonträger

Eine alphabetisch nach Komponistennamen angelegte Diskographie (bis 2005) befindet sich in GielenM 2005 und GielenM 2012, S. 341-355.
Auf der Dokumentations-CD des SWF-Sinfonieorchesters Baden-Baden (SWF 179 CD) finden sich auch zwei Aufnahmen, die sonst nicht veröffentlicht wurden: Antonio Vivaldi: „Der Winter“ aus „Die Jahreszeiten“ op. 8 (Aufnahmedatum November/1993) und Bernd Alois Zimmermann, Ausschnitt aus der „Ekklesiastischen Aktion“ (Aufnahmedatum September/1994).

Verschiedenes

Auswahl der von Michael Gielen geleiteten Uraufführungen:
  • Karlheinz Stockhausen: 1960 „Carré“ (Hamburg, NDR-Sinfonieorchester und -Chor), 1965 „Mixtur“ (Hamburg, NDR-Sinfonieorchester).
  • Isang Yun: 1961 Symphonische Szene (Darmstadt), 1971 „Namo“ (Berlin).
  • Mauricio Kagel: 1961 Heterophonie (Frankfurt a. M.), 1981 „Aus Deutschland – eine Liederoper“ (Deutsche Oper Berlin).
  • György Ligeti: 1965 Requiem (Chor und Orchester des Schwedischen Rundfunks, Stockholm), 1969 „Ramifications“ (1. Version für Streichorchester) (SFB-Orchester Berlin).
  • Bernd Alois Zimmermann: 1965 „Die Soldaten“ (Opernhaus Köln), 1969 Requiem für einen jungen Dichter (Düsseldorf).
  • Aribert Reimann: 1965 „Traumspiel“ nach Strindberg (Opernhaus Kiel).
  • Renato de Grandis: 1967 „Es lebe der König“, „Opernfarce in fünf Bildern“ (Opernhaus Kiel).
  • Betsy Jolas: 1967 „D’un opéra de voyage“ (Paris).
  • Helmut Lachenmann: 1971 Kontrakadenz (SDR Stuttgart).
  • Henri Pousseur: 1971 „L’Effacement du prince Igor“ (Orchestre National de Belgique, Brüssel).
  • Detlev Müller-Siemens: 1978 Zwei Stücke.
  • Mauricio Kagel: 1981 „Aus Deutschland“. Eine Liederoper in 25 Bildern (Deutsche Oper Berlin).
  • Hans Werner Henze: 1982 Dramatische Szenen aus „Orpheus“ für großes Orchester, 1. Teil (Frankfurt a. M.).
  • Gerhard Schedl: 1986 Kinderoper „Der Schweinehirt“ (Oper Frankfurt a. M.).
  • Hans Zender: 1986 „Stephen Climax“ (Oper Frankfurt a. M.).
  • Hans-Joachim Hespos: 1986 Opernaktion „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (Oper Frankfurt a. M.).
  • George Lopez: 1987 „Landscape with Martyrdom“ (Donaueschinger Musiktage).
  • Younghi Pagh-Paan: 1987 „NIM“ (Donaueschinger Musiktage), 2001 „Dorthin, wo der Himmel endet“ (Konzerthaus Berlin).
  • Wolfgang Rihm: 1989 „Frau/Stimme“ (Donaueschinger Musiktage).
  • Klaus Huber: 1994 „Lamentationes de fine vicesimi saeculi“ (SWF-Sinfonieorchester, Freiburg).

Michael Gielen – Quellen

Quellen

Archive

AdK GielenM
Akademie der Künste, Berlin, https://www.adk.de: enthält: Vorlass Michael Gielen (Michael Gielen Archiv).
SCMZ GielenM
Sammlung Claudia Maurer Zenck, Hamburg: enthält: Briefe Michael Gielens vom 11., 26., 28. Juli, 13. Aug. und 20. Sept. 2014 mit Informationen.

Publizierte Dokumente

GielenM/KappR 2005
Michael Gielen, Reinhard Kapp: Zeitzeugengespräch 9.11.2003, in: „Man kehrt nie zurück, man geht immer nur fort“. Remigration und Musikkultur, Maren Köster, Dörte Schmidt (Hg.), München: edition text und kritik, 2005 (auf CD).
GielenM/KlüppelholzW 1991
Michael Gielen, Werner Klüppelholz: Aus Deutschland, Argentinien. Ein Gespräch, in: Kagel…/1991, Werner Klüppelholz (Hg.) (= DuMont-Dokumente: Musik), Köln: 1991, S. 54-60.
GielenM/RaphaelTP 2010
Michael Gielen, Teresa Pieschacón Raphael: [Interview] „Ich bin nicht gerade pflegeleicht.“, in: Concerti. („Das Hamburger Musikleben“), Hamburg: Juni 2010, S. 8-12.
GielenM/WernerA 2003
Michael Gielen, Alexander Werner: Michael Gielen. Die Faszination der neuen Klänge [Interview], 6. Febr. 2003 (http://www.alexander-werner.org/klassische-musik/michael-gielen-interview/18-maintexte.html).
GielenM/ZeheleinK/JungheinrichHK 1987
Michael Gielen, Klaus Zehelein, Hans-Klaus Jungheinrich: Eine unwiederholbare Konstellation. [Gespräch vom 19. Jan. 1987], in: Durchbrüche. Die Oper Frankfurt. 10 Jahre Musiktheater mit Michael Gielen, Mara Eggert, Hans-Klaus Jungheinrich, Berlin: Quadriga, 1987, S. 9-19.
GielenM 1987
Michael Gielen: Ein getreuer Korrepetitor. Rede zur Verleihung des Adorno-Preises 1986, in: Nicht versöhnt: Musikästhetik nach Adorno, Hans-Klaus Jungheinrich (Hg.), Kassel: Bärenreiter, 1987, S. 111-126.
GielenM 2005
Michael Gielen: „Unbedingt Musik“. Erinnerungen, Frankfurt am Main u. a.: Insel, 2005.
GielenM 2012
Michael Gielen: „Unbedingt Musik“. Erinnerungen, 2. [korrigierte] Ausgabe, Frankfurt am Main u. a.: Insel, 2012.
HagedornV 2010
Volker Hagedorn: Der Ungeubsame [Interview mit Michael Gielen], in: Die Zeit, 29. Apr. 2010, S. 51.
PriebergFK 2004
Fred K. Prieberg: Handbuch deutsche Musiker 1933-1945, Kiel: 2004 (CD ROM).

Literatur

BoisitsB 2003
Barbara Boisits: Gielen, Michael Andreas, in: Österreichisches Musiklexikon, 5 Bde., Bd. 2, Rudolf Flotzinger (Hg.), Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2003, S. 580-581.
Brockhaus/Riemann 1995
Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht: Brockhaus-Riemann-Musiklexikon in vier Bänden mit einem Ergänzungsband, 5 Bde., 2. überarb. u. erw. Aufl., Mainz: Schott, 1995.
EggertM/JungheinrichHK 1987
Mara Eggert, Hans-Klaus Jungheinrich: Durchbrüche. Die Oper Frankfurt. 10 Jahre Musiktheater mit Michael Gielen, Berlin: Quadriga, 1987.
FiebigP 1997
Michael Gielen. Dirigent, Komponist, Zeitgenosse, Paul Fiebig (Hg.), Stuttgart: Metzler, 1997 (mit CD).
JaschinskiA 2002
Andreas Jaschinski: Gielen, Michael (Andreas), in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, Personenteil, Bd. 7, Ludwig Finscher (Hg.), 2. überarb. Aufl., Kassel: Bärenreiter, 2002, Sp. 929-930.
JungheinrichHK 2007
Hans-Klaus Jungheinrich: Musik, eine Flaschenpost. Der Unversöhnliche: Zum 80. Geburtstag des Dirigenten und Komponisten Michael Gielen, in: Frankfurter Rundschau, Jg. 63, Nr. 166, 20. Juli 2007, S. 29.
KappR 2005a
Reinhard Kapp: Michael Gielen im Gespräch. [Einführung zu den Zeitzeugengesprächen der beiliegenden CD], in: „Man kehrt nie zurück, man geht immer nur fort.“ Remigration und Musikkultur, Maren Köster, Dörte Schmidt (Hg.), München: text +kritik, 2005, S. 239-241.
LückR 1970
Rudolf Lück: Dirigenten als Spezialisten?, in: Neue Zeitschrift für Musik, 131. Jg., 1970, S. 27-34 (auch in: Werkstattgespräche mit Interpreten Neuer Musik, Köln: Gerig, 1971, S. 9-22).
LückR 1979
Rudolf Lück: Gielen, Michael, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, 17 Bde., Bd. 16, Friedrich Blume (Hg.), 1. Aufl., Kassel: Bärenreiter, 1979, Sp. 469-470.
NyffelerM 2002
Max Nyffeler: Von Schönberg aus zurück in die Geschichte. Der Dirigent und Komponist Michael Gielen, Sendung des Bayerischen Rundfunks, 16.11.2002 (überarbeitet in: http://www.beckmesser.de/interpreten/gielen.html).
PârisA 1992
Alain Pâris: Lexikon der Interpreten klassischer Musik im 20. Jahrhundert. Mit einer Einleitung von Peter Gülke, Rudolf Kimmig (Bearb., Übers.), München, Kassel: Bärenreiter, dtv, 1992 (Originalausgabe: Paris: Editions Robert Laffont, 1989).
Riemann 1959-1967
Riemann Musik-Lexikon, 3 Bde., Wilibald Gurlitt (Hg.), 12. völlig neubearb. Aufl., Mainz: Schott, 1959-1967.
Riemann 1972-1975
Riemann-Musik-Lexikon, Ergänzungsbände, Carl Dahlhaus (Hg.), 12. völlig neubearb. Aufl., Mainz u. a.: Schott, 1972-1975.
RöderW/StraussHA 1983
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. International biographical dictionary of Central European emigrés 1933-1945, 4 Bde., Werner Röder, Herbert A. Strauss, Institut für Zeitgeschichte München (Hg.), München u. a.: Saur, 1983.
RohdeG 1997
Gerhard Rohde: Die unteilbare Musikgeschichte. Der Dirigent und Komponist Michael Gielen wird siebzig, in: Neue Musikzeitung, 46. Jg., 7, (1997).
SchindlerA 2003
Agata Schindler: Dresdner Liste. Musikstadt Dresden und nationalsozialistische Judenverfolgung 1933-1945 in Wort und Bild. Ein Beitrag zur Dresdner Musikgeschichte, Dresden: 2003.
SchwingerW/ElsteM 2001
Wolfram Schwinger, Martin Elste: Gielen, Michael (Andreas), in: The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Bd. 9, Stanley Sadie, John Tyrrell, George Grove (Hg.), 2. erw. und verb. Aufl., London, New York: Macmillan, Grove, 2001, S. 845.
SeeberU/DouerA 1995
Wie weit ist Wien. Lateinamerika als Exil für österreichische Schriftsteller und Künstler, Ursula Seeber, Alisa Douer (Hg.), Wien: Picus, 1995.
StuckenschmidtHH 1974
Hans Heinrich Stuckenschmidt: Schönberg. Leben, Umwelt, Werk, Zürich, Freiburg i. Br.: Atlantis, 1974.

Michael Gielen – IDs

IDs

GND - Deutsche Nationalbibliothek
http://d-nb.info/gnd/118539159
LCNAF - Library of Congress
https://lccn.loc.gov/n84130917
VIAF - Virtual International Authority File
http://viaf.org/viaf/32183244
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Empfohlene Zitierweise
Claudia Maurer Zenck: Michael Gielen, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen, Sophie Fetthauer (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2014 (https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003456).

Claudia Maurer Zenck (2014, aktualisiert am 19. März 2019)
https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003456