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1.
Stichwort:
Harsdörffer (Harsdorf von Enderndorf), Georg Philipp
Geburtstag:
*1.11.
Geburtsjahr:
1607
Geburtsort:
Fischbach
Todestag:
+17.9.
Todesjahr:
1658
Todesort:
N (ev.)
Beruf:
Jurist, Schriftsteller, Literaturtheoretiker
zus. Personenangaben:
V.: Philipp v. H. (1577-1631), M.: Lucretia, geb. Scheurl v. Defersdorf (1586-1635); oo N 9.6.1634 Susanna Fürer v. Haimendorf (1616-46), 5 S., 3 T.
Text:
H. genoß 1623-27 eine sorgfältige und universelle Ausbildung an den (->) Universitäten Altdorf und Straßburg, wo ihn insbesondere die Späthumanisten Daniel (->) Schwenter und Matthias Bernegger (1582-1640) beeinflußten. 1627-31 führte ihn seine Kavallierstour durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, England und Italien. Nach der Rückkehr trat H. in den Verwaltungsdienst seiner Heimatstadt, wo er zunächst in diplomatischen Missionen, ab 1634 als Assessor am (->) Untergericht, 1637-55 am (->) Stadtgericht tätig war. 1655 wurde er in den (->) Inneren Rat gewählt. Seine im Bildungsgang und auf Reisen erworbene enge Vertrautheit mit der Kultur der Romania setzte H. mit erheblicher Breitenwirkung auch praktisch um. Nicht nur korrespondierte er rege mit in- und ausländischen Literaten und rezipierte die Neuerscheinungen v.a. der italienischen und französischen Literatur; er übersetzte in erheblichem Umfang auch Werke fremdsprachiger Schriftsteller, kompilierte und adaptierte sie für ein deutsches Publikum oder übertrug dort erarbeitete neue Genres und Darstellungsformen (etwa das 'Gesprächspiel') in die deutsche Literatur. Dem entsprach sein reges Engagement für die Legitimation und Aufwertung der deutschen Sprache, dem er sich im Anschluß an Justus Georg Schottelins verschrieb. Er richtete sich v.a. an ein gegenüber Neuem aufgeschlossenes Publikum, das in seiner Muße moralisch nutzbringend und bildend unterhalten werden sollte. Diese Intention führte H. auch über die traditionellen fiktionalen Formen hinaus. Neben geistlicher und weltlicher Lyrik, Novellen und pastoralen Prosaeklogen befaßte er sich ausführlich mit Mathematik und Naturwissenschaften, bildender Kunst, Lexikographie, Philologie und Dichtungstheorie, schrieb Verhaltenslehren ebenso wie Briefsteller oder Ratgeber zu Ernährung und Tafelsitten, so daß er über Deutschland hinaus den Ruf polyhistorischer Gelehrsamkeit genoß. H. war Mitglied der neapolitanischen Akademie der Oziosi, der 'Fruchtbringenden Gesellschaft' (seit 1642 als 'Der Spielende') und der 'Teutschgesinneten Genossenschaft' Zesens (als 'Der Kunstspielende'). Zusammen mit Johann (->) Klaj begründete er (als 'Strefon') 1644 den (->) Pegnesischen Blumenorden, dessen Präses er wurde. H. ist der Verfasser des Librettos zu 'Seelewig', der frühesten erhaltenen deutschen Oper (vertont von Sigmund Theophil (->) Staden). An ihn erinnern ein Gedenkstein im (->) Irrhain, der H.platz und die gleichnamige Straße in St. (->) Peter.
Literatur:
Zirnbauer, H., Bibliographie der Werke Georg Philipp H., in: Mitteilungen der StBN 7 (1958), H. 3, 2-32. NDB VII, 704 f. Battafarano, I. M. (Hrsg.), Georg Philipp H., Bern 1991. Paas, J. R. (Hrsg.), Der Franken Rom. N Blütezeit in der zweiten Hälfte des 17. Jh., Wiesbaden 1995.