Rivius, Gualtherius (Ryff, Hermann Walter)

*um

1500

+nach

1551

N

Arzt, Mathematiker, Architekturtheoretiker

Der Mediziner R. interessierte sich im Rahmen seiner humanistischen Studien für Architektur und Architekturgeschichte. Bedeutend ist er als erster deutscherÜbersetzer des Vitruv, Verfasser des einzigen aus der Antikeüberlieferten architekturtheoretischen Textes und wichtiger Bezugspunkt für die Renaissancebaukunst. 1543 legte R. eine lateinische Vitruvausgabe vor. Für die deutsche, mit Kommentaren versehene Fassung ('Vitruvius Teutsch', 1548) zog er die italienische Ausgabe des Maler-Architekten Cesare Cesarino (1483-1543) und die Traktate der Baumeister und Architekturtheoretiker Leon Battista Alberti (1404-72) und Sebastiano Serlio (1475-1553/54) heran. Sein Buch wendet sich sowohl an Künstler als auch an Handwerker. Das Augsburger Rathaus von Elias Holl - möglicherweise auch das N (->) Rathaus Jakob (->) Wolffs d.J. - kann man auf die durch R. veröffentlichten vitruvianischen Ideen zurückführen. Vorläufer seiner Vitruvausgabe war eine 1547 erschienene Publikation, die die Lehre des Vitruv um die 'mathematischen und mechanischen künst' ergänzt, d.h. die Architektur als Teil der mathematischen Wissenschaft sieht.

Kruft, H.-W., Geschichte der Architekturtheorie, München 1985, 186 f.
Skalecki, G., Deutsche Architektur zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Der Einfluß Italiens auf das deutsche Bauschaffen, Regensburg 1989, 33, 70, 88.

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