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1.
Stichwort:
Tarrasch, Siegbert, Dr. med.
Geburtstag:
*5.3.
Geburtsjahr:
1862
Geburtsort:
Breslau
Todestag:
gest. 17.2.
Todesjahr:
1934
Todesort:
München (isr.)
Beruf:
Arzt, Schachspieler
Text:
Der in Breslau geborene Schachmeister T. lebte als Arzt zunächst 1887-1912 in N, dann in München. Während der späten 1880er und 1890er Jahre galt er als der erfolgreichste Turnierspieler seiner Zeit; als Vorsitzender des Schachclubs N richtete er das internationale Schachturnier N (19.7.-9.8.1896) aus. Die Weltmeisterschaft erreichte T. nicht, da er zeitlebens Amateur blieb und im Konfliktfall seinem Beruf den Vorrang einräumte; als er 1908 schließlich zum Kampf um die Weltmeisterschaft antrat, unterlag er dem jüngeren Emanuel Lasker. 1933 wurde er als Jude aus dem Schachleben ausgeschaltet, konnte seine Schachzeitschrift aber bis zu seinem Tode weiterführen. Seine größte Bedeutung erlangte T. durch seine schriftstellerische Arbeit als Schachtheoretiker und -pädagoge - '300 Schachpartien' (1895), 'Die moderne Schachpartie' (1912), 'Das Schachspiel' (1931) -, die ihm den Ehrennamen 'praeceptor Germaniae' (Lehrmeister Deutschlands) eintrug. In der logischen Durchdringung, didaktischen Aufbereitung und Popularisierung der auf Steinitz beruhenden Grundlagen des Positionsspiels und der Eröffnung, insbesondere mit seiner Idee von der Wichtigkeit einer schnellen Entwicklung, gelang ihm die klassische Formulierung der Schachtheorie vor dem (->) Ersten Weltkrieg. In seinen späteren Jahren erstarrten seine Lehren zu einem Dogmatismus, der den z.T. polemischen Widerspruch der 'hypermodernen' Schachschule (u.a. Aron Nimzowitsch) hervorrief.
Literatur:
Golombek, H., A History of Chess, London 1976, 159-166, 178-180. Lindörfer, K., Großes Schach-Lexikon, Gütersloh 1977, 284-287.