Ayrer (Airer), Jakob der Ältere

*Ende März

1544

N

+24.3.

1605

N

Eisenhändler, Jurist

V.: Christoph A., Steinmetz, M.: Anna; oo Susanne Neukam (+1617); 11 K.

Nachdem sein Eisenhandel fallierte, war A. 1570-93 als Prokurator in (->) Bamberg tätig, wo er auch das Bürgerrecht erworben hatte. Hier verfaßte er eine weder historisch noch literarisch herausragende Reimchronik zur bambergischen Geschichte sowie eine Psalter-Bearbeitung. Nach seiner Ausweisung aus konfessionellen Gründen kehrte er nach N zurück und wurde 1594 in das (->) Bürgerrecht aufgenommen. Er trat eine Stelle als Prokurator am (->) Stadtgericht an und war außerdem als ksl. Notar tätig. Durch sein wohl ausschließlich in N entstandenes dramatisches Werk, von dem 69 Komödien, Tragödien, Fastnachts- und Possenspiele meist weltlichen Inhalts erhalten sind - verloren sind seine biblischen Dramen und die von ihm verfaßten ersten deutschen Singspiele -, wurde A. neben Hans (->) Sachs der bedeutendste deutsche Dramatiker des 16. Jh. Als Stoffvorlagen dienten A. Schwanksammlungen, Volksbücher sowie ältere Dramen. Formal stand er in der Tradition von Hans Sachs, übernahm aber auch als erster deutscher Dramatiker Elemente der Dramentechnik und Aufführungspraxis der englischen Komödianten ((->) Theatertruppen) wie Ausstattung und szenischen Apparat, genaue Regieanweisungen, theatralische Kampf- und Spukszenen, Musikeinlagen und die Narrenfigur des 'Jahn Posset'. Die Unterbrechung des Theaterlebens im (->) Dreißigjährigen Krieg und neue Tendenzen des Theaters nach Kriegsende verhinderten eine nachhaltige Rezeption der Werke A. A. wurde durch eine Straßenbenennung in (->) Zerzabelshof geehrt.

ADB II, 708-710.
Hampe, T., Die Entwicklung des Theaterwesens in N von der 2. Hälfte des 15. Jh. bis 1806, in: MVGN 12 (1897), 87-306.
Wodick, W., Jakob A. Dramen, Halle 1912.
Haustein, J., A., in: Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450-1600), hrsg. v. S. Füssel, Berlin 1993, 575-588.

Beyerstedt/Ebneth