Text:
|
N wurde bei dem (->) Schreib- und Rechenmeister Caspar Schmid und dem Kanzleischreiber Paul Vischer zum 'Modisten' ausgebildet. 1519 gab er das erste Schreibmusterbuch nördlich der Alpen heraus, das 'Fundament ... seinen schülern zu einer unterweysung gemacht'. Mit diesem Musterbuch schuf er die Grundlagen für die Frakturschrift, die bis in das 19. Jh. die vorherrschende Druckschrift war, und für die Entwicklung einer deutschen Kurrent- und Gebrauchsschrift. In späteren Arbeiten wie der 'Gute(n) Ordnung ... Zierlichs schreyben' (1538) oder dem 'Gesprechbüchlein' (1549) wurde das Frühwerk in gestalterischer und methodischer Hinsicht systematisch fortgeführt. Viele spätere Schriftmusterbücher orientierten sich an seinem Vorbild. Sein hoher Rang als Modist zeigte sich, als Albrecht (->) Dürer ihn bat, die Texte auf seine Apostel-Bilder ((->) Vier Apostel) zu schreiben. Bei dem Kartographen Erhard (->) Etzlaub bildete sich N. zum Rechenmeister aus. In der Beherrschung der 'Arithmedica' und der 'Geometria' sah er die wichtigsten Hilfen zur künstlerischen Gestaltung und zum Verständnis der Welt, wie er in seinem 'Gesprechbüchlein' schreibt. Caspar Schleupner, einer seiner Schüler, hat 1598 postum nach einem Manuskript von N. ein 'Rechenbüchlein' publiziert. Von einmaliger Bedeutung für die Kunst- und Stadtgeschichte sind 'Johann Neudörffers Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werkleuten, so innerhalb hundert Jahren in N gelebt haben' (1547). Mit dieser Schrift wollte er zeigen, daß N vor allen anderen Städten mit herausragenden Künstlern und Kunsthandwerkern ausgezeichnet sei. Die Schrift gibt, trotz einiger Ungenauigkeiten, einen anschaulichen Einblick in das künstlerische Leben in N zur (->) Dürerzeit. N. erwarb 1524 ein Haus unterhalb der (->) Burg, das Wohnsitz und Schulhaus zugleich war. Ab 1531 war er Genannter des (->) Größeren Rats. Er verstarb hochangesehen und wurde auf dem (->) Johannisfriedhof begraben. Er wurde durch eine Straßenbenennung in der (->) Marienvorstadt geehrt.
|