Wurm, Christian Heinrich Clemens

*22.9.

1771

Ansbach

+12.1.

1835

München

Polizeidirektor

V.: Johann Christoph W., Kanzleisekretär des Ritterkantons Altmühl, M.: Anna Theresia, T. des mgfl. Ansbacher Kapellmeisters Friedrich Johann Mayer; oo 30.4.1809 Maria Regina v. Buckingham, 5 T., 2 S.

Der einer fränkischen Beamtenfamilie entstammende W. studierte ab 1789 in (->) Erlangen Jura. 1795 wurde er Regierungs- und Konsistorialsekretär bei der kgl. preußischen Regierung in Ansbach, 1800-02 erwarb er sich als Erster Assessor bei der preußischen Polizeikommission (->) Fürth den zweifelhaften Ruf einer zu harten Amtsführung, was bis 1805 zu seiner Amtsenthebung führte. 1806 wurde er - nun als kgl. bayerischer Beamter - auf seiner alten Stelle rehabilitiert und wenig später zum Fürther Polizeidirektor befördert. Am 15.9.1806 übernahm W. unter dem kgl. bayerischen Generalkommissär in Franken Gf. (->) Thürheim provisorisch (bis 1808) die (->) Polizeidirektion N, das infolge der (->) Rheinbundakte dem Haus Wittelsbach zugefallen war. Er war beauftragt, die Eingliederung N ins junge Kgr. Bayern zu vollziehen, d.h. das patrizische (->) Stadtregiment zu beseitigen (formell 1808 vollzogen) und die rst. Verwaltung der zentralistischen bayerischen Verwaltung unter Gf. Montgelas anzugleichen. Zugleich war es seine Aufgabe, den horrenden Schuldenstand N von 9.923.580 fl Kapital und 2.292.520 fl ausstehender Zinsen (Stand 1810) zu tilgen. Diese Aufgaben machten W. zum Exponenten der verhaßten neuen Regierung, was u.a. im N Aufstand des Jahres 1809 zu seiner und Thürheims (nun Generalkommissar des (->) Pegnitzkreises mit Sitz in N) Gefangennahme führte. Im Vollzug der Eingliederung N in Bayern kam es teilweise zu Willkürakten, die die Bevölkerung ebenfalls W. anlastete. So z.B. wurde das aus der (->) Vischer-Hütte stammende Bronzegitter im Großen (->) Rathaussaal 1806 teils zerstört und teils verkauft, die dem Wolffschen (->) Rathaus gegenüberliegende Alte (->) Schau mußte 1810 der neuen (->) Hauptwache des bayerischen Militärs weichen, der dem Schrein des (->) Sebaldusgrabs ähnelnde Sarkophag im (->) Deocarusaltar der (->) Lorenzkirche wurde 1811 eingeschmolzen. Dennoch wird heute die Arbeit W. insgesamt positiv betrachtet. Er reorganisierte das Polizei- und das Bauwesen in der Stadt; er versuchte, das Stadtbild nach seinen Vorstellungen zu modernisieren, was ihm bei seinen Plänen, die (->) Stadtbefestigungen zu schleifen, mißlang, während er bei den Plänen, die Kramläden an den Hauptkirchen durch Kramkolonnaden auf dem (->) Hauptmarkt zu ersetzen, aber Erfolg hatte. W. beteiligte sich an der (->) Gesellschaft Museum, baute die (->) Volksschulen auf und lenkte das (->) Stiftungswesen in neue Bahnen. Auf der Ebene der 1808 neu geschaffenen Gemeindevertretung, des (->) Munizipalrats, dem er als Polizeidirektor vorstand, verweigerte aber die alte N Elite die Zusammenarbeit mit W. Mit dem Gemeindeedikt von 1818 und der beginnenden (->) kommunalen Selbstverwaltung N wurden die Gremien des Munizipalrats und der Polizeidirektion aufgelöst. W. sollte auf Betreiben Thürheims nach Regensburg versetzt werden, ging aber, als ihm die Stelle des Leiters des neugeschaffenen (->) Stadtkommissariats in N versagt wurde, lieber nach München in Pension.

Hirschmann, G., Die Ära W. in N 1806-18, in: MVGN 48 (1958), 277-305.
Pfeiffer, N, 359-366.
Imhoff, N, 242 f.

Diefenbacher