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Brandis, Christian August (1790–1867)

Ein Sohn war der Archäologe und Philologe Johannes Brandis (1830–1873).

Vita

Geboren Hildesheim 13. Februar 1790, gestorben Bonn 24. Juli 1867.

Besuch der Klosterschule und des Gymnasiums in Holzminden, ab Ostern 1805 ein Jahr des Kieler Gymnasiums.

SS 1806ff. Studium zunächst der Theologie, dann der Philologie, Geschichte und Philosophie in Kiel.

Frühjahr 1809 Hauslehrer bei Graf Adam von Moltke auf dem Gut Nütschau/Holstein (erste Bekanntschaft mit Niebuhr).

Herbst 1811 in Kopenhagen privatisierend bei seinem Vater (der Leibarzt des Königs war).

12. Januar 1812 Erlangung der Doktor- und Magisterwürde an der Universität Kopenhagen. Privatdozent ebd.

27. Oktober 1813 Lektor der Universität und Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Kopenhagen; seit Frühjahr 1814 für ein Jahr beurlaubt.

Frühjahr 1814 bis Frühjahr 1815 in Göttingen, Verkehr mit den dortigen Professoren.

17. Oktober 1815 auf eigenen Antrag Entlassung aus dem Kopenhagener Dienst auf Anraten Niebuhrs mit dem Ziel, in den Preuß. Staatsdienst einzutreten.

3. Januar 1816 Habilitation und Privatdozent in Berlin (es war eine Umhabilitation, da er schon in Kopenhagen habilitiert war).

18. Juni 1816 Ernennung zum Gesandtschaftssekretär Niebuhrs, der Preußischer Gesandter am Päpstlichen Hof geworden war, ab 7. Oktober 1816 in Rom. Neben der Wahrnehmung seiner diplomatischen Pflichten sammelte und collationierte Brandis Aristoteleshandschriften in der Vaticana, ab Ende 1817 begann er zusammen mit Immanuel Bekker mit der Vorbereitung der Ausgabe der Aristoteles-Kommentatoren.

30. Juni 1818 auf eigenen Antrag Entlassung aus dem diplomatischen Dienst, zugleich (am 23. Juli) Ernennung zum ao. Professor der Philosophie in Berlin, verbunden mit dem Auftrag der Berliner Akademie, zusammen mit Bekker die Texte des Aristoteles und von dessen Kommentatoren zu bearbeiten; zu diesem Zweck Reisen in Italien (1818/19), nach Paris (ab September 1819) und nach Oxford und London (Mai 1820). 7. April 1821 nach Abschluss der Reise Versetzung als ao. Professor nach Bonn (eine Vorlesungstätigkeit hat Brandis in Berlin nur in den ersten Monaten des Jahres 1816 ausgeübt). Kurz darauf (26. Juli 1821) Ernennung zum ordentlichen Professor der (antiken) Philosophie in Bonn.

Aufnahme der Lehrtätigkeit in Bonn WS 1821/22, die er bis zum WS 1866/67 ausgeübt hat (im Winter 1832/33 in Berlin zur Vorbereitung der Ausgabe der Aristotelesscholien).

13. November 1836 Bewilligung eines mehrjährigen Urlaubs unter Beibehaltung seiner Bonner Professur: Als persönlicher Berater im Range eines Kabinettsrates stand er König Otto in Griechenland von Februar 1837 bis August 1839 zur Seite (beratend hat er an der Gründung der Athener Universität mitgewirkt). Als Hauslehrer seiner Kinder begleitete ihn Ernst Curtius.

1829/30 Dekan. 1833/34 Rektor.

12. April 1832 Korr. Mitglied, 21. Mai 1862 auswärtiges Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften (Hartkopf 43).

1832 auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie (Thürauf-Stoermer 36).

19. Juni 1849 Korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

1851 Korr. Mitglied der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften (Krahnke 48).

5. Dezember 1842 Geheimer Regierungsrat

1854 zum Vertreter der Universität Bonn im Preußischen Herrenhaus gewählt (auf Lebenszeit).

Mitglied der Kgl. Dänischen Akad. der Wissenschaften.

Roter Adlerorden dritter Klasse mit Schleife.

Mitglied der Archäologischen Gesellschaft in Athen.

Griechischer Erlöserorden.

Werke

Commentationum Eleaticarum pars prima. Xenophanis Parmenidis et Melissi doctrina e propriis philosophorum reliquiis veterumque auctorum testimoniis exposita. Altona 1813 (1: De Xenophane. 84 S. 2: De Parmenide. S. 87–182. 3. De Melisso. S. 185–214).

Vom Begriff der Geschichte der Philosophie. Kopenhagen 1815. 88 S.

Diatribe academica De perditis Aristotelis libris de ideis et de bono sive philosophia. Bonn 1823. 69 S. - [Unv. Neudruck des Originals in:] Raffaella Santi, Platone, Hegel e la dialettica. In appendice la dissertazione di Chr. A. Brandis „De perditis Aristotelis libris De ideis et De bono sive philosophia“ (1823). Presentazione di Carlo Bo. Prefazione di Giovanni Reale. Milano 2000. 300 S. Brandis' Text S. 193–261. - [Neuausgabe mit englischer Übersetzung:] Brandis, A study of the Lost Books of Aristotle On the Ideas and On the Good or On Philosophy. Latin, Greek and English, edited and translated with an Introduction, Bibliography and Notes by Orrin F. Summerell. With an Essay on Plato's Principles of Mathematics by Edward C. Halper (Studia philosophica et historica 27). Frankfurt / Main 2005. XX u. 122 S. (mit zwei Bildnissen).

Aristotelis et Theophrasti Metaphysica ad veterum codicum mss. fidem recensita indicibusque instructa in usum scholarum edidit Christ. Aug. Brandis. Accedunt scholia e Graecis commentatoribus maximam partem excerpta. Bd 1. Berlin 1823. VII u. 366 S. [Bd. 2] Scholia Graeca in Aristotelis Metaphysica. Collegit Chr. Aug. Brandis Berlin 1837. 351 S.

Aristoteles Metaphysik. Übersetzt von Ernst Wilh. Hengstenberg; mit Anmerkungen und erläuternden Abhandlungen von Christian August Brandis. Bd. 1. Bonn 1824. VIII u. 302 S.

Grundlinien der Lehre des Socrates. Rhein. Museum 1, 1827, 118–150.

Ueber die Schicksale der Aristotelischen Bücher und einige Kriterien ihrer Aechtheit. Rhein. Museum 1, 1827, 236–254. 259–286.

Ueber die vorgebliche Subjectivität der Sokratischen Lehre. Rhein. Museum 2, 1828, 85–112.

Ueber die Zahlenlehre der Pythagoreer und Platoniker. Rhein. Museum 2, 1828, 208–241. 558–587.

Die Aristotelischen Handschriften der Vaticanischen Bibliothek. Mit einem Vorwort von Imm. Bekker (Histor.-philol. Abh. der Akad.). Berlin 1831, 47–86.

Varietas lectionis Aritotelicae. Ex commentariis et editionibus collegit Chr. A. Brandis (Histor.-philol. Abh. der Akad.). Berlin 1832, 301–374.

Über die Reihenfolge der Bücher des Aristotelischen Organons und ihre griechischen Ausleger, nebst Beiträgen zur Geschichte des Textes jener Bücher des Aristoteles und ihrer Ausgaben (Histor.-philol. Abh. der Akad.). Berlin 1833, 249–299.

Über die Aristotelische Metaphysik. Erste Hälfte (Histor.-philol. Abh. der Akad.). Berlin 1834, 63–87.

Handbuch der Geschichte der griechisch-römischen Philosophie. Berlin 1835–1866. 1: 1835 XII u. 548 S. 2,1: 1844. VI u. 570 S. 2,2,1: 1853. XII u. 591 S. 2,2,2: 1857. X u. S. 589–1720 3,1: 1860. XII u. 411 S. 3,2: 1866. VIII u. 652 S. Bd. 2, 2, 1–2 hat den Untertitel: Aristoteles, seine akademischen Zeitgenossen und nächsten Nachfolger. Widmung Bd. 1: „Drei geliebten Freunden, / den Herrn / Dr. Immanuel Bekker / Mitglied der Königl. Pr. Akademie der Wissenschaften, ordentl. / Professor der Philol. an der Königl. Fr. W. Universität zu Berlin. / Dr. Karl Bunsen, / königl. Preuß. geh. Legiationsrathe und außerordentl. Gesandter am päpstlichen Hofe. / Dr. August D. Ch. Twesten, / ordentl. Professor der Theologie an der königl. Fr. W. Universität / zu Berlin./ in sehnsüchtig dankbarer Vergegenwärtigung / schöner Jahre der anregendsten wissenschaftlichen Gemeinschaft mit ihnen, / gewidmet.“

Aristoteles, Opera. Edidit Academia Regia Borussica. Bd. 4: Scholia in Aristotelem. Collegit Chr. Aug. Brandis. Berlin 1836. (V u.) 833 S. In den Neudruck von Bd. 4 (Editio altera, quam curavit Olof Gigon) sind auch die ursprünglich im 5. Band publizierten Scholien aufgenommen: Scholia in Aristotelem. Collegit Chr. A. Brandis (1–833). Supplementum scholiorum: Syriani in Metaphysica commentaria. Edidit Herm. Usener (835–946). Accedit Vita Marciani (947–955). Berlin 1961.

Mittheilungen über Griechenland. 3 Bände. Leipzig 1842. 1: Reiseskizzen. XII (XIII) u. 377 S. 2: Zur Geschichte des Befreiungskrieges nach griechischen Quellen. VIII u. 401 S. 3: Blicke auf die gegenwärtigen Zustände des Königreichs. (V u.) 304 S.

[Hg.] Friedrich Schleiermacher, Die Lehre vom Staat. Aus Schleiermacher's handschriftlichem Nachlasse und nachgeschriebenen Vorlesungen hg. von Chr. A. Brandis (Schleiermacher's Literarischer Nachlaß. Zur Philosophie Bd. 6 = Sämmtliche Werke 3, 8). Berlin 1845. XXXII u. 237 S.

Geschichte der Entwickelungen der griechischen Philosophie und ihrer Nachwirkungen im römischen Reiche. 2 Bände. 1862–1864. 1: 1862. X u. 583 S. 2: 1864. VIII u. 430 S. (= Hildesheim 1981 und 1997).

Briefe

Briefe an Martin Hertz über Karl Lachmann. Hg. von Heinrich Meisner und Erich Schmidt (Mitteilungen aus dem Litteraturarchive in Berlin N.F. 3). Berlin 1910, 2–5 (Brief vom 16. Juni 1851).

Zahlreiche Briefe Niebuhrs an Brandis befinden sich in Barthold Georg Niebuhr, Briefe. Neue Folge 1816–1830. Hg. von Eduard Vischer. 4 Bände. Bern 1981–1984 (dort auch zahlreiche Erwähnungen von Brandis in Briefen an andere Gelehrte). Ein Brief (26. Sept. 1815) in: Die Briefe B. G. Niebuhrs. Hg. von Dietrich Gerhard und William Norvin. 2. 1809–1816. Berlin 1929, 640f. (Nr. 592).

Autobiographisches

Autobiographie [April 1851]. Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften [in Wien] 19, 1869, 247–283.

Schriftenverzeichnis

Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften [in Wien] 2, 1852, 217–219 (bis 1849).

Pökel 31. NUC 72, 451–452.

Harnack (- Köhnke), Geschichte der Preußischen Akademie 3, 29.

Quellen

Nekrologe

F. A. Trendelenburg, Zur Erinnerung an Chr. Aug. Brandis. Abhandlung der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1868, 1–24. Auch separat: Berlin 1869.

Ernst Curtius, Zum Gedächtnis an Chr. Aug. Brandis und Aug. Böckh. Nachrichten von der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-August-Universität zu Göttingen 1867, 552–573. Auch separat: Göttingen 1868 = Curtius, Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. 2. Stuttgart (1875. 21882) 31903, 261–277.

Würdigungen

Eckstein 61. Pökel 31.

(Georg) von Hertling, ADB 3 (1876), 245.

Richard B. Hilf, NDB 2 (1955), 524 (Familienartikel).

DBE2 1 (2005), 882.

Erich Feldmann, Christian August Brandis. 1790–1867. In: Bonner Gelehrte. Beiträge zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn. Philosophie und Altertumswissenschaften. Bonn 1968, 16–35 mit einem Bildnis und Hinweisen zum Nachlaß.

Therese Becker, Chr. Aug. Brandis' Religionsphilosophie, dargestellt nach unveröffentlichten Manuskripten, und ihre historische und kritische Würdigung. Fulda 1921 (urspr. Diss. Bonn 1919).

Briefwechsel Schleiermachers mit Boeckh und Bekker. Hg. von Heinrich Meisner (Mitteilungen aus dem Literaturarchive in Berlin N. F. 11). Berlin 1916, 80. 82f.

Niebuhr über Brandis (an Dore Hensler, 15. Jan. 1817 und 13. Juni 1818): Lebensnachrichten über B. G. Niebuhr aus Briefen desselben und aus Erinnerungen seiner nächsten Freunde. 2. Hamburg 1838, 271f. 350 (Nr. 328 und 370). Diese beiden Briefe sind nicht in die Neuausgabe von Ed. Vischer (vgl. oben unter Briefe) aufgenommen.

Diels-Usener-Zeller, Briefwechsel (zahlreiche Erwähnungen, s. das Register 2, 490).

Unte, Berliner Klass. Philologen 23 = Unte, Heroen und Epigonen 24f.

Harnack, Geschichte der Preußischen Akademie 1,2, 675. 677. 724 (u.ö.).

Friedrich von Bezold, Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität von der Gründung bis zum Jahr 1870. Bonn 1920, 228ff. u.ö.

Wenig, Bonner Professoren 32.

Asen 22.

Zur Familie: Deutsches Geschlechterbuch 21 (1912) 103–155, insbes. 127 (128 zu seinem Sohn Johannes Brandis).

Bildnisse

Lithographie von A. Hohneck aus dem Jahre 1853: Abb. bei Feldmann nach S. 32 und Bach, Jacob Bernays (Tübingen 1974) Tafel 5 (vgl. ebd. passim [s. das Register 239]). Ferner auch in: Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, ihre Rektoren und berühmten Professoren. Hg. von Rektor und Senat. Bonn 1943, 74–75 (Kurztext und Bildnis).

Ein weiteres Bildnis und ein Medaillon von F. Woltreck aus dem Jahre 1836 bei Summerell VIII und XVI (vgl. unter Werke zum Jahr 1823).

Nachlaß

Stadtarchiv Bonn, SN 40 (vgl. Denecke-Brandis 39) und Universitäts-Bibliothek Jena, Handschriftenabteilung (drei Kartons), vgl. Feldmann 35; ebd. Hinweise auf Briefe von Brandis, die sich in Nachlässen anderer Gelehrter befinden.

Franz Meyer, Die Briefsammlung Chr. Aug. Brandis. Zentralblatt für Bibliothekswesen 51, 1934, 356–365.

Brandis' Bibliothek wurde (wie später diejenige Otto Jahns) bei M. Lempertz in Bonn versteigert. Vgl. Georg von Hertling, Erinnerungen aus meinem Leben. 1. Kempten und München 1919, 190.

Referenzdaten

Dieser Artikel

Permalink: Teuchos-Biogramm Brandis Christian August
Sammlung: Philologische Biographien
Verfasser: Wilt-Aden Schröder
Online-Version erstellt: 2010-04-15
Letzte Aktualisierung: 2012-11-29

Normdaten

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