Weber, Karl Otto

[1815] Weber, Karl Otto, zu Heidelberg, Chirurg und pathol. Anat., geb. 29. Dez. 1827 zu Frankfurt a. M., in Bremen erzogen, studierte von 1846 an in Bonn, wo er sich mit besonderer Vorliebe den Naturwissenschaften widmete, wurde 1851 Dr. med. mit der Diss.: »Ossium mutationes osteomalacia universali affectae«, machte 1852 eine wissenschaftl. Reise nach Paris, wurde noch in demselben Jahre Assistent an Wutzer's chir. Klinik und erlangte als solcher, bei Zunahme des Alters und der Sehschwäche desselben, frühzeitig eine grosse Selbständigkeit im chir. Denken und Handeln. 1853 habilitierte[1815] er sich als Dozent der Chir., gab sich fortab auch mit grossem Eifer pathol.-anat. Forschungen hin, für deren Gründlichkeit mehrere in diese Zeit fallende Arbeiten die besten Belege abgeben. Daher kam es, als ihm, nach dem Rücktritte Wutzer's vom Lehramte (1855), die durch Busch 1856 wieder besetzte Professur nicht zu Teil wurde, dass er von dem Lehrkörper die Aufforderung erhielt, sich ganz der bis dahin in Bonn speziell noch nicht vertretenen pathol. Anat. zu widmen. W., der noch 1 Jahr bei Busch Assistent blieb, ging darauf ein, wurde 1857 a. o., 1862 ord. Prof. der pathol. Anat. und widmete sich diesem Fache mit ganzem Eifer. Daneben leitete er die chir. Abteilung des evangel. Spitals und blieb dadurch auch als Chirurg, wenn auch in geringem Umfange, praktisch thätig. Inzwischen hatte er auch, nächst den wesentlich praktischen »Chirurgische Erfahrungen und Untersuchh.« (Berlin 1859), eine Reihe ihrem Inhalte nach zusammengehöriger und einen sehr entschiedenen Fortschritt der Wissenschaft darstellender pathol.-anat. und histol. Arbeiten verfasst. Diese Arbeiten erschienen zum Teil erst, nachdem W. bereits (Ostern 1865), infolge des Rücktrittes von Chelius, die Professur der Chir. und die Direktion der chir. Klinik in Heidelberg übernommen hatte, wie denn überhaupt in die letzten Jahre in Bonn und das erste Jahr in Heidelberg seine kolossalste litter. Arbeitsleistung fiel; denn ausser diesen Arbeiten und einigen anderen, brachten die Jahre 1865 und 66 die von W. verfassten, ganz vorzüglichen, an Gediegenheit und Vollständigkeit des Inhalts, an Beherrschung der gross angelegten Formen vortrefflichen grossen Abschnitte in Pitha-Billroth's Handb. der allgem. und spez. Chir., nämlich: »Die Gewebserkrankungen im Allgem. und ihre Rückwirkung auf den Gesammtorganismus« (I.) – »Krankhh. der Haut, des Zellgewebes, des Lymphgefässsystemes, der Venen, der Arterien und der Nerven« (II, Abt. 2) und »Die chirurg. Krankhh. des Gesichtes« (III, Abt. 1, Heft 2). Seine letzte Arbeit: »Praktische Miscellen« (D. Klinik, 1867) enthielt 7 verschiedene prakt.-chir. Mitteilungen über Gipsverbände, plastische Operatt., Totalexstirpat. der Parotis u.s.w. Daneben finden sich[1816] auch bedeutende Veröffentlichungen W.'s auf dem Gebiete der Biographie und Geschichte. Nachdem W. in Heidelberg bald in eine äusserlich glänzende Stellung gekommen und die Abtrennung der bis dahin mit der chirurg. Klinik verbundenen Augenklinik eingeleitet hatte, wurde er 1867 von einer Angina, mit anfangs krupösem, später diphtherischem Charakter befallen, der er 11. Juni 1867 erlag. – Bezüglich der weiteren Würdigung von W.'s Leistungen und Bedeutung verweisen wir auf die ausführliche Darstellung im älteren Lexikon.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1815-1817.
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