Tiedemann, Dietrich

[759] Tiedemann, Dietrich, geb. 1748 in Bremervörde, seit 1786 Prof. in Marburg, gest. daselbst 1803.

T. ist besonders von Locke und Leibniz beeinflußt. Mit ersterem bestreitet er die Existenz angeborener Ideen und leitet er die Erkenntnis aus äußerer und innerer Erfahrung ab; mit letzterem sieht er im Vorstellen die Grundfunktion der Seele. Diese, die mit dem Leibe in Wechselwirkung steht, ist ausgedehnt und solid, dennoch aber unkörperlich und unsterblich. Kants Kritizismus findet T. zu dogmatisch.

Schriften: Versuch einer Erklärung des Ursprungs der Sprache, 1772. – System der Stoischen Philosophie, 1776. – Untersuchungen über den Menschen, 1777-78 (Hauptwerk). – Theaetet oder über das menschliche Wissen, 1794 (gegen Kant). – Idealistische Briefe, 1798. – Handbuch der Psychologie, hrsg. 1804. – Griechenlands erste Philosophie, 1780. – Hermes Trismegistos Poemander, 1781. – Geist der spekulativen Philosophie von Thales bis Berkeley, 6 Bde., 1791-97. – Vgl. JAKOBSKÖTTER, Die Psychologie D. T.s, 1898.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 759.
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