Seydel, Rudolf

[671] Seydel, Rudolf, geb. 1835 in Dresden, 1867 Prof. in Leipzig, gest. daselbst 1892.

S. ist ein von Schelling und besondere von C. H. Weisse beeinflußter Vertreter des spekulativen Theismus. Durch Intuition erfassen wir Gott als das logische, metaphysische und religiöse Absolute, als den absoluten Geist. Die Religionsphilosophie will die religiösen Seelenzustände unter die Beleuchtung des rationalen Denkens stellen und hat zum Gegenstände die ideale, vollendete Religion, ist Wissenschaft vom Religionsideal als solchen. Religion ist »Leben in Gott und aus Gott und um Gottes willen«, auf Grund eines einheitlichen Willenstriebes, sie ist das Suchen und Gewinnen der Gottseligkeit, »zentrale und sich immer wieder zentralisierende volle Gottesgemeinschaft«, Unterordnung unter das Göttliche. Verwirklicht wird das religiöse Leben in den Formen des Wollens und Fühlens, Erkennens und Handelns. – In erkenntnistheoretischer Beziehung ist S. kritischer Realist. Das Wissen ist ein »In-mir-sein des Gegenstandes«. Das Subjekt als Wissendes ist an sich Gott im Ich, die »Allmöglichkeit oder Urpotenz«. Das »Wirken« geht im Innern der Dinge selbst vor sich.

SCHRIFTEN: Der Fortschritt der Metaphysik innerhalb der Schule d. jonischen Hylozoismus, 1860. – Schopenhauers System, 1857. – Logik oder Wissenschaft vom[671] Wissen, 1866. – Die Religion, 1872. – Ethik, 1874. – Religion und Wissenschaft, 1887. – Der Schlüssel zum objektiven Erkennen, 1889. – Religionsphilosophie im Umriß, hrsg. 1893. – Der sogen, naive Realismus, Vierteljahrsschr. für wissensch. Philos., 15 Bd., 1891, u. a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 671-672.
Lizenz:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika