Müller, Christian Friedrich

[713] Müller (Karlsruhe). Der Gründer der Chr. Fr. Müller'schen Hofbuchhandlung in Karlsruhe, Christian Friedrich Müller, wurde als der Sohn des Hofbuchbinders Friedrich Müller 1776 in Karlsruhe geboren. Zwanzig Jahre alt, etablierte er sich in seiner Vaterstadt als Buchhändler und Ende 1797 erhielt Müller »das Privilegium zur Aufstellung einer Druckerpresse, wofür als Recognition an den Kurfürstlichen »Gymnasii-Verlag 25 Gulden in freyem Gelde zu zahlen seien«. Wegen der unruhigen Zeiten verlegte Müller 1800 seinen Wohnsitz nach Pforzheim; die Buchhandlung in Karlsruhe leitete er von hier aus, während er die Druckerei mit nach Pforzheim genommen hatte. Im gleichen Jahre übernahm er auch den Druck und Verlag der 1796 gegründeten »Pforzheimer Wöchentlichen Nachrichten« und im Jahre 1803, welches ihm auch den Titel eines Hofbuchdruckers brachte, begann in seinem Verlage das »Karlsruher Tagblatt« unter dem Titel »Provinzialblatt der Badischen Markgravschaft« zu erscheinen.

Die Pforzheimer Druckerei nebst dem Lokalblatt ging 1804 für 1500 Gulden an den Buchbinder C. M. Katz über. Müller erweiterte sein Geschäft durch Anlage einer Schriftgießerei und Steindruckerei;[713] erstere ging 1812 an Baedeker in Essen über. Seine Verlagsunternehmungen, vorwiegend Lokalschriften, schlugen ein und trugen ihm den Titel eines Hofbuchhändlers ein. Als er am 31. 8. 1821 starb, ging die Firma auf die Witwe über, bis im Jahre 1830 der 1815 geborene älteste Sohn des Verstorbenen, Wilhelm Müller, in das Geschäft eintrat, dem 1840 sein Bruder Carl Friedrich Theodor Müller folgte. Beide Brüder übernahmen 1843 die Firma auf eigene Rechnung und erweiterten das Geschäft planmäßig, vergrößerten den Verlag und brachten es auf eine seltene Höhe der Leistungsfähigkeit. Carl Müller starb am 21. 1. 1866, im gleichen Jahre trat der älteste Sohn Wilhelms, Max Müller in die Firma ein. 1878 wies der Betrieb bei einem Personal von 100 Köpfen auf: 5 Buchdruckschnellpressen, 4 Buchdruckhandpressen, 3 Steindruckschnellpressen, 8 Steindruckhandpressen, 2 Typengießmaschinen, 4 Buchbindermaschinen, 3 Gasmotoren, 17 Hilfsmaschinen und 897 Zentner Schrift.

Max Müller, welcher, nachdem er den deutsch-französischen Krieg mitgemacht hatte, zu seiner technischen Ausbildung nach Aachen, Leipzig, England und Frankreich gegangen war, wurde 1878 vom Vater als Teilhaber aufgenommen. Wilhelm Müller starb am 21. 6. 1890.

Die stetige Ausdehnung des Geschäfts legten Max Müller die Heranziehung einer zweiten leitenden Kraft nahe. Er fand dieselbe 1884 in dem Bankbeamten Ernst Obkircher, der 1894 als Teilhaber in die Firma aufgenommen wurde.

Der Verlagskatalog der Müllerschen Hofbuchhandlung ist ziemlich umfangreich. Wir finden darunter Schriften von General Graf von Bismarck, Staatsrat Brauer (Bad. Landrecht, 6 Bde.), Gall (Gehirnlehre), Gmelin (Flora Badensis), Bähr (Literaturgeschichten), J. P. Hebel (sämtl. Werke), A. Lewald, Stohl (Musikgeschichte) u. v. a. m. Dazu kommen noch eine ganze Reihe, teils im Laufe der Jahre eingegangener, teils noch erscheinender Zeitschriften, unter denen die verschiedenen Regierungsblätter an erster Stelle stehen.

Quellen: 100 Jahre Chr. Fr. Müller'sche Hofbuchhandlung, 1797-1897.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 713-714.
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