Bahnsen, Julius

[44] Bahnsen, Julius, geb. 1830 in Tondern, Gymnasiallehrer, gest. 1881 in. Lauenburg. = B. ist besonders von Schopenhauer beeinflußt.

Der Hegelschen Dialektik stellt B. eine »Realdialektik« gegenüber, eine pessimistische Metaphysik, nach welcher das Ding an sich, der Wille gegen sich selbst im Gegensatz steht. Der Wille ist nicht ein Wesen, sondern in eine Vielheit von Individuen (»Henaden«) zerspalten, die zueinander in Gegensatz treten. Der Wille ist überall »selbstentzweit« das Seiende die »Vereinigung des Wollens mit einem widersprechenden Nichtwollen«. Der Wille will eigentlich uns Nichtwollen strebt aber immer wieder. So ist das Seiende »antilogisch«, die Zwecke des Willens sind, als einander widersprechend, unrealisierbar. Das Denken kann das Sein nicht bewältigen, weil im Sein selbst ein Widerspruch steckt, eine »Realdialektik«. Die »Weltnegativität« ist unaufhebbar, das Logische führt sich selbst ad absurdum. Die Realdialektik ist das Resultat des »in verschiedenen Richtungen auseinanderstrebenden, selbstentzweiten Willens«. Die Ideen sind Willensinhalte. Der Wille liegt aller Bewegung, Kraft usw. zugrunde, er ist das Movens alles Geschehens.

SCHRIFTEN: Beitrage zur Charakterologie, 1867. – Zur Philos. der Geschichte, 1871. – Das Tragische als Weltgesetz, 1877. – Der Widerspruch im Wissen und Wesen der Welt, 1880-81 (Hauptwerk). – Wie ich wurde, was ich ward, hrsg. von R. Louis, 1905.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 44.
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