Baumgarten, Alexander Gottlieb

[49] Baumgarten, Alexander Gottlieb, geb. 1714, 1735-40 Dozent in Halle, dann Prof. in Frankfurt a. Oder, gest. daselbst 1762.

B. ist der bedeutendste Anhänger Chr. Wolffs; für die Ausbildung der philosophischen Terminologie und die Systematisierung der Philosophie hat er viel getan. Seine Lehrbücher wurden von Kant (in dessen vorkrit. Periode) den Vorlesungen als Text zugrunde gelegt. Die Philosophie definiert er als die Wissenschaft von den Eigenschaften, die durch bloße Vernunft erkennbar sind. Oberstes Denkprinzip ist der Satz des Widerspruches, aus dem der Satz des Grundes folgt, wonach alles Grund ist und Folgen hat. Den Dingen liegen einfache Kräfte, Monaden zugrunde, die zueinander im Verhältnis der prästabilierten Harmonie stehen. Das Dasein Gottes ergibt sich durch den ontologischen Beweis. In der Ethik ist B, Perfektionist wie Chr. Wolff. Seine Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiete der Asthetik (der Ausdruck stammt von ihm). Die »Gnoseologie« (Erkenntnislehre) zerfällt in die Logik und in die »Ästhetik«, die Lehre von der niederen, sinnlichen Erkenntnis (»scientia cognitionis sensitivae«, »gnoseologia inferior«). Der Zweck derselben ist die Vervollkommnung der sinnlichen Erkenntnis, und in dem vollkommenen Anschauen und Vorstellen besteht die Schönheit (Ästhet. § l, 14). Die Schönheit ist »erscheinende Vollkommenheit« (»perfectio phaenomenon«). Die Einzelheiten der B.schen Ästhetik sind ohne Bedeutung.

SCHRIFTEN: Metaphysica, 1739. – Ethica philosophica, 1740. – Aesthetica, 1750-1758. – Initia philosophiae practicae primae, 1760. – Acroasis logicae, 1761. – Jus naturae, 1765. – Philos. generalis, 1770. – Vgl. TH. ABBT, A. G. B.'s Leben u. Charakter, 1765.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 49.
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