Ficinus, Marsilius

[180] Ficinus, Marsilius (Ficino, Marsiglio), geb. 1433 in Florenz, Lehrer der Philosophie an der Platonischen Akademie in Florenz, gest. 1499. Er übersetzte die Werke Platons (1483-84), Plotins (1492) u. a. und verfaßte außer einem »Compendium theologiae Platonicae« besonders eine »Theologia Platonica«, 1482,1524. Opera, 1576.

F.s Lehre ist eine vom Neuplatonismus inspirierte Mystik. Die Erkenntnis ist ein Erkennen in Gott, der unseren Geist erleuchtet. Es gibt in der Seele verborgene,[180] bei Anlaß der Erfahrung sich entfaltende, angeborene Begriffe, vermittelst welcher der Geist alle Erkenntnis aus sich erzeugt. Durch diese angeborenen Begriffe erinnern wir uns wieder der Ideen, der im göttlichen Geiste bestehenden ewigen Urbilder der Dinge. Die Ideen sind zugleich Naturkräfte. Gott ist höchste Intelligenz und höchste Güte, über alle Veränderung und Vielheit erhaben. Es gibt eine unvergängliche Weltseele und ebenso ist die menschliche Seele als vernünftige Seele unsterblich, da sie von Gott stammt, dessen Bild sie ist und dem sie sich immer mehr zu verähnlichen und zu vereinigen strebt.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 180-181.
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