Mayer, Julius Robert von

Mayer, Julius Robert von
Mayer, Julius Robert von

[1110] Mayer, Julius Robert von, der berühmte Begründer der Lehre von der Konstanz der Kraft, geb. 25. Nov. 1814 in Heilbronn, studierte von 1832 an in Tübingen und München, promovierte hier 1838 mit der Diss.: »Ueber das Santonin« und liess sich in Heilbronn nieder, wo er neben seiner Praxis eifrig Sprachstudien oblag. 1839 ging er auf Reisen, wurde Schiffsarzt auf einem holländischen Schiff u. wurde schon in dieser Stellung während einer Reise nach Java durch die Beobachtung[1110] des hellroten Venenblutes bei Gelegenheit der zahlreich an der Schiffsmannschaft gemachten Aderlässe auf den Gedanken geführt, dass dieses Phänomen eine Wirkung der veränderten Wärmeökonomie des Körpers sei. 1841 zurückgekehrt, beschäftigte er sich zunächst fast ausschliesslich in den Mussestunden mit weiteren Forschungen über diesen Gedanken, deren Resultate er in verschiedenen Schriften veröffentlichte: »Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur« (Woehler's u. Liebig's Annalen der Chemie, 1842) – »Die organische Bewegung in ihrem Zusammenhang mit dem Stoffwechsel« (Heilbronn 1845) – »Beiträge zur Dynamik des Himmels« (Ib. 1848) – »Ueber die Herzkraft« (Vierordt's Archiv für physiol. Heilk., 1851) – »Ueber das Fieber« (Wunderlich's Archiv der Heilk., 1862) – »Bemerkungen über das mechanische Aequivalent der Wärme« (Heilbronn 1851), letztere Schrift ist speziell zur Wahrung seiner Priorität geschrieben. In allen diesen Schriften, von denen er die ersten, da er mit seinen Ansichten nicht zur Geltung kommen konnte, auf eigene Kosten drucken lassen musste, betont M. das Gesetz der Unzerstörbarkeit der Kraft. Mit voller Klarheit findet sich zum ersten Male der Begriff der Aequivalenz von Arbeit und Wärme ausgesprochen und dieses Prinzip wird von M. mit grossem Scharfsinn auch auf die Astronomie, die Physiologie des Menschen übertragen und die Richtigkeit[1111] überzeugend nachgewiesen. M. war später als Oberamtswundarzt und Stadtarzt in seiner Vaterstadt angestellt, wurde aber infolge unglücklicher Familienverhältnisse, durch die politischen Ereignisse von 1848 u. 49 und am meisten, weil seine Arbeiten nicht die verdiente Anerkennung fanden, geisteskrank und musste 1852 bis 54 in der Irrenanstalt zu Göppingen zubringen, wo er übrigens noch nach der alten Methode mit Zwangsstuhl und Zwangsjacke behandelt wurde. 1854 geheilt entlassen, erlebte er allmählich die Genugthuung, dass seine Entdeckung in allen massgebenden Kreisen gebührend gewürdigt wurde. Er erhielt zahlreiche Ehrenpreise von Akademien und Univ., den persönlichen Adel, eine ehrenvolle Einladung zur Naturforscher-Versammlung in Innsbruck 1869, wo er »Ueber die nothwendigen Consequenzen und Inconsequenzen der Wärmemechanik« einen Vortrag hielt, der später, zusammen mit anderen in der Heimat gehaltenen Vorträgen, u. d. T.: »Naturwissenschaftliche Vorträge« (Stuttgart 1872) erschien. Ausserdem veröffentlichte M. noch: »Mechanik der Wärme, gesammelte Schriften« (Stuttg. 1867; 2. Aufl. 1874) und »Die Toricellische Leere und über Auslösung« (Ib. 1876). M. starb 20. März 1878.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1110-1112.
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