Wernher, Adolph

Wernher, Adolph
Wernher, Adolph

[1837] Wernher, Adolph, zu Giessen, angesehener Chirurg, geb. 20. März 1809 in Mainz, studierte von 1825 an in Giessen, Heidelberg, Berlin, Halle, wurde in Giessen 1832 Dr., liess sich nach einem 2jähr. Aufenthalt in Paris und London 1834 in Offenbach a. M. als Arzt nieder und erhielt daselbst die Stelle eines Physikats-Wundarztes. Er wurde jedoch bereits 1835 zum Prof. e. o. und zum Assistenzarzt der chirurg. Klinik in Giessen (damals unter dem Prof. der Geburtsh. v. Ritgen unterstellt) ernannt. W. war der erste, der die chirurg. Assistenzarztsstelle bekleidete und wurde bereits 1837 Prof. ord. und Direktor der chir. Klinik. 1845 erhielt W. auch die Professur der pathol. Anatomie u. die Direktion des sich unter seiner Hand schnell vergrössernden pathol.-anat. Kabinetts, dessen Stamm aus der 1837 von der Univ. angekauften Soemmerring'schen Sammlung hervorgegangen war. Die Beschäftigung mit der pathol. Anat. und die Ergebnisse der in derselben gemachten Studien kamen sowohl W.'s eigenen Arbeiten zu Gute, als auch gaben sie Anlass zu einigen sehr guten, unter seiner Leitung gearbeiteten Dissertatt. W. selbst verfasste ein durch Vollständigkeit und grosse Klarheit ausgezeichnetes »Handb. der allgem. und spec. [1837] Chirurgie« (4 Bde., Giessen 1846 bis 57), dessen umgearbeitete 2. Aufl. (I, 1862, 63) leider unvollständig geblieben ist, ferner: »Beiträge zur Kenntniss der Krankheiten des Hüftgelenks, Malum coxae senile, Coxalgie und Fract. intracapsul. colli femor.« (Ib. 1847) – »Das akadem. Hospital der Univers. Giessen im J. 1848« (Ib. 1849) und mehrere Zeitschriftenartikel. Nach Balser's Tode (1846) war ihm auch das Direktorium des ganzen akad. Hospitals übertragen worden, wo er ebenfalls zahlreiche und wichtige Verbesserungen einführte. Er erstattete ferner, wie früher für 1848, auch für 1870, 71 über dasselbe (1872) einen Bericht ab. 1856 wurde er auf sein Ansuchen von der Nominal-Professur der pathol. Anat. entbunden, gab die Direktion der pathol.-anat. Sammlung jedoch erst ab, als (1872) eine eigene Professur für pathol. Anatomie errichtet wurde. 1858 hatte er das Unglück, sich mit Trachom zu infizieren und wurde dadurch für lange Zeit seiner Berufsthätigkeit entzogen, brachte einen grossen Teil des Jahres 1859 in v. Graefe's Klinik zu Berlin, und auch später noch (1860, 61), bei Nachschüben, wiederholt kürzere Zeit daselbst zu. Infolge von Beschränkung seines Sehvermögens widmete er sich litter. Studien, als deren Ergebnis er eine grosse Reihe von Schriften verfasste. Die Titel derselben sind von Gurlt in dem älteren Lexikon zusammengestellt. 1878 trat W., nach 43jähr. Thätigkeit an der Hochschule, in den Ruhestand und siedelte einige Zeit darauf nach Mainz über. Von den ihm zu teil gewordenen Anerkennungen sei erwähnt, dass ihn 1849 die philos. Fakultät zum Dr. phil. hon. kreiert hatte, dass er 1860 den Charakter als Geh. Med.-Rat erhalten hatte, 1874 zum Rektor der Univ. gewählt worden war und dass 1882 sein 50jähr. Dr.-Jubil. in glänzender Weise von seinen Schülern und Freunden gefeiert wurde. Auch in Mainz beschäftigte er sich ununterbrochen mit litter. Studien, namentlich histor. Forschungen. Sein Tod erfolgte 14. Juli 1883.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1837-1838.
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