Cardanus, Hieronymus

[87] Cardanus (Cardano), Hieronymus, geb. 1501 in Pavia, Arzt in Pavia u. Bologna, gest. in Rom 1576.

Mit nicht geringen Kenntnissen und Einsichten in naturwissenschaftlichen Dingen vereinigt C., der an Halluzinationen litt, Aberglauben und unkritische Leichtgläubigkeit. Beeinflußt ist er von Aristoteles, dem Neuplatonismus, Nicolaus Cusanus u. a. Die Welt ist das Produkt einer ewigen Schöpfung und Entfaltung Gottes und wird in allein von der Zahl beherrscht, so daß die Mathematik für das Erkennen der Natur wesentlich ist. Die Dinge bestehen aus drei Elementen (Luft, Wasser, Erde). Die formale und aktive Ursache des Geschehens ist die Wärme, die materielle, passive die Feuchtigkeit; beide sind »principia generationis«. Die himmlische Wärme ist das allgemeine Lebensprinzip, die Weltseele, durch die alles lebt und in Verbindung (Sympathie) miteinander steht; diese Sympathie ist ein »consensus rerum«. Empfindung und Streben ist allen Dingen eigen (Panpsychismus). Von der vergänglichen vitalen Seele ist der unsterbliche Geist zu unterscheiden. Der Mensch ist zur Erkenntnis Gottes und zur Beherrschung der Natur geschaffen. Das Höchste ist die Schauung Gottes in der Ekstase.

SCHRIFTEN: De vita propria, 1542, 1575. – De subtilitate, 1552, 1554. – De varietate rerum, 1556. – Opera, 1663. – Vgl. RIXNER u. SIBER, Beitr. z. Gesch. d. Physiol., H. 2.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 87.
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