More, Henry

[480] More, Henry, geb. 1614 zu Grantham (Lincolnshire), Universitäts-Lehrer in Cambridge, mit Cudworth befreundet, gest. 1687 in Cambridge.

M. ist ein Vertreter der Cambridger platonisierenden Philosophen, welcher neuplatonische Anschauungen unter dem Einflusse der Kabbala verarbeitet. Die streng mechanistische Naturauffassung Descartes bestreitet er. Die Körper bestehen aus homogenen, ausgedehnten und zugleich beseelten Einheiten, »Monaden« (»monades«). In den niederen Wesen sind es »keimkräftige Formen«, in den Tieren und beim Menschen Seelen, wovon die Körper durchdrungen werden. Die gesamte Materie beherrscht ein seelisches Prinzip (»principium hylarchicum«), der allgemeine Naturgeist (»spiritus naturae«) oder die Weltseele, die aber nicht Gott selbst ist, nur dessen Werkzeug. Immateriell ist auch der einheitliche, unbewegliche, unzerstörbare, unendliche Raum. Dieser Raum ist etwas Reales, ja Göttliches (»reale saltem, si non divinum«), als Vorstellung und Ausdruck der Allgegenwart göttlicher Wirksamkeit (»rudior quaedam hypographê, i.e. confusior quaedam et generalior repraesentatio omnipraesentis essentiae«). Ähnliche Anschauungen finden sich bei Clarke und Newton.

SCHRIFTEN: Enchiridion metaphysicum, Enchiridion ethicum, 1668. – Briefwechsel mit Descartes (in der Descartes-Ausgabe von Cousin) u. a. Opera omnia, 1769. – Vgl. B. WARD, The life of the learned and pious Dr. H. More, 1710.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 480.
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