Reinke, Johannes

[589] Reinke, Johannes, geb. 1849 in Ziethen, Prof. der Botanik in Kiel.

R., ein heftiger Gegner des naturalistischen Monismus, neigt zum Dualismus und Theismus und ist als Naturphilosoph Vitalist. Ein Gegner der Selektionstheorie, ist R. doch Evolutionist, faßt aber die Entwicklung teleologisch auf und lehrt eine Erschaffung der organischen Elemente durch Gott. Die Welt ist ihrem Prinzip nach »Tat«, Produkt der Schöpferkraft einer göttlichen Intelligenz. »Gott« ist ein Symbol für die »Summe jener intelligenten und[589] gestaltenden Kräfte, die transzendent und immanent zugleich sind, aus der Transzendenz die Immanenz erzeugend«. Außer den Energien gibt es in den Organismen »Dominanten«, d.h. richtende Triebkräfte, welche eine Art Beseelung, Durchgeistigung der materiellen Substanz bewirken. Es gibt »Arbeits-« und »Gestaltungsdominanten«. Sie sind »überenergetische« Richtkräfte, die bildenden, aufbauenden Kräfte des Organismus, in welchem es außerdem die von der Struktur abhängigen »Systemkräfte« (»Formkräfte«) und endlich die »Seelenkräfte« gibt. Die Dominanten, wie die anderen nichtenergetischen Kräfte, leisten keine mechanische Arbeit, sondern lenken und beherrschen den Energiestrom im Organismus. Die Dominanten sind »formgebende, gestaltbildende Kräfte, die innerhalb des Organismus wirksam sind und... in ihrer Wirksamkeit nur mit der des Technikers oder Künstlers verglichen werden können«. Die Finalität ist nach R. ein Denk- und Seinsprinzip, so daß es (wie nach v. Baer u. a.) eine Zielstrebigkeit gibt. Seele und Leib stehen in Wechselwirkung.

SCHRIFTEN: Morpholog. Abhandlungen, 1872. – Lehrbuch der Botanik, 1880. – Die Welt als Tat, 1899; 4. A. 1905. – Einleitung in die theoret. Biologie, 1901. – Philosophie der Botanik, 1905. – Die Natur und Wir, 1907. – Haeckels Monismus und seine Freunde, 1907. – Naturwissenschaftl. Vorträge, 1908. – Neues vom Haeckelismus, 1908. – Rousseaus Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars, 1908, u. a. – Vgl. KOLTAN, J. R.s dualist. Weltansicht, 1908.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 589-590.
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