Sabatier, Auguste

[619] Sabatier, Auguste, geb. 1839 in Vallon, Prof. der protestantischen Theologie in Paris, gest. daselbst 1901. = S. ist als Religionsphilosoph von Kant und Schleiermacher beeinflußt. Die Anfänge der Religion sind Furcht und Hoffnung; das Gefühl der Not als eine Form des Erhaltungstriebes zeitigt die Religion. Diese enthält ein passives Element, das Gefühl der Abhängigkeit, und ein aktives, das Gefühl des Vertrauens und der Liebe. Religion besteht »in einer bewußten und gewellten Gemeinschaft und Beziehung, in welche die[619] Seele in ihrer Not mit der geheimnisvollen Macht eintritt, von der sie das Gefühl hat, daß sie selber und ihr Schicksal von ihr abhängt«. Alle Offenbarung und aller erlaube ist innerlicher, geistiger Art (»Symbolofideismus«). Gott, der Weltgrund, ändert nicht die Ordnung der Welt, in welcher alles gesetzmäßig zugeht.

SCHRIFTEN: Esquisse d'une philosophie de la religion d'après la psychologie et l'histoire, 1897; deutsch 1898 (Hauptwerk). – Les religions d'autorité et la religion de l'esprit, 1902, u. a. – Vgl. J. MICHALCESCU, Darstellung und Kritik der Religionsphilosophie S.s, 1903.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 619-620.
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