Stange, Carl

[708] Stange, Carl, geb. 1870 in Hamburg, Professor der Theologie in Greifswald.

Die Ethik ist nach S. nicht eine normative Wissenschaft. Sie hat das Sittliche in dessen Faktoren darzutun und ist eine auf empirischer Grundlage ruhende spekulative Wissenschaft. Sie sucht den Inhalt des Sittlichen, die allgemeinen Merkmale der sittlichen Handlungen, die Faktoren des sittlichen Inhalts, die Quelle der sittlichen Urteile sowie die Entstehungsgeschichte des Sittlichen zu bestimmen. Die Sittlichkeit beruht auf Autonomie, auf der Norm der Vernunft. Sittlich gut ist das Pflichtgemäße, d.h. das der Vernunft Gemäße, wie es in der Gemeinschaft erwächst. Die Pflicht ist eine elementare sittliche Norm, die »Vorstellung eines Seinsollenden als Motiv«. Nicht Pflichten, nur Motive des sittlichen Handelns können miteinander in Konflikt geraten.

Schriften: Die schriftliche Ethik in ihrem Verhältnis zur modernen Ethik, 1892. – Einleitung in die Ethik, 1900-1. – Der Gedankengang der Kritik der reinen Vernunft, 1902; 3. A. 1907. – Das Problem Tolstojs, 1903. – Theolog. Aufsätze, 1905. – Grundriß der Religionsphilosophie, 1907, u.a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 708.
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