Bouterwek, Friedrich

[73] Bouterwek, Friedrich, geb. 1766 bei Goslar, Prof. in Göttingen, gest. 1828.

Unter »Apodiktik« versteht B. die »Wissenschaft, durch welche der Grund der Erfahrungen gefunden und vor der Vernunft gerechtfertigt wird« (Apod. I, 6). Sie zerfällt in logische, transzendentale und praktische Apodiktik. Das reine Denken reicht zur Erkenntnis nicht aus. Nur ein unmittelbares Erkennen findet die Wirklichkeit, welche das Denken als solche bewährt. Durch innere Erfahrung erfassen wir das absolut Wirkliche. Dieses ist über den Gegensatz von Subjekt und Objekt erhaben, es ist der Träger beider, ist die Einheit der Kräfte und Widerstände, in der wir und die Dinge sind, es ist »absolute Virtualität«, wie alle Dinge an sich Kraft sind (»Virtualismus«). »Kraft in uns oder außer uns ist relative Realität. Widerstand ist entgegengesetzte, also auch relative Realität. Beide vereinigt sind Virtualität. Durch Virtualität sind wir.« »Die absolute Realität ist nichts anderes als eben diese Virtualität, die in uns ist, wie wir in ihr sind. Sie ist das Absolute, das durch sich selbst ist« (Apod. II, 68 ff.). Der Mensch erfaßt sich in seinem Willen als endliche Virtualität und muß auch seine Nebenmenschen als solche behandeln. Auf das Unbedingte geht der »Glaube«, den B. in seinen Arbeiten seit 1810 stärker betont.

B.s (von Grillparzer gelobte) Ästhetik hat eine psychologische Grundlage. Sie hat »zu erklären, was wir empfinden, wenn wir mit Recht urteilen, daß etwas schön ist...« (Asth. I, 3). Das ästhetische Gefühl ist das »menschliche Urgefühl«, in dem die menschliche Natur als ein Ganzes wirkt. Das Spiel ist mit der Kunst verwandt. Das Schöne beruht auf dein Gesetz einer. »harmonischen Tätigkeit aller geistigen Kräfte« (I, 50), auf innerer Harmonie, ästhetischer Einheit im Mannigfaltigen.

Schriften: Idee einer Apodiktik, 1799 (Hauptwerk). – Anfangsgründe der spekulativen[73] Philosophie, 1800. – Ästhetik, 1806, S.A. 1824. – Ideen zur Metaphysik des Schonen, 1808. – Praktische Aphorismen, 1808, – Lehrbuch der philos. Wissenschaften, 1813. – Die Religion der Vernunft, 1824. – Die beiden letzten Schriften nähern sich dem Standpunkt Jacobis sehr.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 73-74.
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