Rüdiger, Andreas

[616] Rüdiger (Ridiger), Andreas, geb. 1673 in Rochlitz, Arzt und Privatdozent der Philosophie in Halle, gest. 1731 in Leipzig.

R. ist ein eklektisch denkender Gegner der Wolffschen Philosophie. Er bekämpft die Anwendung der mathematischen Methode auf die Philosophie; erstere hat es nur mit dem Möglichen zu tun, die Philosophie zeigt, durch Wahrscheinlichkeitsgründe, wie etwas Mögliches wirklich sein kann. Die Wahrheit definiert R. als Übereinstimmung der Sache mit dem Denken (»convenientia rei cum intellectu«) bzw. der Begriffe mit den Wahrnehmungen. In der Physik zeigt sich R. einerseits von Descartes, anderseits von H. More und R. Fludd beeinflußt. Als Prinzipien der Dinge bestimmt er Luft, Äther und Geist. Die Seele ist geistig und einfach, aber doch ausgedehnt und insofern materiell. Es gibt im Menschen mehrere Seelen. Seele und Leib stehen miteinander in Wechselwirkung. In der Ethik ist R. besonders von Chr. Thomasius beeinflußt. Das Sittengesetz führt er auf den göttlichen Willen zurück.

Von R. ist Crusius beeinflußt.

SCHRIFTEN: Disputatio de eo, quod omnes ideae oriuntur a sensione, 1704 (Empiristisch). – De sensu veri et falsi, 1709, 1722. – Philosophia synthetica, 1707 (= Institutiones eruditionis). – Physica divina, 1716. – Philosophia pragmatica, 1723. – Wolffens Meinung vom Wesen der Seele, 1727. – Anweisung zur Zufriedenheit der menschl. Seele, 1721, 1726. – Vgl. W. CARLS, R.s Moralphilosophie, 1894.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 616.
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