Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert – Online-Bibliographie

Startseite
Suche
Universitäten A-Z
Rektoren/Redner A-Z
Begleittexte:
  • Universitätsgeschichtliche Projekte in der Historischen Kommission - Finanzierung
  • Projekt Rektoratsreden - Organisation, Kooperation
  • Rektoratsrede: Definition, Entwicklungen, Überlieferungsdichte
  • Standorte der Reden
  • Datenbank: Bibliographie, Volltexte
  • Publikationen im Projekt Rektoratsreden
  • Schweizer Rektoratsreden - Zugangssoftware
 
 
Projektträger
Impressum
Datenschutzerklärung
Historische Kommission

Rektoratsrede: Definition, Entwicklungen, Überlieferungsdichte

Als Rektoratsreden werden die rituell wiederkehrenden öffentlichen Reden des neuen oder des scheidenden Rektors verstanden, nicht hingegen die Reden der Rektoren zu sonstigen Anlässen. In der Schweiz werden sie stets zu Amtsantritt oder -ende gehalten. In Deutschland kamen andere, meist landesgeschichtliche Anlässe hinzu.

Erfaßt werden neben den Universitäten auch die Technischen Hochschulen, nicht hingegen Künstlerische, Veterinärmedizinische Hochschulen und Wirtschaftshochschulen.

Die Tradition der Rektoratsrede entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele Reden wurden zunächst nicht publiziert, und auch später gab es Lücken. Gegen Mitte des Jahrhunderts erschienen die ersten Schriftenreihen. Sie publizierten jedoch vielfach nicht die Rede, mit welcher der neue Rektor sein Amt übernahm, sondern eine kurze Schrift des scheidenden Rektors, die den Amtswechsel ankündigte und häufig von einer thematischen Abhandlung begleitet wurde. Nach Gründung des Deutschen Reiches verstetigte sich bis gegen Ende des Jahrhunderts die Tradition der jährlichen Rektoratsrede. Sie wurden nun publiziert und erschienen häufig in einer Reihe. Der Anlaß, zu dem die Rektoratsrede gehalten wurde, variierte in Deutschland weiterhin (Gründungsdatum der Universität, Lebensdaten des Landesherren u.a.). Nicht alle Universitäten gingen zur jährlichen Rektoratsrede über, doch ihre Zahl stieg, wie die Überlieferungsdichte zeigt.

Im 20. Jahrhundert setzt sich dieser Trend fort. In den Kriegszeiten und unmittelbar danach verzichteten viele Hochschulen jedoch auf eine festliche Rektoratsübergabe; z.T. traten dann gedruckte Rektoratsberichte an ihre Stelle. In der Schweiz gibt es diese Unterbrechungen nicht.

In den 1920er Jahren entstanden an vielen Universitäten und auch an Technischen Hochschulen Reihen wie "Universitätsreden", "Akademische Reden" oder "Hochschulschriften". Sie publizierten die Reden zum Rektoratswechsel, zur Jahresfeier oder zu sonstigen Anlässen.

Der Bruch mit universitären Traditionen, den die nationalsozialistische Herrschaft erzwang, zeigt sich auch an den Rektoratsreden an deutschen Universitäten. Bisherige Redeanlässe wurden von den Rektoren vielfach nicht mehr wahrgenommen, neue traten nicht immer an ihre Stelle oder es konkurrierten Reden von NS-Institutionen mit den Rektoratsreden. Diese Traditionsunsicherheit setzte sich teilweise bis in die fünfziger Jahre fort. Hinzu kamen äußere Umstände wie Papierknappheit, welche die Publikation von Rektoratsreden verhindern konnten.

Die meisten Hochschulen nahmen die Tradition nach dem Ende der NS-Herrschaft jedoch wieder auf, ließen ihre Schriftenreihen aufleben oder gaben neue heraus. Die Entwicklung teilte sich dann in eine redenreiche westliche Linie und eine östliche mit einer geringeren Dichte an Reden, bis dann Ende der sechziger Jahre die Tradition der Rektoratsrede in Ost und West auslief. In der Schweiz gibt es diese Traditionsbrüche nicht.

In den Jahren, in denen die Rektoratsreden noch nicht veröffentlicht (früheres 19. Jahrhundert) oder keine Reden mehr gehalten wurden (an den deutschen Universitäten ab ca. 1968), werden die Rektoren dennoch genannt, soweit sie erfaßt werden konnten.

© Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften